
 
		Greners.  Unsere  Abbildung  stellt  das  Innere  einer  Tafona  dar.  W as  zuerst  unsere  Aufmerksamkeit  
 auf  sich  zieht,  ist  das  eigentliche  Mahlwerk  (Es  Truy),  das  zum  Zerquetschen  der Oliven  dient.  
 Es  liegt  an  dem  einen Ende  der Tafona,  häufig  in  einer  abgesonderten Abtheilung derselben.  Zuerst  
 werden  die  Oliven  in  Sanayas  aufgenommen  und  in  die  Tramutja  geworfen,  eine  Art  pyramidaler  
 Holzkiste mit  einem Quetschstein, der,  w ie das ganze Mahlwerk Truy  genannt,  mittelst eines Balkens 
 von  einem Maulthier  in Bewegung gesetzt  wird.  Beim Drehen  fallen  die  Oliven  aus  der  Tramutja 
 in  die  darunter  gelegene  Mola  und  
 Submola  und  werden  auf  derselben  
 leicht  zerquetscht,  dann  in  ganz  flache  
 Körbe  aus  Spartgras,  die  sogenannten  
 Esportins,  gefüllt  und nach  dem  Pressplatz  
 getragen.  Die  Esportins  schichtet  
 man zu einer Säule übereinander, welche  
 mit  dem  Namen  Truyada  bezeichnet  
 wird.  Eine  Truyada  besteht  ungefähr  
 aus  60  und  noch  mehr Esportins;  je 
 frischer  die  Oliven  sind, um  so  mehr 
 kann  man  verwenden.  Sobald  man  
 einen  Esportin  setzt,  giesst  man  auf  
 denselben  siedendes  Wasser,  um  die  
 Ausscheidung  des  Oeles  zu  fördern.  
 Wenn  die  Truyada  gebildet  ist,  lässt  
 man auf dieselbe die Biga,  einen  grossen  
 Balken  aus italienischer Pinie, mit einem  
 mächtigen  Stein beschwert,  sich herabsenken, 
   um  sie  zu  pressen.  Ist  dies  
 geschehen,  so  hebt  man  abermals  die  
 Biga,  bringt  die Esportins  auf  den Em-  
 portinador und begiesst  den Olivenbrei  
 abermals  mit  siedendem  Wasser,  so  
 dass  auf  diese  W e ise   zwei  Cassadas  
 (Begiessungen  mit  siedendem Wasser)  
 für  jeden  Esportin  zur  Anwendung  
 kommen;  dann w ird   abermals  die Biga  
 herabgesenkt. 
 Das  mit  dem  Wasser  gemischte  
 Oel,  welches  von  den  Esportins  ab-  
 fliesst,  w ird  durch  eine  unterirdische  
 Leitung  (Siquia),  deren Mündung  sich  
 beim  Bassi,  auf  dem  die  Truyada  ruht,  
 befindet,  zu  dem  Safareix  des Triä  genannten  
 steinernen  Sammelbecken  ge-  
 Tafoner  major.  führt.  Hier  schwimmt  das O el  an  der 
 Oberfläche  und  das Wasser  fliesst  aus  
 einem  Rohr,  das unten  an  demselben  angebracht  ist,  in  ein  zweites,  tiefer  gelegenes Becken und  geht  
 solange  fort,  bis  in  dem  ersten  Becken  ganz  reines O e l  zurückbleibt.  A u f  dieselbe  Weise  verfährt  
 man  mit  dem  zweiten  Becken,  um  das noch mit  dem Wasser  übergetretene O e l  zu  gewinnen.  Das  
 Wasser  fliesst  nun  in  ein  drittes  Becken  und  dann  hinaus  in’s  Freie  und  lässt  hier,  da  es  doch  
 stets  mit  etwas  O e l  getränkt  ist,  eine  stinkende  schwärzliche  Lache,  Sa  mulinada  genannt,  zurück. 
 Von  dem  Safareixos  des Trid  wird  das O el  mit  dem  Cortd,  einem  irdenen  oder  blechernen  
 Gefäss,  geschöpft und  in  das mit hölzernen Deckeln  versehene  und verschliessbare  steinerne  Becken, 
 Picas  de  s’Oli,  gegossen,  w o   es  aufbewahrt wird.  Diese Becken werden  aus harten Kalksteinplatten,  
 gewöhnlich  aus  Binisalem-Marmor  verfertigt;  die  Fugen  werden  mit  einem  Teig  aus  W e rg ,  Oel  
 und  Kalk  verkittet. 
 Die  Arbeit  des  Oelpressens  w ird   gewöhnlich  um  Mitternacht  begonnen;  bis  9 Uhr Abends  
 sind  dann  6  Truyadas  gemacht.  Etwa  2000  Personen  beschäftigen  sich  während  der  Saison  mit  
 dieser  harten  und  anstrengenden  Arbeit. 
 In  den  grösseren  Besitzungen  haben  die  Tafonas  zw e i  Bigas,  ja   selbst  drei  und  vier;  die  
 betreffende  Zahl  ist  auch  zum  Theil  mafsgebend  für  den  Werth  der  Possession. 
