in welchem sie ein schwammiges, aus Eiweiss und Zucker bereitetes Gebäck auf lösen. Von Zeit
zu Zeit kommt auch der Gouverneur in die Fonda und verschmäht es nicht, mit der übrigen G e sellschaft
vereint ebenfalls ein Gläschen zu trinken. In der benachbarten kleinen Küche facht eine
alte Frau mit einer aus Palmenblättern verfertigten Scheibe die matter lodernde Flamme wieder
an, und wenn man ihre magere, hexenartige Gestalt im Halbdunkel erblickt, so möchte es einem
wahrlich dünken, als triebe sie dort geheimnissvolle Schwarzkünste.
Die Fonda de Miguel Gavarra ist das Ideal der Ibizaner Bauern; häufig habe ich sie untereinander
sprechen gehört, wenn sie ihre schönsten Früchte, ihre fettesten Hühner und Kaninchen
zu diesem Inbegriff aller ihrer Genüsse gebracht hatten. Was das aber zu besagen hat, das
erhellt schon aus dem Umstande, dass der Wirth zu gleicher Zeit Tischler, Haushalter, häufig auch
Isla grosa und de Botafoch.
noch dazu Koch und Kellner in einer Person ist, und dass er mit seiner Familie lediglich von den
übriggebliebenen Speiseresten lebt. Das Esszimmer mit halsbrecherischem Balkon, auf dem man
aber die frische Seeluft geniesst, dient gleichzeitig als Werkstätte und Hühnerhof.
Mit der herannahenden Mittagszeit hört das Hinundherwogen in den Strassen auf, die Bauern
mit ihren bunten Trachten und ihren lärmenden Lastthieren sind verschwunden, und die Gassen
nehmen eine andere Physiognomie an. An jedem bis jetzt von Läden geschlossenen Fenster wird
eine lange Courtine über das Balkongeländer hinabgehängt, welche gleichzeitig das Eindringen der
frischen Seebrise gestattet und die heissen Sonnenstrahlen abhält. Häufig werden auch grosse
Zeltdächer von einer Seite der Gasse nach der ändern hinübergespannt, um die Hausthüren und
Läden zu beschatten und die Darunterstehenden zu schützen.
Um die Mittagszeit herrscht die grösste Stille in der Stadt, Jeder hält sich zu Hause auf.
Um ein oder zw ei Uhr wird zu Mittag gespeist, worauf man der Ruhe pflegt. Selbst die Aermeren
sieht man in der Marina überall im Schatten mit grossem Wohlbehagen auf den Boden ausgestreckt
liegen, indem sie den Strohhut über das Gesicht gezogen haben und den einen Arm als Kopf-
polster benützen.
Wenn aber die Sonne sich neigt, dann kommt neues Leben in die Stadt, die Strassen bevölkern
sich, und am Hafen wird es lebendiger. Einige unternehmen Wasserfahrten und laviren mit
den spitzigen lateinischen Segeln
derFaluchoshin und her, Andere
stellen mit der Angelfischerei
ihre Geduld auf die Probe.
Wenn der Tag kühler zu werden
beginnt, w ird mit Vorliebe gebadet.
Die jungen Leute begeben
sich an den Fuss der dem offenen
Meere zugekehrten Seite des
Hügels von Ibiza, w “o die Natur
selbst ein Becken geschaffen hat,
das die vorstehenden Klippen g e gen
die starke Brandung schützen,
und die feuchten Wände des
Felsens beschatten die krystallhelle,
spiegelglatte Meeresfläche.
Fürwahr, ein zum Baden mehr
einladender Platz lässt sich kaum
denken. Bisweilen baden auch
Mädchen daselbst, deren herrliche
. Gestalten bald w ie aus
Elfenbein geformte Statuen auf
dem dunklen Hintergründe der
Uferfelsen erscheinen, bald spurlos
in den lichtausstrahlenden
Fluthen versinken. Man wird
bei diesem Anblick unwillkürlich
an die phantastischen Sagen
von Meeresjungfrauen und
Wassernixen erinnert.
Andere baden am jenseitigen
Ufer in der Nähe der Isla plana,
und die Frauen haben einen
Badeplatz in der Nähe des Sanitätsgebäudes
mit einer gedeckten
Halle. Der felsige, mit vielem
Seetang überzogene und seichte
Hafengrund eignet sich aber viel
? 01 ZU e*nem A u fenth a lt für Eine Gasse in der Marina.
Krabben und andere Seethiere
als zu einem Badeplatz.
Nachdem man sich im Wasser erfrischt hat, spaziert man zwischen 7 und 8 Uhr noch auf
aem Meinen Muelle herum und drückt gelegentlich einem seiner Bekannten die Hand, worauf man
gegenseitig die Cigarretten anzündet. Dies 'ist eine Höflichkeits-Bezeigung, die bei keinem Be-
suene unterlassen werden darf. Auch einige Gensdarmen (Civiles) und Sanitätswachen trifft
bel diesen Promenaden in der Regel an. Die Ersteren sind raffinirte Füchse, die mit den