2000 Fässer erzeugt, was immerhin eine ziemlich bedeutende Einnahme für die Insel ausmacht, denn
gegenwärtig wird das Maafs von 50,7 Liter für 8 Reales verkauft.
Neben den Bauernhäusern sieht man fast immer einen kleinen Opuntiengarten. In der
Regel ist es die Opuntia ficus indica, die man cultivirt; in einigen Gärten habe ich aber auch eine
andere Opuntienart gesehen, die sich durch längere weissliche Stacheln unterscheidet. Die Opuntien
reifen ihre orangerothen Früchte im Spätsommer und bis in den Herbst hinein, und liefern dem
Landmann eine zw ar wässerige, aber doch sehr beliebte Speise. Mit grösser Geschicklichkeit
wissen die Bäuerinnen durch einen Seitenschlitz das saftige Innere von der stacheligen Hülle zu
befreien. Es werden auf Ibiza von diesen Früchten ohne den geringsten Nachtheil grosse Mengen
Eine Noria bei Ibiza.
verzehrt, jedoch darf man darauf nur Wasser trinken; Branntwein dagegen, oder Wein, sowie
überhaupt alle geistigen Getränke, verursachen nach dem Genüsse jener Früchte starke Koliken.
Nicht selten stösst an das Opuntiengärtchen noch ein Gebüsch von P f a h l r o h r (Arundo
donax). Dieses Rohr wird aber ausserdem, in den kleinen Thälern am Rande von Bächen,
hauptsächlich in der Gegend von S» José, cultivirt. Es liefert lange, zu allerhand Acker-, Fischerei-
und Hausgeräthen verwendbare Stäbe, man verfertigt daraus auch Körbe, die Blätter dienen als
Viehfutter.
W ie aus dem Vorhergehenden erhellt, sind das O el, das Johannisbrod, die Mandeln, das
Getreide, die Baumwolle und zum Theil auch der Wein die Hauptprodukte der Ibizaner Bodenkultur.
Das Erträgnis könnte ein viel bedeutenderes sein, wenn man reichlichere Bewässerung
anwenden könnte. Es fehlt jedoch an beständig fliessenden Gewässern; in den Niederungen hilft
man sich mit N o r ia s , deren man im Distrikt Ibiza 36, in Sn José 42, in St* Eulalia 70, weniger in
den ändern Distrikten zählt.
Sie sind nach arabischer Sitte eingerichtet und bestehen aus einem vertical gestellten,
Wasser schöpfenden Rade mit thönernen oder hölzernen, rohrähnlichen Eimern. Die Querstäbe
jenes Rades greifen in ein kleines horizontales Rad ein, welches eine lange hölzerne Stange trägt,
an welche ein Saumthier gespannt wird. Durch das Drehen der Stange w ird zuerst das horizontale
Rad, dann das verticale in Bewegung gesetzt, welches im langsamen Tempo das Wasser schöpft.
Zum Drehen werden Maulthiere, oder auch in selteneren Fällen starke Esel verwendet, denen man,
damit sie nicht schwindelig werden, die Augen mit zwei aus Palmenblättern verfertigten Scheiben
bedeckt hat; sie verrichten von früh bis Abends ununterbrochen ihre einförmige Arbeit, die nur
vom Knarren des trockenen Holzwerkes begleitet wird. Bisweilen halten die Thiere ein paar
Sekunden inne, dann aber beginnen sie, w ie von einem geheimnissvollen Zuge getrieben, ihre mühselige
und erschöpfende Arbeit von Neuem.
Die vorhandenen Norias reichen für die auf Ibiza erforderliche Bewässerung durchaus nicht
hin; es ist aber auch mit. denselben w enig auszurichten, da sie das Wasser nur aus einer Tiefe von
wenigen Fuss zu heben im Stande sind. Durch artesische Brunnen w äre w o h l dem herrschenden
Wassermangel abzuhelfen; da aber die Anlage derselben immer mit ziemlich bedeutenden Kosten
verknüpft ist, und auf Ibiza grössere. Kapitalien fehlen, so sind sie noch nirgends zur Anwendung
gekommen.
Die W a ld u n g e n sind für Ibiza von ganz besonderer Bedeutung; sie liefern auch unbedingt
einen der Haupterträge der Insel. Wie schon erwähnt, machen die Strandkiefern vorzugsweise
die Waldbestände von Ibiza aus. Sie liefern ein gutes Holz, welches sehr harzhaltig ist, deshalb
lange der Fäulniss widersteht und sich somit vortrefflich zum Schiffbau eignet; auch werden diese
Kiefern mehr als andere ibizanische Bäume zum Kohlenbrennen verwendet. Der Quintal ihres
Holzes w ird für 2 3 Reales verkauft. Aus den Strandkiefern w ird durch tiefe Einschnitte in ihre
Stämme Harz gewonnen und zur Theerbereitung verwendet. Aus der Rinde bereitet man Gerberlohe.
Die Samen aus ihren länglichen Zapfen werden für die Hühner und auch für kleine Hausvö
g e l als Futter benutzt.
Die italienische Pinie kommt, w ie schon früher bemerkt wurde, nur vereinzelt vor; sie
liefert ebenfalls ein ziemlich gutes Holz. Ihre nussartigen Samen werden zur Zubereitung von
mancherlei Gerichten benützt. Sie sind bei den Ibizanern sehr geschätzt, w o von ich mich eines
Tages überzeugen konnte, als ich einen Bauern, der mit mir ging, aufforderte, mir einen Zapfen von
einem niederen Aste herabzulangen. „A ch, das thue ich nicht,“ sagte er, „es könnten uns leicht
die Eigenthümer sehen.“ Dass jedoch diese Weigerung nicht die Folge besonderer Gewissenhaftigkeit
war, sondern blos darin ihren Grund hatte, dass man sich jenen Leckerbissen nicht entgehen
lassen möchte, schliesse ich daraus, dass derselbe Bauer, als er mit mir durch die Felder
streifte, volle Körbe von Feigen und anderem Obst wegstahl.
Die Nadelwaldungen sind auf Ibiza ziemlich vernachlässigt und bilden daher meist kleine
und lichte Bestände.
Die Sivina hat ein sehr festes Holz, das theils als Brennmaterial, theils zur Verfertigung von
Spazierstöcken verwendet wird. Zu den Stöcken nimmt man möglichst gerade Stämme, die sich
mit ihren zahlreichen Knoten w ie kleine Keulen ausnehmen und die unzertrennlichen Begleiter jedes
Gecken in der Stadt Ibiza bilden.
H o n ig wird auf Ibiza wenig gewonnen, nicht mehr, als für die Bedürfnisse der Ibizaner
selbst erforderlich ist. Es w ird davon nichts ausgeführt; ebensowenig führt man Honig ein.
Die beste Sorte ist die, welche am Ende des Monats Juli eingesammelt wird.
Die V ie h z u c h t ist auf Ibiza nicht ganz unbedeutend; R in d e r giebt es w en ig e , und das
Rindfleisch, welches jeden Monat kaum ein- oder zweimal in Ibiza verkauft wird, stammt von Ochsen
aus Formentera; diese meist ganz jungen Thiere werden in einem Segelboot herübergefahren
und jedesmal mit einem lauten Hallo der Ibizaner Gassenbuben empfangen.
S c h a fe dagegen werden ziemlich, viele gehalten; man giebt ihre Zahl im Ganzen auf 18349