die theils gelblichroth, theils weisslich ist. Sie beginnen im August zu reifen, je nach Witterung
und Ortslage, auch früher oder später, und tragen Früchte bis zum Herbst, ja bis December oder
bis zu Anfang der Kälte. Die Figas de Moro werden in Menge von den Bauern gegessen, aber
auch unter der reichen Bevölkerung findet sie Liebhaber, die von diesen Früchten beim Chocolade-
fruhstuck zu gemessen pflegen. In Palma macht man in einigen Fabriken Confitüren daraus. Häufig
werden auch die frischen Früchte, die hierzu noch in etwas unreifem Zustande gepflückt werden,
für den Winter aufbewahrt, namentlich für die Weihnachtsfesttage. Die Einsiedler von Miramar
wissen sie besonders gut zuzubereiten. Indessen dienen doch die Figas de Moro weniger zum G e nüsse
für Menschen, sondern meist als Schweinefutter, zu welchem Zwecke die bei weitem grösste
Anzahl verwendet wird. Zum Pflücken der Feigen bedient man sich einer Art Löffelzange aus Holz
(Tanayas), in welche man die Frucht einschliesst und dann wegdreht.
Wenn w ir den Geldertrag betrachten, den diese Früchte abwerfen, so berechnet sich die
Ernte eines Hektars, je nach der Qualität, auf 660 Reales netto bis zu 158 Reales und der Bruttoertrag
auf der ganzen Insel auf 110181 Reales (oder =9603 Frcs.), was im Verhältniss zu den Ausgaben
170 Procent ausmacht.
Der Hauptwerth der Cactusfeigen besteht nicht in der Verwendbarkeit ihrer Früchte als
Nahrung für den Menschen, sondern, w ie w ir schon angedeutet haben, darin, dass sie hei geringen
Unkosten für einen grossen Theil des Jahres ein nahrhaftes Futter für die Schweine liefern die
ein Hauptreichthum der Insel sind.
Eine auf Mallorca vielfach anzutreffende, sogar an. vielen Plätzen wildwachsende Pflanze
ist die Agave. (Agave Americana), Donarda (Atzebara, nach dem arabischen Sabbara). Namentlich
kommt sie im Distrikt von La Puebla häufig vor, w o sie früher zu Umzäunungen der Grundstücke,
hauptsächlich gegen die Strassen, massenhaft verwendet wurde. Gegenwärtig kommt man allmählich
davon ab, da man bemerkt hat, dass sie den benachbarten Boden sehr entkräftet. Die langen
Hecken gewähren, manchmal durch ganze Reihen ihrer candelaberartigen Blüthen gekrönt, einen
sehr schönen Anblick; wenn sie verblüht sind, befinden sich an ihrer Stelle schon so viele Seiten-
sprösshnge, dass die Hecken dicht genug werden, um dem Vieh zu trotzen. Nur werden sie häufig
durch Buben beschädigt, die eine Passion haben, den Kern mit der langen, schwarzen, stacheligen
Spitze abzuschneiden. Hin und wieder sieht man die Pflanze auch an einzelnen Stellen der Nordküste
die steilen Wände krönen oder sich über die tiefen Abgründe neigen. Der Wind trä<*t den
reifen Samen auf andere unwegsame Felsenstufen und so breitet sich die Pflanze an Stellen aus,
bei deren Anblick man sich gar nicht erklären kann, w e r sie dorthin verpflanzt haben könnte!
Sie wird von den Landleuten meist als eine überflüssige Pflanze betrachtet, und doch verdient
sie, wenn auch nur als Zierpflanze, eine gewisse Berücksichtigung.
Ein von der Territorialstatistik separat erwähntes Ackerbauproduct ist das Pfahlrohr (Cana,
Pfahlrohrpflanzungen Canäs). Trotz der Vortheile, welche die Kultur dieser Pflanze bietet, findet man
sie doch auf Mallorca nicht in grösser Ausdehnung in Folge des Umstandes, dass es an wasserdurchrieselten
Gründen fehlt, w elch e zum Anbau erforderlich sind. Die Pfahlrohrpflanzungen sind
gewöhnlich auf kleine Flächen beschränkt, entweder bei Quellen oder noch häufiger in den G e müsegärten
bei den Hebebrunnen und den Wasserbehältern, w o sie leicht bewässert werden
können. Selten findet man daher Canäs in genügender Menge, dass sie als eine eigentliche Pflanzung
angesehen werden könnten.
Die Kultur des Pfahlrohres verlangt gar keine Pflege und beschränkt sich auf die erste Anpflanzung,
die mittelst Wurzeln geschieht.- Nach zwei Jahren kann man das Rohr schon schneiden,
was man gewöhnlich im Monat December zu thun pflegt, in einigen Gegenden früher. In der
Regel schneidet man das Rohr alljährlich, w ill man aber starke lange Ruthen haben, so lässt man
es zw ei oder drei Jahre stehen. Man verwendet das Pfahlrohr zur Verfertigung der Zimmerdecken
in den Häusern auf dem Lande, zu Stangen, Korbgeflechten und allerlei Haus- und Feldgeräthen.
