die dem Borne parallel läuft, mit modernen Balconbauten und den Häusern vieler Schmiede. Nach
dem Borne führen von hier zwei Gassen von ähnlichem Charakter. In der Calle de Pelaires
ist ein altes Jesuitenhaus mit dem Namen Jesus über dem Rundbogeneingang, mit eisengitterigen
Balcons und achteckigen Säulen als Alero-Stützen.
Werfen w ir zum Schlüsse einen Blick auf die breite, neue Calle del Conquistador, eine der
breitesten der Stadt, leicht bergauf führend und ungepflastert, mit modernen Balconbauten, in der
das grosse Gebäude des Bürgercasinos (Circulo Mallorquin) sich befindet. Diese ganze Häuserreihe
zur Rechten steht auf den Ruinen des an Kunstschätzen so reichen Klosters von Sn Domingo,
des früheren Sitzes der Inquisition, das im Jahre 1837 demolirt wurde. Die Calle de la Vitoria,
welche denselben Charakter w ie jene des Conquistador trägt und die Fortsetzung derselben
bildet, mündet in die Calle de Palacio aus.. Somit haben w ir unsere Tour durch die Vila de
amunt beendet.
Gehen w ir nun zur Betrachtung des auf der ändern Seite der Hauptader gelegenen Stadt-
theils oder Vila de abaix über. W ir wenden uns zunächst dem spitzigen, in dieselbe hineinragenden
Viertel zu, das auf der ändern Seite von der Calle de SQ Jaime begrenzt wird. Diese ist lang und
schmal, aber mit alten, charakteristischen Bauten versehen, die aristokratische Gasse von Palma.
Gleich rechts bietet sich uns das grosse Haus Despuig dar, mit Malereien an der Façade, achteckigen
Säulen als Alero-Stützen und doppelten Sparren versehen. Das gegenüberliegende, dem Herrn
Marotp gehörige Haus mit doppeltem Rundbogen, eisengitterigen Balcons und runden Säulen als
Alero-Stützen hat im Entresuelo zw ei rohe Renaissancefenster mit Gesichterverzierungen und
Wappenschild, darüber aber ein gothisches Fenster. Auch hier haben w ir eine cassettirte Ve-
lada über der Treppenhalle, mit Gesichtern an den Seitenstützen. Links treffen w ir weiter das
reichverzierte, im Renaissancestyl gehaltene, moderne, in der Façade ganz mit Pedra de Santagny
bekleidete Haus des Conde de San Simon mit der mit rothem und schwarzem mallorquinischen
Marmor, vorzüglich aus Binisalem und Arta, geschmückten Eingangshalle und ebensolchem Hof, mit
marmornen Wandpfeilern und Marmortreppe. Es hat einen länglich-viereckigen, mit einer Uhr
versehenen, oben terrassenartigen Thurm. Das gegenüberliegende modernisirte Haus hat ein etwas
zopfiges, aber sehr schön gearbeitetes Wappen über dem Eingang. Etwas weiter links finden wir
das hinsichtlich der Thür und Fenster gleichfalls modernisirte Haus des Duque de la Union de
Cuba mit schöner, dreibogiger Coronella und doppelter Colonnette. In dem Hofe, mit 4 Segmentbogen,
von Pfeilern unterstützt, von denen der linke von der modernen Treppe mit zierlichem,
steinernem Geländer eingenommen wird, sind sieben solche Fenster. A u f einem kleinen Plätzchen
steht die Yglesia de Sn Jaime. Nahe der Kirche von Sn Jaime sieht man ein paar Alero-Häuser und
das grosse in der Frontseite neue Haus Torrella, ganz aus dem prachtvollsten Santagny-Stein ausgeführt,
mit nicht sehr schönen Figuren in den Giebelfeldern der Fenster. Die Calle de Jaime
mündet auf die Plaza de S** Magdalena.
Gegen die Hauptader zu gehen von der Calle de Sn Jaime mehrere Quergassen ab. Sie sind
schmal und enthalten nichts Bemerkenswerthes. Erwähnenswerth ist nur in der schmalen Calle
de la Palma, welche die beiden Quergassen von Serina, die mittelst eines Schwibbogens auf den
Borne mündet, und von der Sagristia de Sn Jaime mit einander verbindet, im Haus No. 6 ein sehr
schöner Hof. Etwas weiterhin bietet sich ein prachtvolles Haus aus wunderschönem, tiefgelbem
Marés-Stein dar, mit vier Stockwerken von je vier dreibogigen Coronellas durchbrochen und
doppelten Alero-Sparren. Ein cassettirtes Rundbogenthor führt durch einen Spitzbogen in den
schlichten Hof, w o sich ebenfalls eine alte Coronella befindet. Die Treppe mit sechs kleinen
Tragsteinen rechts ist mit achteckigen Säulen als Stützen versehen. W ie man sagt, gehörte dieses
Haus einst einer auf Mallorca wohnenden alten Linie des Hauses Bonaparte.
An der Spitze des vorerwähnten Stadtwinkels finden w ir die Calle de Capuchinas, welche
von dem Borne bergauf geht, mit mehreren Häusern mit achteckigen Säulen als Alero-Stützen.
A u f dem Plätzchen, der Kirche der Capuchinas gegenüber, ist das stattliche Haus des Herrn
O ’ Ney Ile mit grossen Rundbogen, eisengitterigen Balcons und achteckigen Säulen als Alero-Stützen.
