derselben, die Stelzvögel. Sie gehören den Arten an, die man in ganz Europa findet, nur 2 Arten,
die in anderen Gegenden des Mittelmeeres seltener sind, hier aber in Menge auftreten, verdienen
besondere Erwähnung, die Clareóla pratíncola und der unter dem Namen Avisador bekannte
Himantopus candidus. V on grösseren Formen zeigen sich einige Reiherarten, und Ibis falcinellus,
die Corpetassa der Mallorquiner, kann man im Frühjahr und Sommer in Menge beobachten. Als
seltene Gäste zeigen sich von Zeit zu Zeit der Storch, der Kranich, der Anthropoides virgo und die
Balearica pavonina.
Von den eigentlichen Wasservögeln findet man ausser dem Wasserhuhn noch die Fúlica
cristata, eine grosse Anzahl Flamingo’s, einige Gänsearten und Schaaren von Enten, die vo r der
Strenge des nordischen Winters n ach . milderen Zonen flüchten. In den Höhlen der Meeresküste
hausen die dunkelfarbigen Cormorane, die Luft mit ihrem lauten Geschnatter erfüllend; sie lassen sich
mit Vorliebe von den Wogen tragen und schwimmen bald fast schwanenähnlich hoch oben, bald
so weit untergetaucht, dass nur ihr Hals hervorragt. Werden sie durch ein Geräusch aufgeschreckt,
so ziehen sie sich in niedrigem, schwerfälligem Fluge nach den heimischen Grotten zürück, wo sie
sich sicher fühlen. In den Höhlen leben auch Wildtauben, die an allen Felsengestaden der Insel sehr
verbreitet sind; häufig sieht man, w ie ihnen in pfeilschnellem Flug die in schwindelnder Höhe
hausenden Thurmfalken nachsetzen. Letztere umkreisen mit höhnischem Gelächter und gierig nach
Beute spähenden Blicken die
schroffen Felsenwände, oder
sitzen w ie stumme Schildwachen
auf hoher Felsen warte.
In dieser Klippenwelt haust
aber auch ein unübertrefflicher
Sänger, die Steindrossel oder
der sogenannte einsame Spatz
(Petrocincla eyanea); sie sitzt
meist ganz- allein auf einem
natürlichen Simse der Felsen,
w o man sie schon; von weitem
an ihrem schönen, blauen Gefieder
erkennt, und von w o aus
sie ihre Lieder ertönen lässt, zu
Loxia curvirostra balearica.
denen die sanft rauschenden Wo g en den Takt angeben. Fährt man in der Barke am Fusse
solcher Abstürze vorüber, so glaubt man Sirenensang zu hören und man fühlt sich unwillkürlich
nach den unergründlichen Tiefen hingezogen, aus deren feuchtem, dunklen Schoosse die Töne aufzusteigen
scheinen.
Entfernen w ir uns von der Küste und begeben w ir uns auf das Meer hinaus. Die eigentlichen
Beherrscher der See sind die Möven, die in sechs verschiedenen Arten Vorkommen, sodann
die Sturmtaucher, die sich durch noch gewandtere und hurtigere Bewegungen auszeichnen, als w ir
von den Möven gewohnt sind; das komisch-gravitätische, falkenähnliche Naturell dieser V ö g e l geht
ihnen ab und sie machen im Vergleich mit den Möven fast den Eindruck ausgelassener Jungen.
Manchmal sieht man über dieser lebensfrohen Gesellschaft, die emsig den Fischbrutzügen nachstellt,
einen grossen Seeadler oder einen Fischadler kreisen und auf grössere Fische Jagd machen.
Ausschliessliche Meeresbewohner sind die Sturmvögel. Wenn der Sturm wüthet und
die Wo g en weithin auf der unbeständigen Fläche schäumen, stürzen sie sich kreischend in die
tobenden Fluthen und führen, mit den Delphinen phantastische Tänze aus.
V on den gezähmten Vö g e ln hat man: Tauben, Hühner, Pfauen, Perlhühner und Truthühner,
w e lch e den Schmuck reicherer Meierhöfe ausmachen; Gänse und Enten werden seltener gehalten.
Bei Erwähnung der Säugethiere beginnen w ir mit den meerbewohnenden Cetaceen. Es
kommen vier Delphinarten an der mallorquiñischen Küste vor, welche in Menge vorhanden sind.
Im Uebrigen ist Mallorca arm an Säugethieren, nur Kaninchen sind in ziemlicher Menge verbreitet.
Hasen kommen seltener vor; in den Wäldern lebt der zierliche Myoxus nitela. Die Mäuse und
Ratten gehören, w ie bei uns, zu den lästigen Gästen der menschlichen Wohnungen, während Mus
tectorum die Orangenwälder bedeutend beschädigt. Charakteristisch für Mallorca sind die w ilde
Katze, die in den Wäldern zahlreich auftritt, und die ¿zierliche Genette mit dunklem Pelze, welche
den Tauben- und Hühnerställen zuweilen einen unwillkommenen Besuch abstatten, dem binnen
kurzer Zeit alle Insassen zum Opfer fallen. Wiesel, Steinmarder, Igel kommen viel v o r und massenhaft
flattern in den Sommermonaten Fledermäuse umher.
Von Hausthieren hält man Pferde, Esel, Maulthiere, Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen,
ferner Hunde und Katzen, zuweilen Kaninchen und Meerschweinchen. A u f diese werden w ir
später eingehend zu sprechen kommen.