Dieser Codex enthält die von den vier Königen von Mallorca erlassenen Privilegien. Der erste Theil
ist lateinisch, der zweite in lemosinische Sprache übersetzt. Zwischen beiden befinden sich die
Usatjes de la Cort de Barcelona, im u . Jahrhundert vom Conde Berenguer el viejo gesammelt.
Nicht minder interessant sind die Codices aus dem 14. Jahrhundert, w ovon einer einen Kalender
der Jahre 1295— 1361 enthält.
In dem ersten ebenerdigen Saal, in den die hübsche Thür führt, sind 47 Halbfigurportraits
hervorragender Mallorquiner zu sehen, welche bis zur neuesten Zeit reichen, aber keinen künstlerischen
Werth haben. A u f beiden Seiten des Einganges befinden sich Bilder Christi und der Madonna,
letztere auf Wolken mit gefalteten
Händen, zum Theil von einem
grünen Mantel bedeckt, den
Halbmond und den Drachen zu
Füssen. Eine kleine Treppe
führt zur Sala grande, für
Sitzungen bestimmt, w o gleichfalls
Portraits hervorragender
Mallorquiner hängen, darunter
auch, die von mallorquinischen
Königen, Dem Throne, w o das
Bild des Königs prangt, g e genüber
ist ein viereckiges Bild
mit der Figur des heiligen Sebastian
in etwas weniger als
Lebensgrösse, welches für ein
W e rk des Van Dyck gehalten
wird. Das Bild hat etwas g e dunkelt,
namentlich in Folge
der Sitte, es am Feste dieses
Patrons der Stadt und ändern
Festtagen an dem unteren Balkon
auf der Vorderseite des Rathhauses
auszustellen. Um es zu
schonen, wurde eine gute Copie
• davon angefertigt, welche nunmehr
an der Stelle des Originals
ausgestellt wird. In dem an
die Sala grande anstossenden
Gemache ist ein Plan von Palma,
1792 nach einem älteren von 1644
Alero der Casa de Cort. hergestellt und mit viel Geschick
in Oel ausgearbeitet, mit den
von Wallgräben umgebenen Festungswerken, dem vortretenden Molo,' der Rambla und dem
Raum des Borne. Im daranstossenden Gemache sind 18 Portraits anderer mallorquinischer
Notabilitäten, darunter Jaime I. el Conquistador, ein grosses Bild in ganzer Figur. In einem
ändern kleinen Gemach sind nebst dem Plan einer neu projectirten Eintheilung des Rathhauses
und der Treppe noch 19 solcher Portraits. A lle diese Bilder werden an grossen Festtagen, w ie
zu Neujahr, Ostern, am Frohnleichnamsfest, am Tage des Königs und der Königin, des Principe
de Asturias, des heiligen Sebastian als Stadtpatrones, und am Tage von Maria Empfängniss, auf
der Vorderseite des Rathhauses ausgestellt, eine schöne Sitte, die den Zw eck hat, dass das V o lk
seine grossen Männer kennen lerne. Diese Sitte erhielt sich bis zur Zeit des Regierungswechsels
von 1868, dann sah man aber eine Zeitlang davon ab und beschränkte sich auf die Ausstellung
der Copie des Bildes des hl. Sebastian; in neuester Zeit wurde sie unter dem Alcalde Rubert
zur grossen Freude der niederen Volksklassen wieder eingeführt. Diese Portraits bilden zusammen
eine Sammlung von über 100 Stück, welche ausser etwa 12 Männern und Frauen, die sich durch
ihre Tugenden derart auszeichneten, dass mehrere derselben selig oder verehrbar (Beatus, Venerabilis)
gesprochen wurden, noch verschiedene
Portraits enthält, so
das von Hannibal, von dem
behauptet w ird , dass er auf
Cabrera geboren sei, von Jaime I.
el Conquistador, von seiner
Schwester, der Prinzessin Co-
stantia, von seinem Sohne
Jaime II., von seinem Neffen
Dn Fernando, dem Prinzen von
Peloponnesus, vom König
Dn Sancho de Mallorca, von
Jaime III., dem letzten König
von Mallorca, seinem Sohne,
dem Prinzen Jaime, König von
Neapel, von Dn Nuno Sans
Conde de Rosselion, Onkel
von Jaime I., von Kaiser Karl V.,
von den Kardinälen Rossell,
Cerdä, Pou, Pipia und Despuig,
von 4 Erzbischöfen und 12 Bischöfen
aus verschiedenen Diö-
cesen der katholischen Welt,
von einer ansehnlichen Zahl
von Inquisitoren oder Generalen
von Mönchsorden, von vielen
ändern durch ihr Wissen ausgezeichneten
Personen, meistens
Geistlichen, und von vielen
Generälen oder Admirälen.
Es w ar im Mittelalter eine
spanische Sitte* die Kaufhallen
oder Lonjas so luxuriös als möglich
zu bauen, damit sie gleichsam,
w ie die modernen Börsen,
ein Zeugniss für den Reichthum
des Handelsstandes des
betreffenden Landes ablegten.
Die Städte wetteiferten in dieser Thür vom Rathhaus.
Hinsicht, und unstreitig gehört
die Lonja Palma’s zu den schönsten von Spanien. Vorerst einige Worte über ihre Geschichte.
Die Insel hatte dem König Dn Martin de Aragon bei der Unterjochung Sardiniens ausserordentliche
Dienste geleistet. Dies benutzend, erlangten auf ihre Bitten die Handelsleute durch ein
Privilegium, datirt aus Barcelona vom 23. März 1409, unter anderm das Recht, die Steuer von einer
Malla oder Dinero per Libra bei allen von Privaten oder Fremden im Königreich Mallorca ein-
oder ausgeführten Waaren zu erheben, unter Verwendung des Ertrages zur Vertheidigung seiner
Meere und zur Erhaltung des Handelsstandes; mit dem Ueberschuss sollten sie eine Lonja
Balearen I. kq