Die Winde, welche im Laufe des Jahres auf Mallorca am häufigsten wehen, sind die des
dritten Quadranten, das heisst: Südwest, Süd und Nord. Zuweilen w eht auch der Ost wind und
zwar in allen Jahreszeiten.
Die Winde befolgen in ihrer Drehung kein bestimmtes Gesetz, sie wechseln vielmehr ihre
Richtung mit grösser Schnelligkeit und in sehr verschiedenem Sinn, selbst im Laufe eines Tages.
Erst wenn sie eine grössere Stärke erlangt haben, bleiben sie mehrere Tage hinter einander constant,
was hauptsächlich zu Ende März und während eines Theils des Winters und im Frühjahr der Fall
ist, nämlich in den Monaten Oktober, December, Februar und März. Die stärksten unter ihnen,
die sich bisweilen zu heftigen Orkanen steigern, sind der Nord west und Nordost, manchmal
auch der Südost. Diese Winde, sowie auch der Ost- und Südwestwind, können sich dann über
mehr als die Hälfte der Insel ausbreiten, ohne auf irgend ein Hinderniss zu stossen, welches ihre
Richtung ablenkte; der Nord- und der Westwind dagegen treffen auf die mächtige Bergkette, und
indem sie sich in deren Schluchten und zwischen ihren Höhen verlieren, nehmen sie an Kraft ab,
ändern mehr oder weniger ihre Richtung und gelangen merklich geschwächt in die Ebene. In
den übrigen Monaten sind die windstillen Tage und die sanfteren Winde häufiger; namentlich ist
dies während des Sommers der Fall. In dieser Jahreszeit beobachtet man auch eine gewisse
Periodicität in den Seebrisen, Embat genannt, und in den schwachen Landwinden, die Terrals
heissen, w ie schon erwähnt wurde. Ganz constant sind aber auch diese Winde nicht, da sie an
manchen Tagen gänzlich ausbleiben. Die Frische des Embats macht sich um so mehr bemerldich,
je mehr man sich der Küste nähert. Im Innern der Insel ist diese Brise wärmer und schwächer.
Da alle Winde, die über Mallorca ziehen, über w eite Meeresstrecken her gelangen, so sind
sie fast nie trocken, und aus demselben Grunde werden auch die kalten Winde milder und die
warmen frischer. Am trockensten und kältesten sind stets der Nord-, Nordost- und Nordwestwind;
die trockene und kühle Beschaffenheit der letzteren ist eine Folge ihrer Berührung mit
dem Schnee der Alpen und der Pyrenäen, über welche sie hinweggehen. Der Nordostwind führt
auf der Gebirgskette bisweilen Schnee herbei, während er in der Ebene nicht selten von leichtem
Regen begleitet wird. Dies ist jedoch blos im Winter der Fall; denn zu ändern Jahreszeiten scheint
er eher den Regen zu vertreiben, welchen andere Winde herbeiführen würden. Diese Eigenschaft
besitzt in noch viel höherem Mafse und zwar zu jeder Zeit der Nordwestwind, der sich
mit Recht den Namen des Himmelsbesens verdient hat; denn in kurzer Zeit zerfegt und vertreibt
er die dichtesten Wolken, und zwar in so vollständiger Weise, dass er das regnerische Wetter in
einen heitern Tag um wandelt. Der Ostwind ist lau im Winter und warm im Sommer; in letzterer
Jahreszeit ist er wegen der ihm folgenden übermäfsigen Hitze sehr unwillkommen. Der Süd- und
Südostwind zeichnen sich durch Wärme und Feuchtigkeit aus; sie bringen im Winter regelmäfsig
Regen und im Sommer Dünste (Calinas). Manchmal haben sie auch einen stürmischen Charakter
und starke Regengüsse im Gefolge. Der feuchtere und kühlere Südwind führt im Winter fast
immer Regen herbei. Sehr auffallend ist auch die Feuchtigkeit, welche den Südwest-, Südost- und
Südwind begleitet; sie ist so gross, dass, wenn diese Winde wehen, die Mauern der Häuser und
das Pflaster der dunklen Gassen w ie mit Wasser befeuchtet erscheinen. Der Westwind ist immer
kühl und im Winter zuweilen regnerisch.
