wohnern bestehen, welchen die zum Unterhalte einer vollständigen Schule erforderlichen
Mittel mangeln.
Die Escuelas de Adultos sind ebenfalls eine Schöpfung der Neuzeit, sie bestehen in Palma
und anderen Orten und haben den Zweck, jungen Leuten von 14— 25 Jahren in den Abendstunden,
da sie den Tag über anderweitig beschäftigt sind, Gelegenheit zu geben, die Elementarkenntnisse
sich anzueignen und Versäumtes oder Vergessenes nachzuholen.
Auch Privat-Adultos-Schulen sind in neuerer Zeit mehrfach aufgetaucht.
Seit 1868 hat man an verschiedenen Orten unentgeltliche abendliche Primärschulen für
Männer und Frauen eingerichtet, welche treffliche Resultate ergeben haben.
Ein Frauenverein, dessen Hauptzweck der weibliche Unterricht bildet, unterhält 6 Abendschulen
sowoh l für Mädchen w ie für erwachsene Frauen. Derselbe Verein hat auch eine Sonntagsschule
für weibliche Dienstboten eingerichtet.
Trotz aller Fortschritte im Unterrichtswesen ist der Besuch der Elementarschulen auf Mallorca
durchweg noch immer unverhältnissmäfsig schwach.
Der Grund hiervon liegt auf dem Lande und auch in den grösseren Ortschaften darin, dass
die Bauern ihre Kinder schon von frühester Jugend an zur Arbeit verwenden, damit sie gleich
nach dem Maafse ihrer Kräfte zum Unterhalte der Familie beitragen. Ebenso verfahren in Palma
und in den anderen grösseren Ortschaften die Handwerker und die Industriellen. Statt ihre Kinder
in die Schulen zu schicken, beeilen sie sich, dieselben so früh w ie möglich ein Handwerk erlernen
zu lassen, da sie es für zweckmäfsiger und vortheilhafter halten, die Kinder für ihren Unterhalt
statt für ihre geistige Ausbildung sorgen zu lassen, deren Vortheile sie bei der Unwissenheit, in
der sie selbst aufgewachsen sind, nicht zu schätzen vermögen.
Nach diesen kurzen Angaben über den Elementarunterricht, wollen w ir uns dem höheren
Unterricht auf Mallorca zuwenden und auf seine allmähliche Entwickelung aus mittelalterlichen
Verhältnissen zurückgehen. Bald nach der Eroberung der Insel im Jahre 1230 durch Jaime I. begründeten
Dominikanermönche einige theologische Lehrkanzeln in dem von ihnen in Palma
begründeten Kloster. Später errichtete man eine grammatische Schule und einen Lehrstuhl für
Theologie. Der auch in schriftstellerischer Beziehung ausgezeichnete Ramon Lull errichtete mit
Unterstützung des Königs Jaime III., dessen Seneschall er in seiner Jugend gewesen, in Miramar
ein Collegium für den Unterricht in den orientalischen Sprachen und der Philosophie unter Leitung
von Minoritenmönchen, und die Ueberlieferung erzählt, dass Lull auch in der Einsiedelei von Randa
ein Collegium für den Unterricht in der Grammatik und einige Schulen für Lehrer gegründet habe.
Mit dem glorreichen Märtyrertode Lull’s gingen die beiden Schulen nicht zu Grunde, das Collegium
von Randa hat bis auf unsere Tage fortgedauert. In neuester Zeit beschränkt sich aber der Unterricht
im Collegium auf die lateinische Sprache und auf die sogenannten Humanitätsstudien.
Das Collegium von Miramar fing bald zu verfallen an, gegen das Ende des 15. und im
Verlaufe des 16. Jahrhunderts hatte es viele ungünstige Wechselfälle zu bestehen, wodurch es
öfters seiner ursprünglichen Bestimmung entfremdet wurde, bis es im Jahre 1601 der Priester
Onofre Nebot von Philipp II. geschenkt erhielt. Damit wurde es abermals der Sitz gelehrter und
frommer Eremiten, welche ihre Zeit und ihre Talente bis zu Anfang dieses Jahrhunderts, w o das
Collegium zerstört wurde, dem Unterrichte der Jugend widmeten.
Ausser den von Lull gegründeten Schulen gab es auf Mallorca bis zum Beginn unseres
Jahrhunderts noch verschiedene andere Schulen, darunter auch die von den JuradoS des Königreichs
Mallorca 1534 gegründete grammatische und, w ie es scheint, lateinische Schule des Puig d’Inca.
A u f dem Montesion de Porreras befand sich ebenfalls eine Unterrichtsanstalt, die 1680 mehr als
200 Schüler zählte und bis Ende der 30 er Jahre unseres Jahrhunderts bestand.
Vie l wichtiger, als diese in der Einsamkeit der Gebirge, an öden Gestaden oder auf den
vereinzelten Kuppen der weiten Ebene gelegenen Collegien waren die in Palma selbst gegründeten
Unterrichtsanstalten.