Es hat einen geräumigen Zaguan mit flachen Segmentbogen an den vier Seiten, welche auf accolirten
Säulen von röthlichem Marmor mit rustischen Knäufen ruhen. Oberhalb der Treppenterrasse
erheben sich drei luftige Bogen mit Dockengeländer und Wappen. Die Calle de Campaner weist
mehrere schöne Häuser auf, darunter No. 3, theilweise umgebaut, mit vorspringenden Alero-Stützen
und einer oberen Reihe von vier dreifachen Coronellas mit kelchartigem Knauf und doppelter Colo
hnette, von denen zwei noch sehr schön erhalten sind. Ein Rundbogeneingang führt in einen
schlichten modernisirten Hof mit einer von einer achteckigen Säule getragenen Halle. Die Calle
de la Rosa weist mehrere grössere Gebäude mit Verzierung auf; eines derselben zeigt im Hofe
eine alte schöne Treppe mit gothischen Augen vor dem Dockengeländer. Man gelangt nun auf
die Plazuela de Truyols, welche wieder ein bemerkenswerthes, einst der Familie Truyols gehörendes
grösseres Haus aufweist. Die Eingangshalle wird von pseudojonischen Säulen getragen. Von derselben
geht die Calle de Puezo hinauf; sie enthält ebenfalls ein schönes Haus mit Hof, zu dessen
beiden Seiten Säulen mit abgefassten Ecken die w enig verflachten Bogen tragen.
Kehren w ir nahe an unsern Ausgangspunkt, die Calle de Sn Jaime, zurück, so finden w ir
die Ca lle de la Concepcion, welche vom Borne bergauf geht. Rechts ist ein grösseres Haus mit
achteckigen Säulen als Alero-Stützen und Rundbogeneingang.
Auf der linken Seite, w o die Calle del Agua, auf die w ir später zurückkommen werden,
in jene der Concepcion mündet und einen spitzen Winkel bildet, befinden sich neben einem
Citronengärtchen ein mit pyramidenförmigem Dach bedeckter Brunnen, die Fuente del Sepulcro, nach
der einst hier befindlichen, nunmehr zerstörten Kirche so benannt. Man glaubt, dass das alte
Kirchlein des Sepulcro, aus dem noch fünf Basreliefs stammen, zur Zeit der Eroberung eine Moschee
war, unter dem Namen Dalguiveni bekannt. Sicher ist, dass sie Jaime I. seinem Seneschal Guillermo
de Moncado schenkte, und dass sie damals in ein Oratorium umgewandelt wurde, in dem die Reste
der bei der Schlacht von Santa Ponsa gefallenen Moncadas beigesetzt wurden. Im Jahre 1232
wurde diese Kirche den Grabesrittern geschenkt, und damals bekam sie den Namen del Sepulcro,
den sie seitdem behielt. Die Grabesritter besassen sie jedoch, w ie es scheint, nur bis 1280, w o
sie verkauft wurde. Die Kirche, w elch e noch ihre alte romanische Façade behielt, bestand bis
1843; seit dieser Zeit dient sie als Holzsägewerkstätte. Der Fuente gegenüber erblickt man ein
grosses Haus mit thurmartigem Aufsatz und Verzierungen und einem weitläufigen, mit Säulen- und
Treppenaufgang geschmückten Hof. Links ist der Palast, w o das Civil-Gouvernement untergebracht
ist, einfach und unschön, mit ziemlich grossem Zaguan. Weiterhin gewahren w ir das Klostergebäude
de la Concepcion mit vier eingemauerten Coronellas, diesem gegenüber ein Haus mit
26 achteckigen Säulen als Alero-Stützen und hübschem Hof, von Hallen umgeben. Zu beachten ist
auch die Yglesia de la Concepcion und rechts ein sehr altes Haus mit zwei schönen dreib ogigen
Coroneila-Fenstern und ein solches mit vierfachen Coronellas im ersten Stocke. Ein anderes Haus
mit grossem Rundbogen trägt als Alero-Stützen eine interessante Reihe kleinerer Bogen. Die Gasse
bildet gegen die Muralla eine ungepflasterte Erweiterung; von hier geht die Calle de las Ravas,
mit malerischen Häusergruppen, die Muralla entlang, rechts mit dem Hospiz-Gebäude. Am Ende
ist ein kleiner Citronengarten : man ist bei der Puerta de Jesus.
Richten w ir nun unser Augenmerk auf den von den Calles de Sn Jaime und de la Concepcion
gebildeten spitzen Winkel. In dem ersten Theil desselben gehen mehrere kleine. Quergassen
mit modernen Balconbauten ab, und nur hier und da finden sich ein Rundbogeneingang und
achteckige Säulen als Alero-Stützen. Die erste Gasse, Calle de la Gavarrera genannt, steigt in
einigen Stufen hinauf. In der Calle de Caballeria fällt das Haus No. 15 auf, das einen stattlichen
Rundbogen und hübschen Hof mit grösser Bogenhalle und oberhalb der Treppe oben gewundene
Säulen mit gemeisselten Körbchen zeigt. Darauf folgt das Haus No. 19 mit Rundbogen-Eingang; im
Hof ist eine hübsche Treppe mit Dockengeländer, von einer grossen Velada überdacht. Von dieser
Gasse gelangen w ir über die gleichnamige Plazuela in die Calle del Jardin Botanico, w o linker
Hand der Garten liegt, der einst als botanischer Garten dienen sollte. Am Ende desselben befindet
sich rechts die Plaza de Sta Magdalena mit der gleichnamigen Kirche, von welcher links die steile
und ungepflasterte Calle de la Beneficiencia hinaufgeht. Sie führt auf die erhöhte ungepflasterte
Plaza del Hospital, die dominirende Stelle der Vila de abaix, w o der Eingang des Hospitals liegt.