In Palma giebt es ausser der Domkirche, die gleichzeitig Pfarrkirche ist, 5 Pfarrkirchen,
14 Hülfspfarrkirchen, die Suffragankirche von San Magin mitgerechnet, 7 Nonnenkirchen, 14 öffentliche
Kapellen und 5 nicht officielle, im Ganzen also 46 kirchliche Gebäude.
Oeffentliche Gebäude sind das Rathhaus, w o sich zugleich das Archiv des alten Königreichs
Mallorca befindet; das königliche Schloss, welches dem Capitan general als Wohnung dient und
die Oficinas de Estado mayor, die Audiencia, die Wohnung des Präsidenten derselben, die Capilla de
Sta Ana und die Casa de Armas enthält; die Lonja; die Maestranza de Artillería; das Theater; die
beiden Gebäude am Borne, von der Delegación, Tesorería und ändern Oficinas de Hacienda eingenommen;
das Gebäude in der Calle de Sn Miguel neben der Kirche de Sn Antonio, w o sich die
beiden Juzgados de' primera Instancia und die zw ei municipales befinden; das Gebäude des Presidio,
ehemals Convento de Monjas del Olivar, jenes des Gefängnisses, welches ein Convento de Capuchinos
w a r ; das Gebäude der Diputación provincial neben der Casa Consistorial; jenes der Junta de
Agricultura, Industria y Comercio auf der Plaza de Sta Eulalia, die Infanterie-Kaserne del Carmen;
die Cavallerie-Kaserne; die Artillerie-Kaserne; die Factoría de Administración militar, w o einst
ein Convento de Agustinos war; das Militärspital; die Comandancia de Marina und Capitaneria
del Puerto am Molo: das Gebäude des Instituto Balear, welches ehemals Jesuitencollegium von
Montesion w a r und ausserdem die Biblioteca provincial und die Academia de Medicina y Cirujia
enthält; das Colegio de la Sapiencia; das Seminario Conciliar; der bischöfliche Palast; das Gebäude
von Sn Pedro y Bernardo, gewöhnlich Hospitalet genannt; das Colegio de la Crianza; das Colegio
de la Pureza; das Colegio de Niñas huérfanas; das Hospital general; die Casa de Misericordia; die
Casa de Expósitos; die Piedad oder Casa de Arrepentidas; das unter dem Namen von Estudio
general bekannte Gebäude, w o die Enseñanzas de la Academia de bellas Artes eingerichtet sind
und auch die Real Sociedad económica de Amigos del Pais und das Colegio de Abogados ihre
Oficinas haben; die Aduana, der Banco, d. h. die Succursale des Banco de España; das Museo
provincial in dem Local, welches früher als Bibliothek des Convento de Sn Francisco diente.
Endlich das Gebäude, welches ehemals Convento de Monjas de la Consolación w a r , w o sich
zwei von der Gemeinde erhaltene Schulen, eine für Knaben, die andere für Mädchen, befinden.
Im Ganzen sind dies also 35 öffentliche Gebäude. Das Gobierno civil, das Gobierno militar, die
Escuela normal de Maestros und andere Aemter und Anstalten befinden sich in Privatbauten.
Die im Verhältniss zur Bevölkerung bedeutende Zahl der Häuser erklärt sich aus dem Umstande,
dass viele reichere Herren der Aristokratie in der Regel keinen Theil des Hauses ver-
miethen, sondern dasselbe ganz für sich und ihre Leute behalten.
