Man vermehrt auf Mallorca die Johannishrodbäume auf zweierlei Art: in Pflanzschulen
(Planté) und durch Pfropfung (Empelt) der wilden Johannishrodbäume.
Im ersteren Falle säet man einige Johannisbrodkerne in einen Blumentopf (Test). Das junge
Pflänzchen wird, wenn es die gewünschte Grösse erreicht hat, in das Land verpflanzt und nach
4 5 Jahren mit Knospen von der gewünschten Sorte gepfropft. Gewöhnlich pfropft man aber
w ild e Johannishrodbäume, indem man sie dort lässt, w o sie aufkeimten.
W ie begreiflich, ist eine derartige Vermehrung der Johannishrodbäume einer weiteren Ausbreitung
nicht förderlich; thatsächlich sind sie auch eher im Abnehmen, als im Zunehmen begriffen.
Ein Grund hierzu mag, ausser in der schwierigen Verpflanzung, in dem ungeheuer langsamen
Wachsthum der Pflanzen zu suchen sein, da in dem Mallorquiner der Gedanke erweckt
wird, dass der, welcher den Johannisbrodbaum säet, nicht seine Frucht erntet, was jedoch nicht
ganz stichhaltig ist; denn ich kenne selbst Leute, welche in ihrer Jugend Johannisbrodbaum-
pflanzungen anlegten und jetzt, wenn schon mit weissem Kopfe, eine gute Ernte davon ziehen.
W ird der Johannisbrodbaum alt, so ist er ein schöner Baum, der häufig sehr malerische Gruppen
bildet; im Innern ist er meist ausgehöhlt und w ird , da sein Holz brüchig ist, bei- starken
Windstössen umgeworfen; er lebt aber fort, wenn er noch mit einem Stück Rinde mit dem Stocke
zusammenhängt, so dass man manchmal herabgewoifenè hohle Stämme am Boden sieht, die vo ll
Lebensfrische grünen. Stört er in dieser Lage bei der Bebauung, so w ird er abgeschnitten, und
gewöhnlich schiessen dann aus dem Stocke neue Triebe empor.
Der Johannisbrodbaum verlangt und erhält auch auf Mallorca nicht soviel Kulturpflege, wie
der 0 elbaum. Umhackt werden die Johannishrodbäume zur Zeit der grössten Hitze und zwar nur
der dritte Theil jährlich. W iew oh l der Schatten der Johannishrodbäume für die Kultur der Getreide-
und Hülsenfrüchte noch schädlicher ist, als jener der Oelbäume, und auch für den Menschen als
nachtheilig angesehen wird, so giebt es doch Garroveräs, w o man jene Feldfrüchte gleichzeitig
anbaut, dann allerdings nur einmal alle drei Jahre säet. In diesem Falle giebt man dem Boden
die entsprechende Beackerung. Das Axarmar oder Reinigen der Johannishrodbäume am Fusse des
Stammes geschieht in derselben Weise w ie bei den Oelbäumen, d. h. man reinigt den sechsten Theil
jährlich, indem man die dürren Aeste wegnimmt und das Gezw eig e etwas lichtet.
Die Johannishrodbäume sind nicht so empfindlich, w ie die Mehrzahl der anderen Bäume.
Sie haben auf Mallorca w enig von schädlichen Einflüssen zu leiden, nur sind sie der sogenannten
Cendrada, die in Form eines weisslichen, aschfarbigen Staubes, sehr ähnlich dem Oïdium der
Weinberge, sich zeigt, ausgesetzt. Diese Krankheit verdirbt die Frucht oder verhindert ihre Entwickelung,
verursacht aber auch dem Baume Schaden, bisweilen in so hohem Grade, dass er eingeht.
Im Allgemeinen hat aber der Johannisbrodbaum genug Kraft, um ihr zu widerstehen.
Häufig verschwindet sie. Es giebt einige Gegenden der Insel, w o man).sie gar nicht kennt.
Die Johannisbrodernte findet im Monat September oder noch früher statt, je nachdem die
Frucht mehr oder minder schnell reift. Man klopft die Zweige mit einem Rohr, das in einer Art
Haken (Gancho) endigt. Dies ist nothwendig, weil das Johannisbrod häufig in Bündeln auf den
Zweigen festsitzt, daher der Spruch: ,,s’ olivera la fa de sa rama y es garrové des tronc." : Die
zu Boden gefallenen Carruben werden von Frauen und Männern gesammelt, in Säcke gebracht
und auf Eseln, bisweilen auch Maulthieren, zum Hause transportirt.
Die Johannisbrodfrüchte auf Mallorca sind von sehr guter Qualität, die gewöhnlichsten Sorten
sind jene von Dureyö, de Costella, rossas und de Mel. Man sieht die von Dureyö als die besten
an; sie sind lang, sehr fleischig und von auffallender Süssigkeit. Jene von Costella, die vorzüglich
in den Distrikten von Söller, Valldemosa und Deyä häufig Vorkommen, sind gleichfalls lang,
aber bedeutend holziger. Sie sind nicht sehr gut, scheinen aber der Natur des Bodens und den
klimatischen Verhältnissen jener Gegenden mehr angemessen. Jene, welche rossas heissen
(spanisch rubias, blonde), finden sich vorzüglich in der Gegend von Alarö; sie sind ziemlich lang,
süss und haben viel Fleisch, und die Johannishrodbäume, die sie liefern, haben die Eigentümlichkeit,
die Zweige gegen den Boden geneigt zu halten. Die de Mel (von Honig) sind nicht so häufig;
sie haben nichts besonders Beme rkensw e rte s, ausgenommen die Süssigkeit, der sie ihren Namen
zu verdanken scheinen, die jedoch nicht allzu bedeutend ist.
