w id Allgemeinen bleiben die Rinder während des ganien Jahres auf ihren natürlichen
Weiden im Freien. Nur in den Winternächten treibt man sie in die Stallungen; das Vieh jedoch
w e lch es zur Feldarbeit gebraucht wird, hält man, mit Ausnahme der . Zeit der Stoppelfelder im
n a 63 aUSS6r mit gfÜnem Futter mit Stroh, Hafer, Leguminosen und Johannisbrod.
Be! den Milchkühen verfolgt man ein gemischtes System in Bezug auf den Aufenthalt auf der
ei e und im Stall. Bezüglich der Höhe, des Rindviehbestandes beobachtet man die Regel
dass auf den Besitzungen nur so viel gehalten wird, als die eigenen Weiden ernähren können!
Bei gepachteten Weiden kommt ein Thier auf. 50-60 Reales (13— 16 Frcs.) zu stehen. Selbstver-
tandlich ist dm Ernährung bei Stallfütterung eine viel kostspieligere und man kann dieselbe
per Stuck auf 500 Reales (132 Frcs.) und darüber schätzen.
Mallorquinisches Rindvieh.
Die mallorquinischen Rinder sind gewöhnlich von spanischer, nun auf Mallorca aber ein
heimisch gewordener Rasse von mittlerer Grösse und röthlich gelber oder brauner Färbung. In
Formentor und Anant giebt es kleinere halbverwilderte Rinder; ihre Körpergrösse und Höhe ist
geringer, sie sehen meist mager und verkommen aus, lassen Menschen ganz ruhig in ihre Nähe
kommen, sich aber nicht leicht fangen. W ill man dies thun, so treibt man sie mit Hunden in Umzäunungen,
w o man ihnen Stricke an den Hörnern befestigt und sie dann wegführt. Seit neuerer
Zeit hat man m der Umgebung Palma’s Schweizer Kühe aus Luzern eingeführt, die man auf der
Insel verbreiten will.
Die durchschnittliche Grösse der mallorquinischen Rinder beträgt 1,35 m Höhe und etwa
2 m Länge vom Schweif bis zur Schnauze; die aus Menorca stammenden haben 1,50 m Höhe und
2,30 m Länge, ähnlich die Schweizer.
Der mittlere Preis eines Rindes ist ungefähr 1200 Reales (315 Frcs.). Eine schweizer Milchkuh,
die viel Milch hat, kann i5 oD u ro s (etwa 789 Frcs.) werth sein, während eine solche mallor-
quinischer Rasse nur 80 D u ro s .(e tw a 421 Frcs.) erreicht.1 Die mallorquinischen Rinder werden
grösstentheils zur Verrichtung von Feldarbeiten verwendet; zum Ziehen von Fuhrwerken benutzt
man sie fast nie. Das Fleisch ist gut, man verkauft es zu demselben Preise, sei es von Ochs, Kuh
oder Kalb, zü 7— 8 Reales . (1,7 5— 2 Frcs.) die Lliura carnicera (1,221 g).
Aus Afrika und Spanien wird meist junges, sehr mageres Rindvieh eingeführt (jährlich durchschnittlich
für 581 044 Reales), welches auf Mallorca gemästet wird. 'Vo n den Häuten werden
diejenigen der Ochsen und Kühe für Sohlen, die der Kälber für Schuhleder verwendet.
Zu Stierkämpfen benutzt man die mallorquinischen Stiere nicht, man führt deren zu diesem
Behufe aus dem spanischen Festlande ein; aber zu den im Lande, in dem Tancats stattfindenden
Kämpfen von Hunden mit Stieren benutzt man die inländischen. Die Stiere aus Mortitx, Aumelluitx
und Massanella gelten als die zu diesem Zwecke geeignetsten.
