Leider ist der Wasserzufluss sehr mangelhaft in Folge des schlechten Zustandes der
Leitungen und des durchweg ungenügenden Canalisationssystems, das durch die häufig vo r genommenen
Aenderungen noch verschlechtert wird. Ein grösser Theil des Wassers geht verloren
oder hat mit allerhand Schwierigkeiten zu kämpfen, um zu den Reservoirs zu gelangen, was häufig
das Aufreissen des Pflasters nöthig macht und dadurch sehr kostspielig wird, dass die Ursache der
Verstopfung meist mühsam aufzusuchen ist und die Röhren gar zu häufig zu repariren sind. Es
giebt nämlich Gassen, w o diese in solcher Menge vorhanden sind, dass es für den Eigenthümer
nahezu unmöglich ist, seine Leitung gleich zu erkennen, so dass man gezwungen ist, sie alle zu
öffnen und Wasser fliessen zu lassen, um die gesuchte zu finden. Die Mehrzahl der Röhren ist
überdies häufig durch Kalkinkrustation obstruirt, und die neuen bersten leicht in Folge des Druckes
bei der vorhandenen Neigung der meisten Gassen.
Rückwärtige Seite des Hauses des Consulado.
Palma hat zahlreiche öffentliche und Privat-Wasserreservoirs, die man Fonts nennt. Dieselben
sind cubisch gebaut oder haben die Form eines geraden, rechtwinkeligen Parallelepipeds.
Zur Speisung der öffentlichen w ie Privat-Reservoirs öffnet der Siquier die Schleuse (Fibla),
und zwar je nach den Tagen gegen Westen oder Osten, entsprechend dem Zweige der Wasserleitung,
die gegen einen bestimmten Theil der Stadt gerichtet ist. Da die Oeffnungen, die zu den Fonts
führen, stets offen bleiben und Wasser aufnehmen, sobald es durch die Wasserleitung fliesst, so
kommt es häufig vor, dass die Theilnehmer im unteren Theile dieses Stadtviertels nicht einen
Tropfen bekommen, während die höher wohnenden durch die Abflussleitungen einen Theil des
Wassers verloren gehen lassen. Auch sind oft zahlreiche Privatleitungsröhren zerbrochen, so dass
sich das Wasser in dem umgebenden Boden verliert, manchmal den Wasserstand der Brunnen
erhöhend. Man berechnet, dass in Folge dieser Nachtheile und des schlechten Zustandes der Canalisirung
e twa die Hälfte des Wassers, welches in die Stadt kommt, verloren geht oder unbenutzt bleibt.
Das Recht auf einen Wasserantheil (Dret d’Aygo ), welches die Privatleute erlangen können,
stuft sich in drei Klassen ab, den bei der Municipalität aufbewahrten Mustern entsprechend, in
Diners, Dobles und dos Dobles. Die Diners sind cylindrische Röhren von 15 mm Durchmesser.
Die Doble ist ein cylindrisches Rohr von 31 mm. Durchmesser, das etwa 10 Diners entspricht.
Die dos Dobles sind cylindrische Röhren von 45 mm Durchmesser und entsprechen ca. 20 Diners.
Die Wassermenge, welche ein Diner liefern kann, ist nicht genau ermittelt. Man hat berechnet,
dass ein Diner d’A y g o in einer Stunde w o h l ca. 135— 140 1 abgiebt. A lso w äre das Minimal-
product eines Diners d’A y g o in einer Tanda von 8 Stunden 1080 1. Im Jahre 1867 hatte man in
Palma 7000 Diners d’A y g o , w a s annähernd auch dem heutigen Zustande entsprechen dürfte. Je
nach der Grösse des Font oder den Bedürfnissen der Familie umfasst der Dret d’A y g o eine grössere
oder geringere Menge von Diners, die sich bis auf 20 erstreckt. Im Allgemeinen ist der Zw e ck
dieser Concessionen, die ganz unentgeltlich sind, nur den Hausbedarf für Menschen und Thiere zu
decken, aber ebenso w ie früher bewässert man heutzutage auf Grund derselben auch einige Gärten,
die in der Stadt vorhanden sind.