 Das Pressen  mit  den Bigas,  das  die Mallorquiner  von  den Arabern,  bei  denen  es  noch  heutzutage  
 gäng  und  gäbe  ist,  ererbten,  ist  noch  allgemein  auf Mallorca  gebräuchlich;  doch  man  hat  
 seit  einigen  Jahren  auch  hydraulische  Pressen  eingeführt.  Diese  Pressen  liefern  mehr  Oel,  aber  
 nach  Ansicht  der  mallorquinischen  Landwirthe  nicht  von  so  guter  Sorte,  so  dass  man  ihren  G e brauch  
 mit  dem  der  Biga  verbindet,  indem  die  erste  Pressung  mittels  der  Biga,  die  zweite  mittels  
 der  hydraulischen  Presse  geschieht.  Gewöhnlich  beträgt  die  Zunahme  der  Oelgewinnung  mittels  
 der  hydraulischen  Presse  fast  8 Procent.  Wenn  man  bedenkt,  dass  eine  Truyada  8  Cortans  liefert,  
 so  folgt  daraus,  dass  das  so  erzielte  Plus  bei  Besitzungen,  die  v iel  Oel  pressen,  beispielsweise  500  
 bis  1000 Truyadas,  einen  ansehnlichen  Werth  darstellt. 
 W iew oh l  das  O e l,  welches  die  Olive  von  Mallorca  liefert,  von  Natur  von  trefflicher  
 Sorte  ist,  vielleicht  besser  als  jenes  von Gegenden,  die  wegen  ihres Oeles  in  grossem  Rufe  stehen,  
 so  ist  es  doch  in Folge  nachlässiger  und  unrichtiger Bereitung  thatsächlich  schlechter  und  hat  stets  
 einen  unangenehmen  Geschmack. 
 Es  ist  zweifellos,  dass  das  Einsammeln  der  Oliven  vom  Baume  bedeutend  die  Qualität  des  
 Oels  verbessern  würde.  Statt  dessen  werden  sie  vielfach  auf  Mallorca  vom  Boden  eingesammelt  
 und  häufig  wegen  Mangel  an  Arbeitern  lange  liegen  gelassen,  auch  ist  der  lange  Aufenthalt  in  
 den  feuchten  Greners  den  aufgehäuften  Oliven,  die  leicht  gähren  und  faulen,  sehr  nachtheilig. 
 Viele  Besitzer  behaupten,  w ie   w oh l  sicher  mit  Unrecht,  dass  das  Bereiten  eines  gemeinen  
 Oeles  mit  geringerer  Sorgfalt  und  mithin  mit  geringeren  Bereitungsauslagen  ihnen  ein  grösseres  
 Reineinkommen  abwirft.  Doch  giebt  es  auch  viele  Landwirthe,  w e lch e   bestrebt  sind,  die  Qualität  
 des  Oeles  zu  verbessern  und  zw ei  Greners,  den  einen  für  die  besseren  und  den  ändern  für  die  
 schlechteren  Oliven  und  zwei  verschiedene  Oel-Reservoirs  (Safareixos)  besitzen,  auch  die  Oliven  
 sobald  als  möglich  vom  Boden  einsammeln  und  im  Truy  quetschen  lassen.  Man  würde  auch  
 grosse  Vortheile  aus  dem  Raffiniren  des  Oeles  ziehen,  w ie  es  anderwärts  geschieht,  bisher  haben  
 es  aber  nur  wenige  Besitzer  versucht. 
 Wenn  man  von  dem  Erträgniss  an  Oliva  spricht,  so  berechnet  man  die  Olivenmenge  nach  
 Tiuyadas.  Es  bestehen  grosse  Unterschiede  in  der  Production  an  Oel,  je   nach  den  Jahren,  den  
 Gegenden  und  innerhalb  derselben  w iede r  nach  der  Qualität  des  Bodens,  sowie  der  Oelbäume  
 selbst,  und  je   nachdem  die  Oliven  trocken  und  frisch  sind.  Zuweilen  erlangt  man  nur  6  Cortans  
 (ungefähr  24,87  ltr.),  ein  anderes Mal  12  Cortans  (49,74  ltr -)  und mehr  aus  einer Truyadas.  Nach  den  
 statistischen Angaben  ist  der mittlere Jahresertrag sämmtlicher Oelbäume  von Mallorca 735,720 Cortans.  
 Rechnet  man  also  9  Cortans  per  Truyada,  so  ergäbe  dies  81,746  Truyadas;  nimmt  man  hingegen  
 an,  dass  eine  Truyada  12  Cortans  giebt,  was  nur  im  Falle  günstiger  Qualität  der  Olive  zutrifft  
 —  so würden  w ir   61,310  Truyadas  als Totalertrag  der  Ernte  der Olivares  von  Mallorca  finden;  
 welche  bei  einem  Durchschnittsertrag  von  3,040,555  Liter  O el  zum  Preise  von  0,96  Frcs.  der  Liter  
 einen  W e r t  von  netto  4,292,789  Reales  für  die  Insel  ergeben. 
 Als  die  wichtigste  Oelbesitzung  betrachtet  man  Masanella  vom  Marquez  del  Palmer.  Die  
 Ernte  desselben  lieferte  in  guten  Jahren  einen  Ertrag  bis  zu  60,000  Lluiras  (über  210,000  Frcs.). 
 Das  Olivenöl  w ird   auf  Mallorca  namentlich  zum  Küchengebrauch  und  zur  Beleuchtung  
 benutzt,  weiter  w ird  es  als Nahrungsmittel  verwendet.  A lle   grösseren Besitzer lassen  für  den Hausgebrauch  
 besseres  O e l  bereiten.  Das  schlechtere  O e l  w ird   zur  Seifenfabrikation  verwendet  und  
 dient  vielen  ändern  Industriezwecken.  Die Asche  von  dem Olivenbrei  nach  der Auspressung  findet  
 namentlich  zur  Bereitung  der  Lauge  Verwendung.