Tempelherren, welche auf Mallorca viele Besitzungen hatten. Das Gebäude des Temple ist eines
der ältesten Bauwerke Palma’s, jedoch theilweise zerstört und jetzt zu einer Eisfabrik eingerichtet.
Nach den Chronisten wurde es 1232 zuerst bewohnt von Dn Fr. Ramon de Serra, dem Commandeur
der Tempelherren Mallorca’s. Der Haupteingang stösst auf das gleichnamige Plätzchen und, w ie w
o h l weissgetüncht und modernisirt, trägt das jetzt schlichte Wohnhaus mit den zw ei Thürmen
neben dem Eingang noch das Gepräge seines alten ritterlichen Ursprungs, würde auch nicht ein
altes Tempelherren-Wappen daran erinnern. Ein Rundbogenthor führt in einen Garten, welcher
von der Umhofung des alten Gebäudes eingeschlossen wird. In demselben steht die schönste
Hof der Casa Oleza.
Palmengruppe der Stadt. Dem Eingang gegenüber, am Ende des Gartens, liegt das alte, höchst
merkwürdige kleine Oratorio del Temple, von dem bei der Aufzählung der Kirchen die Rede
sein wird. V on der Plaza del Temple ziehen sich nach Süden drei Gassen hinab, die zumeist nur
neue, häufig ärmliche Häuser enthalten. Zuerst kommt die Calle del Temple, deren links gelegene
Häuser die Stelle eines Theiles des alten Temple einnehmen; dann jene de Botones, ehemals eine
verrufene Gasse, und jene der Peleteria, w o w ir mehreren Häusern mit viereckigen Oeffnungen
als Alero-Stützen begegnen.
W ir kehren nun auf die Plaza de Sta Eulalia zurück und treten in die längs der rechten Seite
derselben verlaufende Calle del Sn Cristo ein, von welcher rechts die Calle de la Campana /abgeht,
w o w ir mehreren älteren Häusern mit achteckigen Säulen als Alero-Stützen begegnen. Die
Calle del Sn Cristo enthält nur neuere Bauten, mit Ausnahme des grossen letzten, dem Márquez de
Vivot gehörigen Hauses. Das Aeussere desselben ist schlicht; man erblickt einen grossen Rundbogen-
Eingang, drei Balcons mit Eisengittern und im Dezvan länglich viereckige Fenster; dafür ist aber
der Hof pompös und zu den schönsten Palma’s zu zählen. Die von sehr flachen Segmentbogen
gebildeten Seitenhallen werden von runden, leicht bauchigen Säulen aus röthlichem Marmor mit
pseudorömischen Capitälen getragen, von denen drei die Enden von je vier Bogen halten. V on
der einen Seite geht noch ein Bogen aus und schliesst einen kleinen Seitenhof ab, in dessen Hintergründe
sich eine von zw ei ziemlich runden Bogen getragene Terrasse mit fünf das Geländer
krönenden Büsten befindet. Dieses Haus bildet die Ecke gegen die Calle de Zavellá zu, in welcher
der Volkstradition nach Karl V., als er sich einmal
auf Mallorca ungekannt auf hielt, gewohnt
hat, eine Üeberlieferung', die jedoch nicht auf
historischer Basis beruht. Nichtsdestoweniger
scheint ein herrliches Renaissancefenster im Entresuelo,
w o sich auf einem Medaillon die Por-
traitbüste des_ Kaisers befindet, daran erinnern
zu wollen; vielleicht ist es aber auch nur der
Ausdruck der Anhänglichkeit des damaligen
Hausbesitzers an den Kaiser. Die einfache V orderseite
zeigt einen grossen Rundbogen, eisengitterige
Balcons und geschweifte, achteckige Säulen als
Alero-Stützen. Der kleine schlichte Zaguan enthält
nichts Besonderes; er hat einen Segmentbogen-
Eingang und einen gegenüberliegenden Bogen,
der auf kurzen Säulen aus röthlichem Marmor
mit jonischen Knäufen ruht; auf diese sind die
Wappen der Familie gemeisselt. Die Calle de
Zavellá weiter verfolgend, treffen w ir rechts
und links zahlreiche alterthümliche Häuser, theilweise
mit verzierten Kielbogen oder Renaissance
Fenstern. Links ist das Haus von Ribas de
Pina mit achteckigen Säulen als Alero-Stützen
und mit interessantem Alero. Den Hof schmückt
eine alte, grosse Velada. Die krummen, schmalen
und von ärmlichen Häusern gebildeten Gässchen
del Morral und de Desamparados führen auf die
Plaza del Socorro, welche denselben Charakter
zeigt und in der Front die gleichnamige Kirche
darbietet. Von der Plaza del Socorro zieht sich, Fenster aus einem Hause in der Calle de Morey.
von elenden Bauten umgeben, die gleichnamige
Calle zur Plaza de la Paja hinab, w o sich eine von sechs Pfeilern getragene Halle befindet, in der
Stroh feilgeboten wird.
Kehren w ir abermals zu unserm gewöhnlichen Ausgangspunkte, zur Kirche de S ta Eulalia,
zurück und schlagen den W e g durch die meist neue Balconbauten enthaltende Ca lle de Fiol
ein, so sehen w ir von dieser in der Richtung der Calle del Socorro drei der vorerwähnten fast
parallel laufende Gassen. Zuerst kommt die Calle de Sans, recht schmal und nicht ganz der Calle
de la Tierra Santa gegenüber. Im Hause No. 68 ist in der Halle, deren Eingangsbogen durch alte
Knäufe getragen wird, eine prachtvolle, kleine gothische Thür mit Bogen in Dreipass, den Greifen
unterstützen, mit zierlichen, seitlichen Säulchen mit Blätterverzierung, in der Mitte ein von einem
Festón umgebenes, altes Wappen, das Engel tragen. Das Haus No. 29, dessen steinerne
Aeussere Spuren alter Coronelías und achteckige Säulen als Alero-Stützen aufweist, zeigt gleichfalls
Balearen I . 11