Die Abweichung der Magnetnadel beträgt auf Mallorca i8° 30' nach Westen. Erderschütterungen
hat man seit dem Jahre 1851, w o ein heftiges Erdbeben grossen Schaden an den
Gebäuden anrichtete, nicht mehr beobachtet.
Geognostischer Aufbau, Flora und Fauna.
Geognostischer Aufbau.
Nachdem w ir die klimatologischen und andere physikalische Verhältnisse Mallorca’s, so w e it uns
darüber Erfahrungen zu Gebote standen,'besprochen haben, wenden w ir uns zur Betrachtung
der Naturbeschaffenheit der Insel selbst und zwar zunächst zu ihrer geognostischen Gestaltung.
Die Insel Mallorca rührt von der Erhebung einer Ungeheuern Masse von Serpentin, Euphotid
mit Smaragdit, von Mandelgesteinen und Wacken her. An der Stelle, w o die plutonischen Gesteine
die secundären Gebirgsarten berühren, gewahrt man meist metamorphische, in Cipolin, Dolomite
und mächtige Gypsmassen umgewandelte Kalksteine. Die Eruptivgesteine Mallorca’s gehören jener
Klasse an, welche für eine der metallreichsten gehalten wird. Man findet auch thatsächlich in
ihnen und namentlich an ihren Berührungsstellen mit den ändern Gebirgsarten mehrere Erze,
welche aber bisher w enig Ausbeute gewährten. V o r Jahren entdeckte man einige Lager von
kohlensaurem Kupfer mit Malachit in nadelförmigen und warzenförmigen Krystalien und Nieren
von grauem Kupfer, sämmtlich von einem feldspathartigem Muttergestein umschlossen. Im A llgemeinen
enthalten diese Erze nicht mehr als 4— 5 Prozent Kupfer.
Die Gruppe des Lias in den höchsten Regionen der Sierra liefert eine Reihe sehr schöner
Marmorarten, deren Farbe sich vom dunkeln Schwärz bis zum lichten Grün oder hellen Braun abändert.
Mit demselben wechseln einige thonige, brüchige Kalkgesteine ah, welche reiche V er steinerungen
von Thierformen enthalten. Unter den aufgefundenen Versteinerungen sind: Polyparia,
Acephala, Brachiopoda, Gasteropoda, Cepbalapoda. Der Gruppe der Lias schliesst sich eine Reihe
von dichten Korallenkalksteinen mit Kalkspathadern an, w elche mit einem grauen thonigen
Korallenkalkstein abwechseln. Hierauf folgt ein mächtiges Conglomerat von säulenförmigen
Körnern eines weissen oder röthlichen Quarzes, w elch e durch ein kalkiges Bindeglied verkettet
sind. Diese Conglomeratmassen haben eine fast verticale Stellung und sind von gelben krystallinischen
Kalksteinen überlagert. Sie gehören der Oxfordgruppe an, werden durch den Ammonites triplicatus
charakterisirt und finden sich von Pollenza bis zur Cala de Valldemosa. '
Das Neocom bildet die Hauptmasse des Gebirges und repräsentirt den grössten Theil der
Kalksteinmassen,1 aus welchen die Sierra und die Gebirgsstöcke des Centrums und der Südküste
der Insel zusammengesetzt sind. Das Neocom, welche auch den Namen untere Kreide führt, besteht
aus graublauen, thonigen Kalksteinen mit Kieseladern und Kieselknollen, ferner aus gelben schuppigen
Kalksteinen, aus zerklüfteten, von Kalkspathadern durchsetzten Kalksteinen, sodann aus Conglomeraten
von Dolomit, Gyp s und rothem Thon, sodann aus schwarzen Kalksteinen mit weissen Adern. Die
schieferartigen Thone gehen an manchen Orten in echten Schiefer über, in welchem sich V er steinerungen
von Polyparia, Echinodermata, Acephala, mehreren Brachiopoda und Cephalopoda finden.