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 In  der  Stadt  Ibiza  zählt  man  7393  Einwohner,  w o von   2379  auf  die  eigentliche  Stadt  und  
 4689  auf  die  Marina  entfallen.  Hierzu  kommen  noch  aus  der  unmittelbarsten,  den  Pfarreien  der  
 Stadt  unterstehenden  Umgebung  324  Seelen. 
 Die  Stadtbewohner  zeigen  zumeist  den  spanischen  Typus  und  tragen  zum  Unterschied  von  
 den  Landbewohnern  häufig  einen  Knebelbart.  Die  wohlhabenderen  Klassen  haben  die  Nationaltracht  
 gänzlich  aufgegeben  und  kleiden  sich  nach  allgemeiner  europäischer  Sitte;  die  Frauen  mit 
 Ibiza  vom  Hafen  aus  gesehen. 
 der  spanischen  Velo   und Mantilla.  Die  höheren Stände  leben  in  der  eigentlichen  Stadt;  eine  w irk liche  
 Aristokratie  ist  nicht  vorhanden;  die  zahlreichen Geistlichen,  die  Beamten,  die_Apotheker,  die  
 Richter,  der  Salinendirektor^die  wenigen  Civil«  und  Militärbeamten  und  an  deren  Spitze  der  
 Gouverneur  nehmen  auf  der Insel  Ibiza  die  angesehenste  Stellung  ein.  Dies  rührt besonders  daher,  
 dass  es  an  wirklich  reichen  Familien  fehlt.  Der  Grundbesitz  ist  dort  sehr  vertheilt;  daher  
 giebt  es  w oh l  viele Familien  mit  hinlänglichem  Einkommen,  die  anständig  leben  können;  Leute  mit  
 grossen  Vermögen  aber  fehlen  ganz.  Die  niederen  Klassen  sind  meistens  arm  und  bestehen  aus  
 Handwerkern,  Fischern  und  Seeleuten. 
 Während  der  heissen  Sommermonate  fängt  schon  in  früher  Stunde  ein  reges  Leben  in  
 den  Gassen  der Marina  zu  herrschen  an.  Kaum  hat  es  fünf Uhr  geschlagen,  so  kommen  zahlreiche  
 Bauern  und Bäuerinnen vom Lande,  die mit  Lebensmitteln  bepackten Maulthiere und Esel vo r  sich her  
 treibend,  zur  Stadt.  Die  fröhlichen  Schaaren  singen  in  eintönigem  Rhythmus  muntere  Lieder,  die 
 von  häufigen  Trillern  unterbrochen  werden.  Beim  Thore  machen  sie  eine  kurze  Zeit  Halt,  damit  
 die  vollgepfropften  Paliassen  ihrer  Lastthiere  von  den  Carabineros  untersucht  werden  können. 
 Sobald  es  sechs  Uhr  schlägt,  wird  die  Fallbrücke  der Stadt  heruntergelassen  und  damit  die  
 seit  10  Uhr  des  vorigen  Abends  unterbrochene  Verbindung  mit  der  Marina  wieder  hergestellt.  
 Nun  fängt  es  erst  an  lebendig  zu  werden.  Zahlreiche  Männer  kommen  mit  elend  aussehenden  
 Eseln  zur  Fuente  der  Marina  hinab,  um  ihre  Jerras  mit  Wasser  zu  füllen.  Ein  jeder  Esel  trägt  
 sechs  Thonkrüge,  drei  auf  jeder  Seite,  die  in  den  Taschen  von Palmen-  oderSpartmatten  stecken,  
 welche  zu  beiden  Seiten  des  runden Holzsattels  herabhängen.  Diese Männer versehen  die  Bewohner  
 der  Stadt  mit  dem  nöthigen Wasser.  Seltener  begegnet  man  Eseln,  die  in  ihren  Paliassen  den Un- 
 Einfahrt  in  den  Hafen  von  Ibiza. 
 rath wegführen  und,  indem  sie  schwerfällig  dahinschwanken,  die sich  in  glücklicher Ruhe  sonnenden  
 Schweine  aufscheuchen,  die  grunzend  auseinanderlaufen. 
 Auch  die  Fischer  kommen  um  diese  Stunde  und  breiten  in  der  kleinen  Halle  ihren  Fang  
 aus.  Die  Städter  sind  in  der  Rege l  noch  nicht  anzutreffen,  da  sie  lange  zu  schlafen  pflegen.  
 Erst  gegen  das  Ende  des  Marktes  erscheinen  einige  vornehme  Herren,  die  sich  dort  zw eck lo s  
 herumtreiben  und  sich  schliesslich  zu  kleinen  Gesellschaften  beim  Apotheker  oder  einem  anderen  
 Kaufmann  zusammenfinden. 
 An  Versammlungsorten  ist  Ibiza  nicht  reich:  als  Mittelpunkt  des  gesellschaftlichen  Lebens  
 muss  jedenfalls  die  Fonda  de  Miguel  Gavarra  angesehen  werden.  Hier  finden  sich  die  verschiedensten  
 Leute  im Kaffee-  und  Schenkzimmer  zusammen.  Dem  Einen  schmeckt  ganz  vorzüglich  ein  
 Gläschen  von  Rosoglio  oder  ein  süsser  Wein ,  die  Anderen  ziehen  eine  sehr  erfrischende,  aus  
 bittern  Mandeln  bereitete  Almendrada  v o r   oder  begnügen  sich  auch  blos  mit  einem  Glas Wasser,