(Prestacion personal) in der Form einer gewissen Anzahl Arbeitstage, welche sechs nicht übersteigen
darf, drittens einer Vicinalsteuer, viertens der ausserordentlichen Octrois (Arbitrios), die sie für
nöthig erachten. Die Prestacion personal w ird auf Mallorca vorzugsweise angewendet und kann
sowohl persönlich als in Stellvertretung und mit Ge ld ausgeglichen werden. Die Deputacion zahlt
ausserdem das Gehalt der Directoren und Ueberwachungsbeamten.
Ausser den Fahrstrassen giebt es noch unzählige Reitwege, welche sich nach allen Richtungen,
namentlich nach dem gebirgigen Theile, hinziehen; kein einsam stehendes Haus, keine Bergspitze,
kein noch so abgeschlossenes Gebirgsthälchen entbehrt derselben. Einige der bedeutenderen Wege
werden theilweise von den Gemeinden, theilweise von Privaten unterhalten. Die älteren sind roh
gepflastert; die steilen Gebirgsweg e sind in Stufen (Rayas) eingetheilt, um den Gewässern, die sie
sonst unpassirbar machen würden, Schranken zu setzen. Viele, die nur zu Wald- und Weidestrecken
führen, sind aber blos Pfade, durch welche häufig die Saumthiere sich kaum durcharbeiten
können. Auch in der Ebene sind viele Feldwege, und gehen diese über Bäche, so sind bei A n schwellung
durch Regengüsse, damit Fussgänger jederzeit trockenen Fusses hinüberkommen können,
in gewissen Distanzen oben flache Felsblöcke aufgestellt, Pedras pasadoras genannt. In Folge der
guten Fahrwege spielen unter den Transportmitteln die Fuhrwerke eine grosse Rolle. Man unterscheidet
Bauernwagen, Transport- und Personenwagen. Erstere, deren sich die Bauern sowohl zu
landwirthschaftlichen Verrichtungen, w ie zum Reisen bedienen, heissen Carros de Parey (Zweigespannwagen),
da sie mit zw e i Maulthieren bespannt werden. Sie sind vorzüglich in der Ebene
und in den grösseren Besitzungen üblich. Sie stellen die plumpeste Form von Wagen dar und bestehen
aus einem schweren, im Verhältniss zur Länge ungewöhnlich breiten Holzgestell, welches nur
auf zw ei Rädern, die ehemals, statt Speichen zu haben, vo ll waren, ruht und nach vorn in einem von
der Deichsel durchbohrten, gabelähnlichen Dreieck endigt. A u f der Deichsel liegt, reitend und von
der Gabel begrenzt, die von uns bereits unter dem Spartflechtwerk beschriebene Sarrieta, in die sich
der Kutscher gern setzt oder legt, um einen bequemeren Ruhesitz zu haben. Diese Wagen sind nicht
angestrichen, von blankem Holz, mit Ausnahme der Deichsel, welche blaue Farbe trägt und der
an den Seiten angebrachten kreisförmigen Verzierungen, welche in den lebhaftesten Farben prangen.
Wenn die Wag en angeschirrt sind, ruht die Deichsel auf einem Stabe, der von der unteren Seite
der Deichsel herabgelassen wird, auf welcher er sonst während des Fahrens befestigt ist. Bedient
man sich des Carros de Parey zum Reisen, so werden Strohsäcke, manchmal auch Matratzen, darein
gelegt, um bequem darauf sitzen zu können.. Zu diesem Zwecke werden sie regelmäfsig im Winter
und an Feiertagen mit einer baumwollenen Decke (Envelada) überzogen und heissen dann Carros
envelats. Für die hohen Festtage haben Manche noch eine vielfarbige Decke, Vanava genannt, in
deren strohgelbem Grund allerlei Zickzack und sternartige Zeichnungen eingewebt sind. Diese
Vanavas sind indessen nur noch selten zu sehen und kommen immer mehr ausser Gebrauch. Die
Decke w ird von hölzernen Reifen getragen, die durch drei Stangen verbunden sind, sodass die
obere Wölbung nicht rund, sondern stumpfwinkelig ausfällt.
