Freien. Jene, die zum Zweck des Melkens gehalten werden, bleiben während der Winternächte
und in den wärmsten Sommerstunden im Stall. Gehütet werden nur die Ziegen, welche in der
Ebene weiden und im Gebirge solche, die man blos am Saume der Torrenten und Marjadas weiden
•lässt. Meistens werden kleine Buben dabei verwendet.
Was die Zucht der zum Consum bestimmten Ziegen anbelangt, so befolgt man dasselbe
System, w ie bei den Schafen. Man kann dasselbe auch sagen betreffs der Ziegen, von denen man
Milch gewinnen w ill. Nur besteht hierbei die Abweichung, dass man die Ziegen von den
Böcken in allen Jahreszeiten belegen lässt, aber namentlich im April, um Milch Anfangs September,
sow ie im December, um Milch im April zu haben; hierdurch errreicht man dann auch, dass ein
Theil der Heerde Milch liefert, während der andere trächtig ist.
Man unterscheidet drei Rassen von Ziegen, die mallorquinische, granadinische und die maltesische.
Die weitaus verbreitetste Rasse ist ein starker, grösser, aber harter Schlag mit ausgeprägter
Ramsnase, langem, ansehnlichem Barte und starken, nach rückwärts gekrümmten Hörnern. Die
mallorquinischen Ziegen zeichnen sich durch ihre Kraft und Gelenkigkeit, w ie auch durch die
Neigung aus, die unzugänglichsten Plätze aufzusuchen und den grössten Gefahren sich auszusetzen,
um bisweilen nur einen Grashalm zu erreichen, als schmeckte ihnen nur das, was sie mit Schwierig-
Prensa.
keiten. erlangen können. Man sieht sie oft auf steiler Felsenwand in schwindelnder Höhe stundenlang
hin und her versuchen, ob sie w oh l wieder den schmalen Pass auffinden, durch den sie
herabsteigen können; manchen gelingt es nicht, und diese kommen dann vor Hunger um oder
stürzen bei einem letzten verzweifelten Versuch in’s Meer. In manchen Gegenden der Sierra
sind die Ziegen vö llig v erwilder t, die schönsten und grössten sind auf dem Puig de Galatzö zu
sehen, w o sie ähnlich w ie die Gemsen in wilden Sätzen auf den Felsenspitzen erscheinen, aufmerksam
und unverwandt in die stille-Umgebung blicken und mit Blitzesschnelle und lautem G e räusch
wieder im Dickicht verschwinden. Noch wilder, aber etwas kleiner, sind sie in den Gebirgen
Artä’s und Pollenza’s, w o sie vorzüglich die unwegsamsten Steilabhänge der Nordküste zu
ihrem Aufenthalt aufsuchen. Es ist schwer, ihrer habhaft zu werden, sie müssen mit Hunden v er folgt
und auf Felsen getrieben werden, w o ihnen kein A u sw e g mehr übrig bleibt. Hierbei laufen
in den schwindelnden Abgründen die Hirten und Bauern unsägliche Gefahren, und es geschehen
nicht selten Unglücksfälle. Manchmal bleibt nur die Flinte als einziger Ausw eg übrig.
Die granadiner Ziegen, von Granada eingeführt, sind auf der Insel vielfach verbreitet,
namentlich im Distrikt Palma, in Soller, Llummayor und Santagny. Sie verdanken ihre Verbreitung
dem Umstand, dass sie nicht so w ild und den Bäumen schädlich sind, dass sie mehr Milch und
Fleisch liefern und fetter werden. Sie weiden stets in der Ebene, namentlich in Obstgärten,
man hält sie vorzugsweise als Milchvieh, und die Bewohner der Huerta sieht man täglich nach
Palma wandern, um die Stadt mit Milch zu versorgen.
Von malteser Ziegen sieht man nur wenige im Distrikt Palma, und die ibizaner Ziegen, mit
den weissen Streifen um den Leib, sind nur ausnahmsweise anzutreffen.
Die Ziegen von
der. mallorquinischen
und granadiner Rasse
haben gewöhnlich
3V2 Palms (70 cm)
Höhe und 14 Lliuras
carniceras (17 kg)
Gewicht. Die Böcke
sind 1 o und bisweilen
20 cm höher und haben
18 Lliuras G e wicht.
Die malteser
Ziegen sind g ewöhn lich
§| kleiner als die
anderen und die v erwilderten
Ziegen der
Gebirge Artä’s und
Pollenzä’s haben dieselbe
Höhe; das G e wicht
ist || geringer.
Der gewöhnliche
Preis einer 2- bis
4jährigen mallorquinischen
und malteser
Ziege ist 5—8 Duros
(26,30— 42,11 Frcs.),
eines Bockes 6 bis
10 Duros, einer granadiner
Ziege 14 Duros,
deren Böcke 8
bis 12 Duros, der Preis
eines Zickleins 4 bis
6 Frcs. Das Ziegenfleisch
ist schlechter
als Schaffleisch. Das
beste liefern jene, die
in den Horta’s von
Palma weiden; das
Zickleinfleisch, das
mehr geschätzt ist,
wird meistens in Junger Ziegenhirt.
Palma verbraucht. Im
Allgemeinen findet kein grösser Konsum von Ziegenfleisch auf Mallorca statt, gleichwohl müssen,
wenn auch in geringer Anzahl, spanische Ziegen eingeführt werden.
Das Fell der Ziegen w ird gewöhnlich von den Landleuten als Schulterdecke (Pellisa) benutzt.
Man fertigt aus ihnen auch Schläuche zum Oeltransport, grosse Seitentaschen (Besots), w elch e