Die Häuser sind stattlich und gut gebaut, meistens aus theils getünchten, theils naturmäfsig
belassenen Marés-Quadern. Sie haben einfache, ernste Vorderseiten, die mehr durch ihre ernste,
solide Bauart als durch architektonischen Schmuck dem Auge gefallen. Das Hauptthor
ist fast immer ein grösser Rundbogen mit sehr langen Bogensteinen; bisweilen hat es kunstvoll
gearbeitete Thürflügel, gewöhnlich aber nur eine glatte, aus Leñam vermey oder anderm Nadelholze
gefertigte Thüre mit sorgfältig polirten messingenen Griffen. Viele Häuser haben grosse Balkonfenster,
die bis unten mit Läden versehen und in verschiedene Abtheilungen derart eingetheilt sind,
dass man die oberen, mittleren oder unteren Flügel beliebig öffnen kann. Die Balkons tragen gewöhnlich
ein eisernes Geländer, meistens aus gewundenen oder nur ganz schlichten viereckigen
Stäben bestehend, seifen sieht man daran einen kleinen Renaissanceschnörkel. Fast alle haben
einen sehr hohen Dachboden (Dezvan, Porcho), der die unteren Räume zur Sommerzeit sehr kühl
erhält, um so mehr, als er nach aussen zu ganz offen ist, indem die Bedachung häufig nur von
kurzen, achteckigen Säulen oder einer Reihe Rund- oder Kielbogen getragen wird; manchmal
bringt man auch einfach viereckige Fenster an, die aber immer offen bleiben. Das Dach tritt stets
beträchtlich vor, sow o h l diesen offenen Theil, als auch die ganze Hausfront schützend. Die vo r tretenden
Sparren sind meist verschiedenartig geschweift und geschnitzt, und einige derselben verdienen
w egen ihrer Zierlichkeit besondere Aufmerksamkeit, manche, w ie die des Rathhauses, haben
auch reichhaltige Sculpturen. Bei einfachen Bauten dienen auch w o h l blos die vortretenden
Hohlziegel als Schutz. Fast alle Häuser haben eine breite Eingangshalle, die meisten einen Hof
(Zaguan), der gewöhnlich von grossen Segmentbogen eingefasst w ird, die auf kurzen, häufig
bauchigen Marmorsäulen, gewöhnlich aus Breccie- oder Binisalemer Marmor, ruhen, meist in pseudojonische
oder römische Knäufe enden und Hallen bilden, w elche zweckmäfsig zur Unterbringung von
allerlei Gegenständen namentlich Fuhrwerken eingerichtet sind. Häufig sieht man an den Seiten
losangeartige Azulejos, mit Ringen in der Mitte, zum Anbinden, Aufzäumen und Putzen der Pferde.
In der Mitte des Hofes befindet sich meist ein Brunnen, und die Pflasterung desselben ist oft radial, mit
dem Ausguss im Centrum. Eine äussere Treppe, die in den meisten Fällen vorhanden ist, führt
vom Hofe unter den Hallen zu den oberen Stockwerken, häufig zu einer gleichfalls mit Bogen g e schmückten
Hall e, und w o diese fehlen, w ird die äussere Treppe durch ein breites Vordach
(Velada) geschützt. Die Stufen, welche, w ie bei allen Treppen auf Mallorca, ausnahmsweise hoch
angelegt sind, bestehen aus Santagny-Stein, einige aus Binisalemer Marmor, nur in den modernen
Bauten aus gebranntem Thon von Manacor; letztere pflegen aber sehr leicht zu springen. Die
Vierbogige Coronella.
Thüre am Ende der Treppe ist zumeist aus Lenam vermey und trägt, w ie das Hauptthor, einen
sorgfältig polirten Griff oder Ring; eine messingene Klingel, ein einfacher Messingdraht mit einem
Ring, hängt daneben; neuerdings sind auch vielfach Klingeln zum Ziehen in Gebrauch g e kommen
.D
ie vorstehende Schilderung bezieht sich selbstverständlich nur auf die Häuser der Reicheren.
Die der Aermeren zeigen eine viel einfachere Bauart; die ganz schmalen Treppen bestehen, nach
Valencianer Art, aus hohen, vorn mit Azulejos versehenen Stufen, deren Kante Holz, deren Tritt
Ziegelstein oder Gyp s bildet, und münden direct auf die Gasse. Bisweilen läuft eine ganze Reihe
solcher, durch schmale, viereckige Thüren von der Gasse sichtbarer Treppen neben einander her.
Hohe, schmucklose Balkonfenster mit einem eisernen Gitter, über dem in der Regel ein Vorhang
flattert, unterbrechen die sonst glatte Vorderseite; der Dezvan w ird nur durch ein paar viereckige
Fenster ventilirt, manchmal fehlen diese sogar gänzlich, wenn nämlich das Haus bis zum Dache
bewohnt ist. Dies gilt aber nur von den Häusern mancher ärmeren Stadttheile; im Ganzen ist die
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