Ausser den mit dem Wasser der Leitung angefüllten Fonts, deren Palma 19 öffentliche,
10 mit einfachem Hahn und 9 mit Pumpe, zählt, hat man auch Brunnen in Palma, die namentlich
in der Vila d’abaix bestehen und in geringer Tiefe oft recht gutes Wasser haben, das aber, mit
Ammoniak vermischt, mehr weisses Präcipitat liefert, als das Leitüngswasser, und mit Silbernitrat
Indicien von Chlorüren giebt. Es giebt deren 8 öffentliche, w o vo n nur 3 Pumpe versehen
sind. Einige Brunnen werden auch als Norias verwendet, um Gärten zu bewässern. In Palma hat
man keine Cisternen für das Regenwasser, sondern man lässt dieses von den Dächern, die meistens
keine Dachrinnen haben, in die Gassen und Höfe laufen, w o es grosse Bäche bildet und sich dann
in die Cloaken ergiesst.
Auch das Cloakensystem ist in Palma sehr mangelhaft und einer Umänderung bedürftig.
Die Abzugswässer, meist blos aus Regenwasser bestehend, da die Abtritte in kleine Cisternen
führen, aus denen die Fäcalstoffe dann von Zeit zu Zeit herausgeschafft und verkauft werden,
fliessen durch Canäle (Alcantarillas), ähnlich jenen der Wasserleitung, aber im Allgemeinen viel
weniger sorgfältig als diese, construirt, dem Meere zu.
Strassen und Häuser.
Die Gassen, deren Palma 296 zählt (dazu 56 im Arrabal), sind meist eng und mit rundlichen
Kieselsteinen, theilweise auch mit Quadern sehr mangelhaft gepflastert. Manche sind durch
die Wagenräder ganz ausgehöhlt, und leider begnügt man sich häufig damit, in die ärgsten Löcher
Schotter hineinzuwerfen. Zu der Pflasterung hat man verschiedene Steinsorten verwendet. Erstens:
compacten Kalkstein von unregelmäfsiger Gestalt aus der Garriga rasa unweit der Vileta im
Distrikte von Palma. Zweitens: Platten (Adequines) von demselben Stein. Drittens: Platten aus
Stein von Estallenchs, weiss oder grau. Viertens: Stein aus Estallenchs, von röthlicher Farbe,
namentlich in einigen der unteren Gassen der Vila de amunt verwendet. Fünftens: Platten von
Stein aus Monjuich. Sechstens: dichten Kalkstein aus Son Vida in dem Distrikte und der Umgebung
von Palma. Einige Gassen sind so eng, dass ein Wagen nur mühsam durchfahren kann, dafür
sind sie aber im Sommer auch schattig; in den Mittagsstunden spannt man über.manche derselben
ein Zelt. Die Plätze sind meistens klein und unregelmäfsig. Man zählt deren 32 und 6 im Arrabal.
Die Stadt wird gut mit Gas beleuchtet, und nur zwischen der Stadt und dem Arrabal de Sta Catalina
sind Petroleumlampen in Gebrauch. Die Namen der Gassen sind mit schwarzen Buchstaben auf
kleine Tabletten aus Marmor geschrieben, die mit Nägeln an der Mauer befestigt sind; jedes Haus
hat eine Hausnummer auf dem Hauptthor, jede andere Thüre trägt dieselbe Nummer und daneben
das W o rt Accesorio (von dem ändern abhängig). Ausserdem befindet sich an jedem Hause die
Nummer der Manzana, w ie die von mehreren Gassen gebildete Häuserinsel genannt wird.
Palma zählt etwa 3046 Häuser, der Arrabal de Sta Catalina 280. V on den Häusern waren
56 einstöckig, 464 zweistöckig, 1398 dreistöckig, und 1128 hatten mehr als drei Stockwerke.