Höhen der Sierra bis zu ihren äussersten Spitzen. Indessen giebt es manche Gewächse, welche
zw ar nicht ausschliesslich, aber doch vorzugsweise die höheren Standorte erwählen, und diese
müssen w ir hier näher bezeichnen. Es sind meistens krautartige Pflanzen oder kleine Sträucher,
die lediglich auf die Risse und Vertiefungen des sonst ganz kahlen Kalkgesteins dieser öden Spitzen
angewiesen sind, auf welchen sie, von tieferen Standpunkten gesehen, w ie kleine grünende Flecken
erscheinen. V on Gesträuchen steigen noch am höchsten der Taxus baccata und der A ce r opalus, ferner
das Hypericum balearicum und die schöne Pastinaca lucida. Von kleineren und zum Theil sehr unansehnlichen
Pflanzenformen treten in grösserer Anzahl auf: Paeonia corallina und Cruciferen, darunter
Clypeola jonthlaspi und Brassica balearica, deren lange, dünne Stengel aus den Steinklüften empor-
schiessen. Von Caryophylleen finden sich Silene decumbens, Arenaria grandiflora und serpyllifolia,
Arenaria balearica und Cerastium glutinosum. Auch mehrere Umbelliferen bewohnen die höchsten
Spitzen, wie Pimpinella tragium und Bupleurum aristatum; beide wachsen zwischen Felsenspalten;
ferner Lonicera pyrenaica und eine Scrophularia, sowie in Menge, w ie überall auf felsigem Boden,
einige Moose und Flechten. Sämmtliche angeführte Gewächse sind nicht von der Art, um der
Vegetation der höchsten Regionen einen eigenthümlichen Charakter verleihen zu können; am ersten
dürfte dies noch eine massenhaft auftretende Grasart zu bewirken im Stande sein, die häufig weite
Strecken jener Felseneinöden mit ihrem fahlen Grün überzieht. Es ist dies der Ampelodesmus
tenax, welcher auf Mallorca Carreigt genannt wird. Da er mit einer ungeheuren Schnelligkeit
aufschiesst und um sich wuchert, so bewirkt er dasselbe, w ie die Heidekrautarten in den tieferen
Zonen; er erstickt nämlich fast eine jede andere Vegetation und herrscht zuletzt ganz allein. Er
vermehrt sich so rasch, dass er in jenen Höhen selbst beim Wiederanbau abgetriebener Waldflächen
kein geringes Hinderniss verursacht.
Steigen w ir nun in die E b en e hinab, so gewährt dort die Vegetation einen ganz anderen-
Anblick, der jedoch nicht sowoh l durch das Auftreten anderer Pflanzenformen, als vielmehr durch
deren Vertheilung bedingt wird.
Schon auf den südlichen Hängen der Gebirgskette fangen die Oel- und Johannisbrodbäume
wieder zu erscheinen an, aber nicht mehr so ausschliesslich, sondern vielfach mit'Feigen- und
Mandelbäumen untermischt, welche dann in der Ebene die vorherrschenden Kulturpflanzen bilden.
Es kommen auch einzelne Maulbeerbäume im Fiachlande vor, sie beschränken sich aber nicht
auf dieses, sondern werden auch in den inneren Thälern der Sierra angetroffen. Diesen
Baumformen folgen auch je nach der Beschaffenheit des Bodens alle Arten von Sträuchern und
Kräutern, welche auf den gegen Norden gerichteten Hängen wachsen. In der eigentlichen Ebene
sind, abgesehen von einigen Strandkieferbeständen von geringer Ausdehnung, die weitesten Strecken
der Kultur der Cerealien, der Baumwolle und der Reben gewidmet. Von einer ursprünglichen
Vegetation kann hier kaum die Rede sein, dennoch hat man vielfach Gelegenheit, theils auf Brachfeldern,
theils zwischen dem Getreide eine Fülle interessanter Gewächse kennen zu lernen. So findet
man fünf Mohnarten inmitten der Getreidefelder wuchernd. Sehr gemein sind auch an ähnlichen
Lokalitäten zw ei Fumarien, unzählige Cruciferen, Silene gallica und Saponaria vaccaria. Sehr zahlreich
sind die Leguminosen vertreten, sowoh l an verschiedenen Arten, wie an Individuenanzahl;
dann fünf Arten von Vicia und der in den Saaten sehr gemeine Lathyrus ochrus. Ferner kommt
auf den Feldern, wenn auch seltener, Portulaca oleracea vor, häufiger sind mehrere Arten von
Doldengewächsen. Weitere gemeine Feldgewächse sind: Sherardia arvensis, Fedia cornu-copiae
und Vallerianella coronata. Von korbblüthigen Pflanzen sind hervorzuheben: das weit verbreitete
und auf der ganzen Ebene äusserst gemeine Erigeron canadense, Sonchus oleraceus, Crepis vesicaria,
die häufige Thrincia tuberosa, ein paar Cupularia-Arten, Cichorium intybus, das ein höchst lästiges Unkraut
bildende Cirsium arvense, Chartamus aeruleus, einige Arten von Disteln und Centaurea, die äusserst
gewöhnliche Calendula arvensis und Chrysanthemum coronarium. Aus verschiedenen ändern dikotylen
Pflanzenfamilien kommen ferner vor: zwei Xanthium-Arten, Specularia hybrida und pascala, vier Arten
von Convolvulus, sehr häufig Heliotropium europaeum, fünf Arten von Echium, drei Arten von
Lithospermum, ebenso viele Arten von Anchusa, zahlreiche Linarien; unter den Saaten sehr häufig
Anthirrhinum orontium, einige Orobranchen, zwei Arten Veronica, der im Mai blühende Acanthus
mollis, fünf Amaranthelf- und zw ei Aristolochien. V on Zwiebelgewächsen finden sich vereinzelt
auf den Feldern: Lilium candidum, drei Arten von Ornithogalum, mehrere Allium-Arten, dann drei
Muscari, ebensoviele Gladiolus. V on Gräsern kommen überall auf dürren Feldern vor: Avena
fatua, Triticum repens, vier Setaria-Arten, Panicum sanguinale und crusgalli, Cynodon dactylus, der
auf Mallorca Cano genannte Sorghum halepense, und etliche Lolium-Arten.
