an die unwegsamsten Abhänge klettern müssen, w ob e i sie eine Anzahl von kleinen, kaum sichtbaren
Pfaden bilden. Der nahe an der Wurzel abgeschnittene Carritx w ird zwischen den Füssen
zusammengedreht und zu Bündeln vereinigt, Welche die Leute auf den Rücken nehmen und zu
der Stelle bringen, w o ihre Saumthiere halten, bis sie eine ganze Ladung (Viatge, gewöhnlich
Die Q u e lle der Riera in der Coma.
14— 15 Arrobas) davon zusammen haben. Sie befestigen nun mittelst eines Strickes die Bündel
auf dem Holzsattel und gehen dann auf dem Gebirgspfad hinter dem schwer beladenen Thiere
zur Ortschaft. Mitunter, und zwar immer, wenn die Ladung von den hohen Gebirgslehnen herab
zu befördern ist, werden die Thiere nur mit 6— 7 Arrobas beladen. Es giebt Leute, welche während
der betreffenden Zeit nichts Anderes machen, als Garritx schneiden. Nur selten finden sich auch
Weiber, die diese harte Arbeit betreiben. Häufig dienen auch Kohlenbrenner, welche im Sommer
Kohle bereiten, im Winter als Carritxes. Gewöhnlich kaufen die Leute aus einer Besitzung den
Carritx nicht für die ganze Saison, sondern nur so viel auf einmal, als ihre Thiere für einige Tage zur
Fütterung brauchen, damit sie jeden zweiten oder dritten Tag frischen erhalten.
Zur Vervollständigung der Angaben über die Agrikultur Mallorca’s mag noch erwähnt
werden, dass der Gesammtbrutloertrag aller Kultursorten auf der Insel 88603833 Reales und per
1 Hektar 270 Reales ausmacht.
Das Partido de Inca übertrifft die beiden anderen Partidos, sowoh l was das Brutto-, als
auch was das Nettoerträgniss pro Hektar anbelangt. Günstig gestellt sind besonders die Distrikte
Binisalem, Lloseta, Buger, La Puebla und Inca in dem gleichnamigen Partido, Montuiri, Sn Juan
und Villafranca in jenen von Manacor und Soller, Establiments, Palma, Fornalutx und S ta Maria in
jenen von Palma. Am bevorzugtesten sind die Distrikte von Soller, der sich vor allen auszeichnet,
Binisalem, Lloseta und Buger.
Die Zahl der Landeigenthümer beträgt 27742, welche 61 216 Landarbeiter beiderlei G e schlechtes
beschäftigen.
Die Kunstgärtnerei.
Für die Gartenkultur eignet sich Mallorca wegen der äusserst günstigen Lage und besonders
wegen der Milde seines Klima’s in hohem Grade. A b e r die ganze Natur breitet sich dem Mallor-
quiner w ie ein Garten aus, die nutzbringenden Anpflanzungen mit den verschiedensten Baumarten
sind einer Schmuckanlage so ähnlich, dass bei dem V o lk e nicht das Bedürfniss wach wird, sich
Gärten anzulegen. Auch den grossen Herren gehörige Gärten sind fast nichts Anderes^als Orangen-
und überhaupt Obstanpflanzungen. Es ist ja so verlockend, das Unterhaltende mit dem Nutzbringenden
zu verbinden. Die Schmuck- und Zierpflanzungen spielen daher eine sehr untergeordnete
Rolle, höchstens dass ein Plätzchen neben dem Hause für einige Blumen reservirt wird, und auch
dann haben nutzbringende Bäume die Oberhand. Manchmal findet sich in der Stadt bei adeligen
Häusern ein kleines Gehöfte, zur Aufziehung von Ziersträuchern bestimmt, die dann mit Liebe gepflegt
werden. Au f dem Lande sind bei einigen Besitzungen Gartenanlagen vorhanden, kleine
Flächen in der Nähe des Hauses im Geschmacke des vorigen Jahrhunderts eingerichtet. Die hervorragendste
ist die vom Cardinal Despuig in Raxa angelegte, eine Nachahmung italienischer Gärten,
mit einem künstlich durch Cypressenhecken und Mauern eingetheilten Hügelabhang.
A u f den meisten grossen adeligen Gütern finden sich bessere Gärten, manche im modernen
Geschmack mit schönen Pflanzen, andere mit Wasserkünsten und künstlichen Hügeln.
Was könnte auf Mallorca durch feingebildeten Kunstsinn nicht Alles geschaffen werden
bei den reichen dort zu Gebote stehenden Mitteln; bei einem Klima, das alle subtropischen Gewächse
im Freien gedeihen lässt, so dass Glashäuser eine ganz unbekannte Einrichtung sind, bei einem
fruchtbaren Boden, w o alles in schwelgerischster Ueppigkeit treibt! In welchen paradiesischen
Lusthain Hessen sich nicht durch die Hand geschickter Gartenkünstler Theile aus den wasserreichen
Thälern von Deyä, Soller und Lluch verwandeln! Und selbst die waldbekleideten Bergesabhänge
mit ihren phantastischen Ufersäumen und die wilden natürlichen Felsenwände, w elch e
uralte Epheupflanzen umranken, Hessen sich zu den grossartigsten Parkanlagen verwenden, wenn
man nur die schönen Stellen zugänglich machen würde.
Zum klarsten Beweise, in w ie hohem Grade sich das Klima Mallorca’s zum Gartenbau
eignet, müssen w ir auf die Thatsache hinweisen, dass die Blüthezeit aller Pflanzen auf der Insel
fast um zwei Monate früher eintritt, als im Innern von Spanien oder in Frankreich.