Die Bespannung für die zw ei Maulthiere ist ziemlich dieselbe w ie beim Pflug: dasselbe
schwerfällige Joch, manchmal, namentlich in Felanitx, grün angestrichen, dasselbe Kummet, mit
Schaffell oder dunklem Leder überzogen und stark mit Nägeln beschlagen, auch mit einer weichen
Lederwulst zum Schutze gegen die hölzerne Co llä versehen. Ganz kleine Scheuleder und ein
weissledernes Stirnband mit rothen Quasten vervollständigen die aus Paumas bestehende, roth g e wundene
Zäumung, zu welcher für den täglichen Gebrauch Stricke aus Spart, für den Sonntag aber
flache, aus Rosshaar und Hanf geflochtene Zügel (Sedene genannt) verwandt werden. Mittelst
einer Nasenkette werden die Thiere gelenkt. Bei Feldarbeiten tragen sie häufig Maulkörbe (Morrals)
aus Lederstreifen, Spartgras und Palmblättern und bisweilen aus Eisendraht. Trotz der höchst
primitiven Attelage der Carros de Parey gehen doch die Thiere recht gut und ziehen mit unglaublicher
Kraft in gestrecktem Trabe und unter heftigem Gerassel das plumpe Fuhrwerk; auch laufen
sie ungeachtet ihres natürlichen Feuers sehr ruhig, w e il sie durch das schwere Joch im Zaum g e halten
werden. Da sie nicht durch Stränge nahe an die Deichsel gehalten werden, so kommt es
gewöhnlich und namentlich ausnahmslos bei jungen, noch nicht gehörig eingefahrenen Thieren vor,
dass sie in schiefer Stellung ziehen, indem jedes Thier soweit als möglich mit dem Rumpfe sich
nach auswärts zu neigen strebt. Da aber das Joch nicht nachgiebt, so sind sie gezwungen, die
Füsse dergestalt nach innen zu kehren, dass man kaum begreift, w ie sie überhaupt noch gehen
können. Diese freie Stellung der Thiere hat aber auch ihre guten Seiten, da sie auf den unebensten
Wegen und über alle Hindernisse hinweggehen können, ohne dadurch den Wagen zu verletzen,
welcher auch wegen seiner grossen Breite nie Gefahr läuft, umzuwerfen. Im Allgemeinen sind die
Carros de Parey aber ein die Thiere sehr anstrengendes, unzweckmäfsiges Fuhrwerk, und manche
Bauern wenden an deren Stelle die üblichen Transportkarren auch für den Feldgebrauch an. Zum
Transport schwerer Lasten, w ie Steine, Mehl, Weizen, hat man grössere, niedrige, mit vier V o llrädern
versehene Fuhrwerke, die durch ein Parey mit Joch w ie die Bauernwagen gezogen werden
und die man Carro matas nennt;.sie kommen aber immer mehr ausser Gebrauch.
Bauernwagen im Sonntagsstaat.
Die mallorquinischen Transportkarren (Carros) gleichen den italienischen. Sie ruhen ebenfalls
auf zwei Rädern, haben an den Seiten ein von Stäben gebildetes Geländer (Parabandes), sind
meist bläulich angestrichen und durchweg einspännig. Das Maulthier oder Pferd w ird in eine
Gabel vermittelst eines leichten, ledernen Kummets eingespannt. Das übrige Geschirr besteht
ebenfalls aus dunklem Leder, und die Kopfzäumung ist mit grossem Scheuleder und mit Nasenkette
und Trense oder Stange versehen. Manchmal tragen sie einen Riemen mit Schellen um den
Hals. Diese Art und Weise*des Aufschirrens ist auch bei anderen Fuhrwerken, bald mehr, bald
minder luxuriös, üblich. Jene Carros, die in Palma den Verkehr mit dem Hafen vermitteln, und
jene ausserhalb der Stadt, die Dünger, Steine, Holz und ähnliche Dinge transportiren, sind unbedeckt;
die anderen tragen eine baumwollene Decke, die über Holzreifen ausgespannt und hinten
mit einer Schnur zugezogen wird, während sie vorn offen bleibt. Auch über das Thier w ird vom
Karren aus eine Decke zu beiden Seiten des Kummets befestigt, die das Thier gegen Regen schützt.
Balearen I. 45