Den bisher genannten Pflanzen schliessen w ir noch einige an, w elche sow oh l im Gebirge,
w ie in der Ebene zu den gemeinsten Gewächsen zählen und somit auch auf den Feldern zu den
alltäglichen Erscheinungen gehören; es sind dies die allbekannten Unkrautarten, eine Crassulaceen-
form, Saxifraga tridactylites, der sehr gemeine Zwerghollunder Sambucus ebulus, und der ebenso
häufige, meist auf alten Baumstämmen umherkletternde Epheu, die nur im Frühjahr blühende Bellis
annua, eine Gentianee, die Chlora perfoliata, einige Labiaten, namentlich Ballota nigra, sowie verschiedene
Polygoneen, besonders Polygonum aviculare, Rumex bucephalophoros und endlich die
gewöhnlichen Nesseln.
Eine ziemlich charakteristische, aus zahlreichen, wenn auch w enig auffallenden Formen bestehende
Vegetation findet sich auf dem harten, festgetretenen, staubigen Boden der W e g e . Zunächst
sind dies gewisse Cruciferen, nämlich das hauptsächlich vorkommende Sisymbrium officinale
und die äusserst massenhaft auftretenden S. irio und Diplotaxis erucoides; ferner zeigt sich überall
an Strassen und Ackersäumen Malva rotundifolia und M. silvestris, Geranium rotundifolium und
das überaus gemeine Erodium cicutarium, sowie Oxalis corniculata. Auch eine nur dem Süden
eigene Leguminose, die Psoralea bituminosa, ist auf den Wegen ziemlich gemein. Weitere W e g bewohner
sind unsere gewöhnliche Potentilla reptans, die Paronychia argentea und drei Herniaria-
Arten, einige Doldengewächse und zahlreiche korbblüthige Pflanzen, drei Carduus- und 14 Centaurea
Arten, drei Carlina-Arten, Filago pygmaea, Senecio vulgaris, Bellis silvestris, Anthemis
silvestris, eine Achillea und ein Buphthalmum. Auch eine Kürbisart, die Momordica elaterium,
gehört zu den gewöhnlichsten Erscheinungen auf Wegen. Ferner viele Solaneen, einige Borraginen
und Labiaten und drei Arten von Stachys; ferner Verbena officinalis, die Herba barbera der Mallor-
quiner, vier Plantago-Arten und Chenopodium vulvaria. Auch zwei Spargelarten, wovon Asparagus
horridus die häufigste, wachsen auf Wegen, während der A. officinalis bergige Gegenden vorzieht.
Aus der Abteilung der Gräser endlich finden sich hier die gemeine Lamarckia aurea, Melica ciliata,
M. Magnolii, drei Bromus-Arten, Lolium perenne und das Hordeum murinum, die Fletxas der
Mallorquiner.
Die feuchten Säume der Wasserleitungen, welche nach allen Richtungen die Ebene durchkreuzen,
haben ebenfalls ihre charakteristischen Pflanzenformen; hier trifft man Trifolium repens,
der unsere heimischen Wiesen so üppig überzieht, auf Mallorca aber fast ausschliesslich auf die
Nachbarschaft eines solchen Wasserfadens beschränkt ist, dann verschiedene Arten von Epilobium,
Myriophyllum und Pulicaria, das Gnaphalium luteo-album und Crepis bulbosa, einige Arten von
Triglochin und Cyperus- und Carex-Arten, namentlich Carex divulsa, Potamogeton lucens und
Holcus lanatus.
Wieder einen anderen Charakter bietet die Flora der H e c k e n und Um zäum u n g en dar.
Zu derselben gehören einerseits die kräftigen Sträucher, welche die Hecken selbst bilden, andererseits
die schwächeren Pflanzen, die im Schatten und Schutze derselben aufwachsen. Aus der
ersteren Klasse sind vor allem die Prunus-Arten zu nennen, deren es auf Mallorca drei gibt; ferner
Crategus oxyacantha und der Brombeerstrauch, hin und wieder auch der Granatapfelbaum und
zwei Rosenarten, Rosa arvensis und sempervirens. Auch einige Caprifoliaceen, w ie Sambucus nigra
und Lonicera amplexa werden in den Umgebungen von Inca und Artä zu Zäunen verwendet. Als
fast stetige Bewohner der Hecken sind besonders die schönblüthigen Clematis cirrhosa und C. flam-
mula, dann die Vicia sativa, ein Windengewächs, die Calystegia sepium, ferner Lappa tomentosa,
Crepis bulbosa und Scrophularia peregrina hervorzuheben. Sehr gewöhnliche Heckenpflanzen sind
ferner Smilax aspera und S. mauritanica, Tamus communis und eine Grasart, das Brachypodium
silvaticum.