Ramon Lull w a r es wiederum, der den ersten Plan zu dem unter dem Namen Estudio
general Luliano bekannten literarischen Institute in Palma entwarf. Diese Anstalt umfasste verschiedene'Unterrichtszweige,
namentlich die klassischen und orientalischen Sprachen und erhielt in
der F o lg e viele Privilegien und Schenkungen.
Nach der Ueberlieferung waren alle Lullischen Schulen nicht blos von der einheimischen
Jugend, sondern selbst von Fremden stark besucht, denn sie genossen eines w e it verbreiteten Rufes,
w egen des Ansehens, in dem ihre Lehrer standen, theils w e g en der glänzenden Beweise von
umfangreichem und gründlichem Wissen, welche viele ihrer Schüler ablegten. Nur Eines fehlte,
nämlich die Befugnis, akademische Grade verleihen zu dürfen, und um letztere zu erlangen, sahen
sich die Mallorquiner zu ihrem Leidwesen genöthigt, trotz aller ihrer wissenschaftlichen Lehrstühle
nach dem Festlande zu wandern.
Da die Klagen mit den von Jahr zu Jahr steigenden Bedürfnissen immer, grösser wurden
wendete sich der Magníficos Jurados der Stadt und des Königreichs Mallorca an den Könte
Fernando el Católico mit der Bitte, ihren gerechten Forderungen Abhülfe zu verschaffen. Sie erhielten
nun wirklich am 30. August- 1483 die Erlaubniss,, eine Universität oder das gesammte
Studium der Wissenschaften und Künste (Estudio general) mit denselben' Rechten, Ehren und
Privilegien, deren sich die Universitätgjvon Lérida in Catalonien zu, erfreuen hatte, gründen
zu dürfen.
. , Eine Reille von Schwierigkeiten bewirkten, dass die Anstalt siefcüber ein.Jahrhundert lang
nicht entwickeln konnte. 1561 wurden alle. Lehrkanzeln in ein Gebäude nahe der Domkirche
verlegt und Montesion dem Jesuitenorden übergeben, welcher in demselben sein erstes Collegium
auf der Insel errichtete. In Folge der geänderten Verhältnisse und der geringen Einkünfte wurde
die finanzielle Lage der Anstalt allmählich schlechter und sie gerieth nach und nach ganz in Verfall.
Der politische Umschwung, der im Jahre 1820 in Spanien .stattfand, vertrieb die Jesuiten, und die
Universität beanspruchte, ihre Rechte auf Montesion und die damit verbundenen Einkünfte. Aber
.erst im Jahre 1825 gelang es ihr, wieder in den früheren Besitz eingesetzt zu werden. Der A u fschwung,
den die Universität in den nächstfolgenden Jahren nahm, war von keiner .langen Dauer
-schon 1829 wurde sie durch königl. Verordnung aufgehoben und in ein königl. Conciliarseminar
umgewandelt, welches der Universität Cervera untergeordnet war.
Der zu enge Kreis der Ünterrichtsgegenstände im Seminario und die unzulängliche Be-
handlungsweise derselben, sowie der Mangel an den nöthigen Mitteln zur Hebung Und Verbesserung
dtes Unterrichts, w ie nicht minder das allgemein empfundene Bedürfniss hach einer vollständigeren
nternchtsanstalt veranlassten schon im Jahre 1834 die Real Sociedad económica' Mallorquína
d Amigos del País, die zu einer umfassenderen Ausbildung der Jugend erforderlichen Schulen in
Palma zu gründen. Die für den Primärunterricht getroffenen Einrichtungen haben w ir bereits
kennen gelernt. Hinsichtlich des Secundärunterrichts schlug die Gesellschaft der Regierung vor
ein Lyceum unter dem Namen Instituto Balear zu gründen, welches in dem Gebäude von Montesion
untergebracht werden solle. Man sprach hierbei zugleich den Wunsch aus, dass die Einkünfte Und
Stiftungen des ehemaligen Collegiums und der Kirche von Montesion für das neue Institut v e r wendet
werden mochten, indem man zu Gunsten desselben die im Jahre 1679 von Carlos III. der
Universität gemachte Schenkung bestätigt wissen wollte. Dieses Projekt der Real Sociedad ecenomia
wurde im Mai 1835 der Reyna Gobernadora Doña Maria Cristina zur Genehmigung vorgelegt. Die
hierauf erfolgende königliche Entscheidung vom 25. August desselben Jahres lautete zum grössten
heil günstig, und die Gesellschaft beeilte -sich nun, die geeigneten Maafsregeln zur Ausführung
inrer Plane zu treffen. ö
Im Januar 1836 wurde das Seminario geschlossen, das neue Institut trat in’s Leben und
bestand in dieser Weise bis 1S40. Schon dachte Niemand daran, dass die Universität von Mallorca
H H B H B lm. 0kR5ber I®4° das in Spanien erfolgte Pronunciamiento die Veranlassung
gab dass die Junta provisional die Wiederherstellung der alten Universität gestattete. Es folgte eine
Bluthezeit der neubegründeten Universität, jedoch nur kurze Zeit, denn der Regente del Reino
f l H T T f rte derselben die Anerkennung und verordnete ihre abermalige Aufhebung und
t e s t a m e n t a r t e *° “ deKelben w ie es vo r dem Jahre ,840