Der Abt des Real war ln alter Zeit eine wichtige Person; er w a r Mitglied des Königsraths,
seitdem Dn Jaime 111. die sog. Leyes palatinas erlassen hatte; er besass Stimmrecht in den Cortes
und sass hinter dem Bischof und vor dem Capitel. Zugleich w a r er Juez Gonservador, um das
Privilegium der Mallorquiner, bei etwaigen Processen nicht nöthig zu haben, die Insel zu verlassen,
zu hüten und zu erhalten; kraft eines apostolischen Breves Pius’ II. vom 7. Juli 1464 versah er das
gleiche Amt bei der Cofradia de Sn Pedro y Sn Bernardo. Gleichzeitig w a r er auch Juez Con-
servador der militärischen Ritterorden von Santiago, Calatrava, Alcantara und Montesa. König
Karl II., als Grossmeister dieser Orden, ernannte sogar am 27. November 1699 den Abt del Real
Can Aleo vera in der Huerta.
zu ihrem Superior, damit die Ritter den Satzungen gemäss leben sollten. Die von Ferdinand VII.
verfügte Aufhebung der Mönchsorden fand für das Kloster del Real am 7. December 1820 A n wendung.
Die Güter und Renten des Klosters wurden öffentlich versteigert. Nach Aufhebung
der Verfassung kamen zwar die Mönche am 10. November 1823 wieder in, ihren alten Besitz; das
Klostergebäude hatte jedoch inzwischen sehr gelitten und w ar gelegentlich der Seuche im Jahre
1821 auch in ein Spital umgewandelt worden. Am 12. August 1835 mussten die Cisterzienser
abermals das Kloster räumen. Die Güter wurden Denjenigen zugesprochen, die sie im Jahre 1820
gekauft hatten. Das Klostergebäude wurde 1843 an Private verkauft; die Kirche besteht noch und
w ird von einem vom Bischof ernannten Custos bewacht. An allen Sonn- und Feiertagen pflegt
man darin Messe zu lesen. Am 20. August, also am Tage des heiligen Bernhard, w ird in und bei
der Kirche das älteste Fest der Insel gefeiert, von dem bereits im Allgemeinen Theil die
Rede- war.
La Real bietet einen alten, nun verlassenen Klosterhof dar, von welchem nur zw ei Seiten
erhalten sind; dieselben zeigen von Säulen getragene Segmentbogen; auf der einen Seite ist ein
Thürmchen. Der Brunnen im Klosterhofe wird von der Quelle de la Granja gespeist, die einst
den Mönchen gehörte. Von der Terrasse des Daches blickt man auf die Huerta, die Bahia, die
vielen kleinen Nachbarorte, die ganze Sierra und die Ebene, die Höhen von Randa, sowie den
nahen Obstgarten (Hortet) mit seinen zahlreichen Orangenbäumen, grossen Aprikosenbäumen und
Kürbiss-Lauben.
Die Kirche von La Real, von S‘a Cruz und Palma abhängig, enthält fünf Spitzbogen, getragen
von flachen Wandpfeilern und in den Bogenräumen ein Spitzbogenfenster enthaltend.
Rechts und links am zweiten Bogen sind gothische Kapellen mit einfach sich kreuzenden Rippen
in der Wölbung. Die Kapelle rechts enthält das Grab eines Mönchs aus dem Jahre- 1636. An
dem Bogen gegen die Kirche zu sind noch alte Figürchen als Capitäle. In dieser Kapelle ist ein
Altarbild mit dem heiligen Jeronimus zu sehen. Unter der Orgelhalle ist der Sn Christo de' la
Real Gegenstand grösser Verehrung.
Geht man vom Anfänge der beiden W e g e von Valldemosa und Söller auf dem mit Bäumen
bepflanzten Fahrwege vorwärts, so kommt man zum Bahnhofe, der Puerta Pintada gegenüber, von
dem bei der Gesammtschilderung der Bahnstrecken Mallorcas noch die Rede: sein wird.
Etwas weiter beginnt die Carretera de Inca mit grossen, von runden Säulen getragenen
Hostals; an derselben liegt in kurzer Entfernung die Häusergruppe des Hostalet d’en Canellas mit
einem der Virgen Maria gewidmeten Oratorium.
Die niedrige Häuserreihe mit vortretenden Ziegeldächern, der Puerta de Sn Antonio gegenüber,
heisst Ses Enramades. Dort wird der Schweinemarkt abgehalten; daneben befinden sich
zwei grosse Tränken (Abevradors) für das zahlreiche Vieh, welches an diesen Märkten hier zusammenkommt.
V on hier zweigen die beiden Fahrstassen nach Manacor und Llummayor ab. An
der ersteren liegen,, etwas^weniger als 2 km von Palma entfernt, die Reste einer kleinen Kirche.
In aller Zeit hiess sie la Soledad de fora Porta, w o die Minimenmönche gegen Ende djpjjahres
1582 ein Kloster besassen. Im Jahre 1585 siedelten sie von hier nach der Stadt über. Mit d e rZ e it
verschwand das Kloster der Soledad, und es blieb nur die kleine, von Sta Eulalia und Palma abhängige
Kirche übrig, die im letzten Jahrzehnt eine Ruine wurde.
Verfolgt man dagegen die Carretera de Llummayor, so kommt man an grossen Steinbrüchen
vo rü b e r 'zu der von Palma ca. 3 km entfernten, zwar kleinen, aber stetig zunehmenden Häusergruppe
des Co li d’en Rebasa mit mehreren Hostals und einem auf Kosten der dortigen Einwohner
erbauten Oratorium.
Die ganze Strecke zwischen der Carretera de Llummayor und dem Meere ist heideartiges,
Land, w o sich hin und wieder Strandkiefern und Siwinenhaine finden, abwechselnd mit aufgegebenen
oder noch in Betrieb befindlichen Mares-Steinbrüchen. In der Nähe des Meeres sind erhöhte
Dünen, die sich endlich an das Arenal del Sur anschliessen, w o grössere Strandkiefern wachsen,
die sich scharf, von dem blendend weissen Sand abheben. Mitunter erblickt man auch ein mit
einem Thurm versehenes einsames Possessionshaus. In den Niederungen, namentlich in der Nähe
der Torrenten, deren zwei, der Torrent de Barbara und der Torrent d’Inca, die Gegend durch-
schneiden, trifft man auch auf sumpfige Strecken, w o Binsen und Tamarisken wachsen, und über
die hin und wieder eine Brücke führt.
Nach dem Meeresufer zu treffen w ir dicht bei der Ausmündung des Torrent d’Inca auf der
rechten Seite derselben, auf der Punta d’en Romani genannten Spitze, die Torre d’en Pau. Dieselbe
hiess ehemals Castell des C o li des Romani oder d’en Romani. In Folge mehrerer räuberischer
Landungen der Mauren gab der König am 15. Juli 1681 dem Miguel Roig, welcher Meister in den
benachbarten Steinbrüchen war, die Erlaubniss, auf seine Kosten einen Thurm zu erbauen, mit der
Verpflichtung, ihn zu vertheidigen, und dass der Besitz immer vom Vater auf den Sohn übergehe.