Die Territorialstatistik giebt uns die Ausdehnung dieser Kultur auf der Insel mit 15,63 Hektar an
welche einen Nettoertrag von 11162 Reales (etwa 2937 Frcs.) ergeben, wobei .die Ausgaben nur
25 Procent der Bruttoeinnahmen bilden. In Wahrheit aber giebt es Canäs, die wegen ihrer geringen
Ausdehnung bei der Statistik nicht berücksichtigt werden, sodass man die Gesammt-Production um
50 Procent höher schätzen darf.
Die Pappeln (Polls, Popolus nigra) sind in fast allen Distrikten der Insel vorhanden und
gedeihen trefflich im Grunde feuchter Thäler, besonders in der Nähe der Torrenten und Bäche; sie
sind gewöhnlich in Reihen oder Gruppen längs derselben gestellt, manchmal malerisch darüber
geneigt. Selten bilden sie aber grosse Pflanzungen, am meisten sind solche im Partido de Manacor
in Palma und Inca zu finden, doch giebt es in allen Distrikten kleine Pappelgruppen, sodass man
den Flächenraum derselben auf 100— 150 Hektar schätzen kann.
Die Kultur der Pappeln verlangt fast gar keine Pflege, ausser der Anpflanzung, die stets
mittelst Stecklingen geschieht. Gewöhnlich werden den Bäumen dann jährlich die unteren Aeste
abgeschnitten (acollat), damit sie ihr Wachsthum beschleunigen; dieses ist unter günstigen Verhältnissen
auch ein sehr rasches. Meist kann man schon nach 15 Jahren 1 Duro für jedes Stück bekommen.
Für einen älteren, grossen Baum werden häufig 2 Duros und noch mehr bezahlt. W enn man berücksichtigt,
dass man auf einer kleinen Strecke viele Bäume anpflanzen kann, so gelangt man zu
dem Resultate, dass die Vortheile dieser Kultur sehr grosse sind, falls geeignete Gründe dafür sich
finden. Das Resultat lässt sich mit Sicherheit schon vorher berechnen. W ie w ir sehen werden,
wird das Pappelholz vielfach in der Tischlerei verwendet und giebt Balken zum Häuserbau (Lenams).
Zu diesem Behufe wählt man die Stämme von entsprechender Grösse und kauft zu bedungenen
Preisen.
Der mittlere jährliche Ertrag ist 542— 212 Reales per Hektar, je nach dem Werthe des
Productes, und das Gelderträgniss dieser Kultur auf der ganzen Insel w ird auf netto 25300
Reales geschätzt.
Von ändern Kulturbäumen nennen w ir die Silberpappel (Auba, Populus alba), den Maulbeerbaum,
die Ulme (Om, Ulmus campestris), den Cinnamomo, den Lladone (Celtis aüstralis), einen
schönen Baum, der eine bedeutende Grösse erreicht und einen weiten Schatten wirft; zuweilen
trifft man Ailanthus glandulosa, den Pfefferbaum (Pebrone), die Trauerweide (Desmay) und die
Cypresse, letztere namentlich bei Klöstern und Einsiedeleien.
Von den zur Viehernährung geeigneten Pflanzen, also den Futterpflanzen, müssen w ir zuerst
die kultivirten erwähnen, das sind besonders: Getreide, Bohnen, Jobannisbrod und die Abfälle.
Die Rübenarten, verschiedene Gemüsesorten und deren Blätter, sowie jene der Nutzbäume, dienen
zur Nahrung für das Rindvieh. Der Mandelbaum liefert in seinen Blättern ein treffliches Futter
für die Schafe; der Feigenbaum und die Cactusfeige ernähren namentlich die Schweine. Ausser diesen
Pflanzen kultivirt man auch die Hirse (Blat mil), die Wicke (Vicia sativa) und die Platterbse (Lathyrus
sativus), jedoch in geringer Ausdehnung, hauptsächlich um den Bedarf für das Geflügel zu decken;
in w e it grösserer Menge die Patate (Moniato, Batatas edulis), deren Blätter für die Mehrzahl der
erwähnten Thiere eine treffliche Nahrung liefern. Auch hat man mit Erfolg die Kultur des W ick en klee
(Hedysarum coronarium, Coronada) einzuführen versucht.
Unter den wildwachsenden Futterpflanzen müssen w ir noch der Beeren des Mastixstrauches
und der Eicheln der immergrünen Eiche, welche namentlich zur Ernährung der Schweine dienen,
und vor allem des Carritx (Donax tenax) gedenken, der auf den Abhängen der Gebirge in grösser
Menge wächst. Er bildet eines der Haupternährungsmittel der Hufthiere auf dem Lande während
der ganzen Winterszeit. Im Sommer ersetzt man den Carritx durch Stroh, und während dieser
Zeit darf er nicht geschnitten werden, damit er von Neuem treibe. Meistens schneidet man den
Carritx jedes zweite Jahr. Wird er auf Plätzen, w o er nicht verkauft werden konnte, zu alt, so
wird er, vorausgesetzt, dass diese nicht in der Nähe vom Walde liegen, verbrannt (sacorrat), damit
er frischer treibe. Es gehört eine gewisse Uebung dazu, um den derben Carritx in Bündeln
(Manadas) zu schneiden; der Sohn lernt es vom Vater. Man muss den Carritx in der Frühe
schneiden, bevor die Sonne ihn bescheint, da, er sonst hart wird, am besten, wenn er durch den
Thau der Nacht erweicht wurde; an windigen Tagen ist er deswegen auch viel mehr ausgetrocknet
und die Arbeit härter. G ew ö h n lich . sind die Carritx-Schneider (Carritxes) junge und gewandte
;Leute, die mitunter, um den frischen, zarten Carritx zu.finden, den die Thiere besonders gern fressen,