Gemüsegärten benutzt man einen Pflug ähnlicher A r t, an welchem hinten zwei allmählich auseinanderweichende
Bretter befestigt sind, die gleichmäfsige Furchen im Boden machen. A ls G e spann
verwendet man meist zwei Maulthiere, seltener Esel, und nur äusserst selten kommen Ochsen
zur Anwendung.
Welche Hufthiere aber auch beim Pflügen dienen, stets sind dieselben in ein Joch (Jou)
gespannt, dessen eigenthümliche Gestaltung am besten unser Holzschnitt zeigt. Das Kummet A
— C o x i— wird mittelst des hölzernen Co llä B am Halse des Maulthieres angelegt; auf diesem ruhen die
Arme des Joches C C , w e lche
mit fast walzenförmigen
unregelmäfsigen Holzstäben
D und Stricken E daran
befestigt werden. Der
Aixangud II umspannt die
Rundung des Joches F, und
durch seine elliptischeO eff-
nung (I) geht die Deichsel
des Zuges, die er zu halten
hat. In den Weinbergen,
w o das Pflügen sehr
schwierig ist, weil die
Abstände von einer Furche
zur ändern je nach den
Umständen bald breiter,
bald schmäler sein müssen,
bedient -man sich einer
eigens für diesen Zw eck
eingerichteten, 2,20 Meter
langen Jochform, die w e niger
gekrümmt ist, damit
man die Maulthiere nach
Belieben näher oder ferner
von einander einspannen
kann.
Die Löcher im Joch dienen
zum Einstecken der
Pflöcke, welche den Q uerstab
des Aixangue halten
sollen, theilweise aber auch
; . . , Tr ' . _ zur Aufnahme der zwei
Joch und Kummet emes Pfluggespannes. linken Camellas> dje be_
liebig näher und weiter
eingesteckt werden; der Haken dient zur Befestigung der Leine für das Handthier. Für Ochsen
verwendet man eine einfache Jöchart ohne Coxins. Beim Ackern leiten die Bauern die Thiere
meist mit der Stimme, und um sie anzutreib'en, bedient man sich einer langen Peitsche (Cor-
retjadas).
Ein einfaches aber sinnreiches Ackergeräth, um Vertiefungen auf den Feldern auszufüllen,
ist die Truixella, eine A rt riesiger Schaufel, w elch e an den Strängen des Maulthieres befestigt und’
von einem Manne leicht gegen den Boden gedrückt w ird und nach Bedarf die angesammelte Erde
ausschüttet. Um den geackerten und mit Saat bestellten Boden zu ebnen, wendet man einen
einfachen Balken (Viga) an, der gegen seine Enden zu mittelst zweier Stricke am Kummet des
Maulthieres, welches ihn zu ziehen hat, befestigt ist.
Einige einsichtige Grundbesitzer haben bereits die bei uns üblichen Walzen eingeführt, die
nicht blos ebnen, sondern auch die Erdknollen zerkleinern, wozu man auf Mallorca meist die Xapa
verwendet. Dieses Geräth gehört überhaupt zu den wichtigsten Ackerbau Werkzeugen, dessen
man sich sogar zum Graben und zu noch anderen Zwecken bedient.
Die Axada verwendet man, um den felsigen Boden zu brechen, mit dem Cavach werden
vorzüglich Löcher gegraben und Gräben angelegt, die Rampayna macht sich bei der Bearbeitung
schwerer Bodenarten nöthig; die Gavilaus dient bei der Hanfkultur; der Ganchos, ein hölzerner
Rechen mit eisernen Zähnen, kommt beim Ebenen des Bodens, nachdem gesät worden ist, zur
Anwendung. Bei der Baumkultur benützt man die verschiedenen kleinen Instrumente, die mit den
allerwärts im Gebrauch stehenden ziemlich übereinstimmen. Endlich w o llen w ir noch die Leiter,
Escala, erwähnen, deren sich die Bauern beim Abpflücken des Obstes bedienen; sie hat nach der
rechten Seite einen Haken zum Aufhängen des Obstkorbes.
Was die Urbarmachung der Felder betrifft, so sind die Mallorquiner darin sehr weit vo rgeschritten
und zeigen bei dem Anbau des im gebirgigen Theil häufig steinigen Bodens grosse
Mallorquinisches Pfluggespann.
Ausdauer, wozu nicht blos die aus der natürlichen Anlage der Mallorquiner stammende grosse
Sorgfalt, die ein jeder Besitzer seinem kleinen Gute widmet, die Ursache bildet, sondern auch die
im Verhältniss zur Bodenfläche ziemlich bedeutende Bevölkerung. Die Steine werden auf das sorgfältigste
von den Frauen und Kindern aufgelesen und in die aus Palmblättern verfertigten Sanayas
gefüllt. Die Eine hilft der Ändern beim A u f laden der Last. Meist singen diese Arbeiterinnen
fröhliche Lieder, und sieht man sie von einer Berglehne herabsteigen, so denkt man an die
egyptischen Mädchen, welche Steine zum Pyramidenbau trugen.
Die bei Espedregar zusammengelesenen Steine verwendet man zum Bau von Mauern um
Gärten und Besitzungen; ist die Menge zu gross, so thürmt man sie mitten in den Feldern zu Haufen
zusammen, welche den Namen Clapers führen. Sehr gut wissen die Mallorquiner auch steile A b hänge
durch Anlagen von terrassenartigen Gürteln (Marjadas) zu verwerthen, die sie durch Mauern
stützen und mit kleinen Treppen versehen.
Die Art und Weise der Bebauung hängt auf Mallorca, w ie in allen anderen Gegenden, von
der Natur des Bodens ab, je nachdem es sich um trockene oder bewässerte und mit Bäumen bepflanzte
oder baumlose Gründe handelt.
Balearen I. 29