Die mallorquinischen Kühe haben wenig Milch und widerstreben auch meist dem Melken,
sie werden daher nicht hierfür verwendet. Die Kühe der menorquiner Rasse geben ungefähr 1,4 1
täglich, die von der Schweizer Rasse 1,71 und darüber. Milchkühe giebt es daher weniger, w a s zugleich
in der geringen Vorliebe für Milch, die blos im Winter getrunken w ird , seine Erklärung findet.
Man verkauft die Milch für 1,50 Reales (0,38 Frcs.) der Liter. In der Umgebung von Palma macht
man aus der Kuhmilch Butter, aber nur in geringer Menge; dieselbe ist ziemlich gut.
In Folge der mangelhaften Düngerplätze (Femers) bleibt der Kuhmist darin, ohne zu faulen,
deswegen w ird er wenig geschätzt und geringer bezahlt, als anderer Dünger.
Es ist begreiflicherweise schwer, die Rente, welche ein Stück Rindvieh gewährt, zu berechnen,
sowohl wegen des grossen Ünterschiedes zwischen jenen, die man zur Feldarbeit und jenen, die
man als Schlachtthiere und zur Zucht, v e rw en d e t, als auch mit Rücksicht auf die relativ grossen
Ausgaben, welche die ersteren verursachen.
Der Bruttoertrag einer Kuh w ird im Mittel mit 187 Reales (49 Frcs.) und der Nettoertrag
mit 31 Reales (8 Frcs.) berechnet; somit stellt sich der Nettoertrag des gesammten Rindviehs der
Insel auf 190667 Reales (etwa 50175,50 Frcs.)
Die Rinder sind denselben Krankheiten ausgesetzt, w ie in anderen Gegenden, ausser-
dem sieht man sie bisweilen mit contagiösen Krankheiten (Aphthen und den sogenannten
Pederos) behaftet.
A n Schaf e n , denen man auf Mallorca den gemeinsamen Namen „W o llv ieh “ giebt, ist die
Insel sehr reich. Die Heerden pflegen gewöhnlich nicht sehr gross zu sein, höchstens 400— 500
Stück. Die Ernährung geschieht lediglich auf der natürlichen Weide, man kann überhaupt sagen, dass
trotz des grossen Nutzens, den dieses Thier dem Eigenthümer gewährt, man sich doch fast gar nicht
um seine Ernährung bekümmert. Gewöhnlich hat jeder Besitzer so v iel Schafe und Hammel, als
auf den Weiden seines Gutes ernährt werden können. Es giebt jedoch Eigenthümer (Arrendadors),
welche auch Weiden in Pacht nehmen, um mehr W o llv ieh halten zu können und Andere, deren
Weiden im Sommer trocknen und die daher im Gebirge Weiden bisweilen in grösser Entfernung
pachten, wohin sie ihre Heerden mit mehreren Hirten senden müssen.
W a s man für die Verpachtung der Wiesen bezahlt, variirt sehr bedeutend je nach den
Verhältnissen, im Allgemeinen nimmt man an, dass die W e ide jährlich für 100 Schafe ca. 300 Reales
(780 Frcs.) beträgt, was sich auf e twa 30 Reales (7,85 Frcs.) für jedes Thier belaufen würde.
Während des Sommers versammelt man Abends zum Melken das Schafvieh in Hütten,
welche aus Steinen oder aus. Holzpflöcken gebaut und mit Ziegeln überdeckt sind. BiswTeilen benutzt
man auch eine natürliche Höhle zur Unterkunft und versieht sie dann mit einem Vorbau.
Die Thiere bringen dort, geschützt v o r der Hitze und dem Biss der Aestrus-Fliegen, die heissen
Stünden zu, bei Sonnenuntergang lässt man sie hinaus und in der Kühle weiden, bis des Morgens
die Sonnenstrahlen wieder sengend die Gegend erwärmen. Im Winter lässt man sie in den Seste-
d ö s , die sehr klein und schmutzig sind, da der Mist selten daraus entfernt w ird , auch die
Nächte zubringen.