Was das Holz der Johannishrodbäume anbelangt, so eignet es sich, w iew o h l es schön
gefärbt ist, doch wegen seiner Brüchigkeit wenig zur Tischlerei. Man benutzt es blos als Brennholz
und berechnet den Gesammtertrag auf 16000— 2t 000 Frcs. jährlich. W a s die Verwendung
des Johannisbrodes anbelangt, so dient es fast ausschliesslich als Futter, manchmal essen die Kinder
und Erwachsenen auch davon, aber sehr selten. Man berechnet das jährliche Product an Johannisbrod
im Mittel auf 992 k g per Hektar. Die Insel producirt 7552984 kg.' Das Partido de Inca ist
dasjenige, dessen Johannishrodbäume relativ den grössten Fruchtertrag geben. Palma, Pollenza,
Marratxi, Esporlas, Andraitx und Soller erreichen den relativ höchsten Ertrag; es giebt manche
Besitzungen, deren Ernte bis 6000 oder 7000 Quintales (244000—285000 kg) beträgt.
Der mittlere Preis des Johannisbrodes ist 13,15 Reales etwa (3,45 Frcs.) für den Quintal
(40,7 kg), w ie begreiflich variirt aber dieser Preis sehr. Das jährlich erzielte Erträgniss der Johannis-
brodbäume w ird für die ganze Insel im Mittel auf 1 176945 Reales netto veranschlagt. Jedenfalls
kann man sagen, dass sie einen der bedeutendsten Zw e ige der Agrikultur - Production auf
Mallorca bilden.
Was die Kulturauslagen betrifft, so sind dieselben, w ie zu erwarten ist, geringer w ie jene
der Oelbäume. Diese betragen im Mittel für die ganze Insel 62,68 Procent des Bruttoproductes,
während die Auslagen für Johannishrodbäume nur 51,77 Procent erreichen. Nichtsdestoweniger
würde diese Ziffer zu hoch erscheinen, wären nicht die Auslagen der. Erhaltung der Terrassen
(Marjes) in den gebirgigen Gegenden, w o sich die Johannishrodbäume hauptsächlich vorfinden,
mitgerechnet.
Die Ausfuhr von Johannisbrod erreichte 1867 die Höhe von 1 555 540 kg.
Der O r a n g e n - und C i t r o n e n b a um , diese schönen Pflanzen desSüdens, bildeten bisher einen
der wichtigen Zweige des agricolen Reichthums Mallorca’s und eine seiner Hauptzierden. Es scheint,
dass die Kultur des Orangenbaumes auf Mallorca schon seit der Zeit der Araber bekannt ist. Der
mallorquinische Chronist Binimelis, der um das Jahr 1591 lebte, spricht von der grossen Anzahl
Orangenbäume, die sich in einer Besitzung der Gegend von Soller befand.
Man kultivirt den Orangen- und Citronenbaum namentlich in den geschützten Thälern des
gebirgigen Theils von Soller, Fornalutx, Deyä und Pollenza, aber w enig in den anderen Distrikten
der Insel, da die Bäume, um zu gedeihen, Schutz vor den Winden und genügendes Wasser v er langen.
Es ist w o h l w ah r , dass man Orangen- und Citronenbäume fast in allen Distrikten der
Insel in den Obstgärten, namentlich in den reicheren Herren gehörigen und in der Nähe der Ortschaften
antrifft, jedoch nur in geringer Zahl.
Der grösste Theil der Orangen- und Citronenbäume Mallorca’s befindet sich in dem Partido
de Palma und namentlich in den Distrikten von Solle r , Fornalutx und Deyä, besonders in dem
ersteren. Im Partido de Inca hat nur Pollenza Wichtigkeit. Die eben erwähnten vier Distrikte
umfassen über 90 Procent der gesammten Ausdehnung dieser Kultur auf Mallorca. Im Partido de
Manacor hat dieselbe gar keine Wichtigkeit. Die Zahl der Orangen- und Citronenbäume per Hektar
ist ungefähr 422 und auf dieser Ziffer basirt die Territorialstatistik.
Die Vermehrung der Orangenbäume kann auf drei Weisen geschehen: durch Ableger, durch
Buturre und durch Samen. In Mallorca und namentlich in Soller ist letzteres' das fast ausschliesslich
verwendete Mittel.
Gewöhnlich steckt man ganzen Orange und zumeist solche, die abfaulen, in den Erdboden
oder in Blumentöpfe, aus dem dann zahlreiche Bäumchen aufschiessen, oder man säet sie in Baumschulen.
In der Regel pfropft man die Orangenbäume nicht, doch kommt es vor bei schlechten
Sorten, sowie bei sauren Orangenbäumen, und Manche behaupten, dass diese Bäume viel w id er standsfähiger
gegen die Kälte, seien und ihre Frucht nicht so leicht durch den Wind abgerissen
würde.
Das Stutzen (Poda) der Orangen- und Citronenbäume findet alle zw ei oder drei Jahre
und zwar in den Monaten September und October statt. Gewöhnlich, beschränkt man sich