Etwas weiterhin treffen w ir in der Thalsohle alte Oelbäume, darunter auch die Olivera de sa Pö,
einen der grössten Oelbäume der Insel. Unweit von der Taulera sind die Brüche der Font Santa,
aus welchen der schon erwähnte harte Marés für die Façade der Domkirche bezogen wird; dahinter
erheben sich die Waldabhänge der Sierra de la Burguesa. Rechts sieht man den mit Kiefern
bestandenen Hügel von Bellver; auf den nahen Lehnen bilden aber Johannisbrodbäume und weiter-
Thurm von Son Armadans.
hin Mandelbäume fast die einzige Cultur. Links erblickt man Son Dur et, ein vernachlässigtes Haus
mit breiter Terrasse, aber mit schönster Aussicht auf Palma und die Bucht; vielleicht das prächtigste
Bild der ganzen Umgebung, an welchem man sich nicht satt sehen kann, namentlich gegen Abend,
wenn das Meer im Abendgold glitzert und die Muralla und die Seo in Goldfarben glühen. Von
hier ab geht die Strasse ziemlich stark bergab; einige Palmen und Johannisbrodbäume stehen an
beiden Seiten derselben. Bevor man beim Torr ent de S13- Catalina de Sn Magi den Fahrweg von
Andraitx, am Ende des Arrabal, erreicht, führt rechter Hand ein Gitter nach Son Armadans. Es
Die Umgebung der Stadt Palma. 485
ist dies ein altes Possessionshaus des Márquez de Bellpuig, an dessen viereckigen Thurm sich manche
mittelalterliche Sage knüpft. Daneben heben viele Cypressen, w ie überhaupt in allen dem v erstorbenen
Márquez gehörigen Besitzungen, ihr stolzes Haupt empor. Am Fusse von Bellver giebt
es viele Höhlen und Brunnen, die der Márquez von den Leuten bei einer Hungersnoth zwecklos
graben liess, da er meinte, die Leute müssten arbeiten, wenn sie nicht das Geld demoralisiren solle,
zugleich aber sich nicht nachsagen lassen wollte, sie hätten ihm mit ihrer Arbeit einen Nutzen
gebracht. Besser und verständiger w äre es gewesen, wenn der Márquez diese Arbeitskräfte zu
einem gemeinnützigen Zwecke verwendet hätte.
Lenken w ir unsere Schritte nun zu den Lehnen des von der Riera umflossenen Vorsprunges
der Sierra de la Burguesa und machen eine kurze Rast auf der Anhöhe von Puigjet, so sehen w ir
drei kleine Ortschaften (Lugares): La Vileta, Son Serra und Son Rapiña, einen anmuthigen Flecken
Erde bildend. Son Rapiña ist ein beliebter Ausflugsort mit Kiefern Waldungen. Die Gegend ist
zwar nicht schön, aber geschützt und trocken und deshalb ein lieblicher Aufenthalt mit der Aussicht
auf die smaragdgrüne Huerta, auf die Höhen bei Llummayor und das ferne Cabrera.
Von den drei erwähnten Lugares ist La Vileta am ansehnlichsten, mit herrlichen Häusern
und Mandelbaumpflanzungen. Die grosse Furche der Riera trennt sie vom Rücken von Establiments.
Das 1857 erbaute Kirchlein hat ausser der Hochaltarkapelle vier Altäre auf jeder Seite.
Son Serra ist eine Caserio zwischen der Vileta und Son Rapiña und besteht theils aus stets
bewohnten Häusern, theils aus Landhäusern wohlhabender Leute Palma’s. Das Kirchlein von
Sn Antonio de Padua wurde 1839 errichtet. Man pflegt darin zur Zeit der Sommerfrische und im
Herbst Messe zu lesen.
Das Oratorio publico de Son Rapiña wurde in neuerer Zeit durch milde Gaben von Familien
Palma’s, welche in Son Rapiña Landhäuser haben, namentlich jener von Quint Zafor-
teza, und von Landleuten der Umgebung erbaut.
Betrachten w ir jetzt die Hauptstellen der Horta. Nahezu alle Gründe, welche die Horta
de Palma im Westen bilden, und die man mit dem Namen der oberen Huerta, Horta damunt,
bezeichnet, erhalten aus der Font de la V ila Wasser; dem östlichen Theile der Huerta, zwischen der
Carretera de Inca und dem Coli d’en Rebasa bis zum Meere belegen, und unter dem Namen der
unteren Huerta, Horta d’abaix oder d’avall, bekannt, fliesst Wasser aus Norias zu. Man findet dort
Wasser gewöhnlich in einer Tiefe von 5 bis 6 m. Die ganze Huerta hat viele Häuser; in der
oberen Huerta sind sie stattlicher und meist Possessionshäuser, vielfach von Orangen- und Obstgärten
umgeben, in der unteren meist kleinere Häuser, nur für die Hortolans dienend, w elch e
in den bewässerten Gründen Saubohnen, Cerealien in Menge als Thierfutter und allerhand Gemüse
bauen. Meist von Pfahlrohr und Opuntiengebüsch umgeben, steht neben denselben gewöhnlich
eine Noria, bei einzelnen hohe, starke Palmen, welche der Landschaft einen besonderen Reiz
verleihen.
Verlassen w ir durch die Puerta de Jesus die Stadt auf der mit Platanen bepflanzten Promenade,
gleichsam einer Fortsetzung der Rambla, so bilden die sich kreuzenden Fahrwege eine Art
Rondel, und ziehen w ir die Strasse immer gerade aus, so stossen w ir nach ca. einer Meile Entfernung
auf die Trümmer des Klosters von Nuestra Señora de los Angeles, gewöhnlich de Jesus genannt*
Es wurde 1441 gegründet und nach der Klosteraufhebung 1835 von der Regierung verkauft, w ob ei
das Kloster umgebaut, die Kirche aber zerstört wurde.
Schlägt man dagegen den nach Valldemosa führenden W e g ein, so findet man an der
Stelle, w o sich ein Renaissance-Kalksteinkreuz auf Stufen befindet, eine Strasse, die zu dem 4 km
von Palma entfernten, zwischen der Fahrstrasse von Valldemosa und jener von Establiments
gelegenen, ehemaligen Kloster del Real führt. Cisterziensermönche hatten im Jahre 1239 mehrere
Güter erworben, um darauf ein Kloster zu errichten. So erhielten sie auch den Platz, auf welchem
die maurischen Herrscher ein Landhaus erbaut hatten und neben welchem der Eroberer Dn Jaime L,
als er die Stadt Maylorches, wie man damals Palma nannte, belagerte, sein Lager aufschlug. Daher
bekam der Platz den Namen La Real, welcher dann auf das Kloster überging.