Am Ende des Arrabal de Sta Catalina fliesst der Torrent de Sta Catalina de SQ Magi, den
die Fahrstrasse überschreitet und in dessen Nähe eine andere zu den Hügellehnen hinaufführt. Nach
den festen Erdfalaisen hinter Sta Catalina, deren dunkle Ockerfarbe von dem Grün der Felder und
Mandelbaumpflanzungen grell absticht, folgt eine kleine Falaise und Einbuchtung, dann der Hügel
von Bellver, vom Castillo überragt, um den die Sierra de la Burguesa einen Kranz bildet. Am
Fusse des Hügels reihen sich stufenartig die Häuser von Terreno an einander, meistens kleine
Landhäuser, für Familien aus Palma oder zum Vermiethen eingerichtet und jedes mit einem Gärtchen
versehen. Die ganze Ortschaft, die, vom Meere aus gesehen, mit ihren weiss, gelblich und
blau angestrichenen Häusern w ie ein Städtchen aussieht, w ird ihrer ganzen Länge nach von der
Fahrstrasse nach Andraitx durchzogen. In den letzten Jahrzehnten wurden auch stattlichere Gebäude
hier erbaut. Ein besonders frischer Zug herrscht in Terreno, namentlich im Sommer, wenn die
Brise weht; daraus erklärt sich neben der herrlichen Aussicht, die man von jenem Abhang auf
Palma und die ganze Bucht geniesst, die Vorliebe der Palmesaner für diesen Theil der Umgebung.
Terreno hat aber auch seine Schattenseiten; viel Staub im Sommer, Wassermangel und eine dürre,
steinige Umgebung. Zur Einpflanzung eines Baumes muss man gleichsam einen Brunnen graben.
Durch Errichtung eines Casinos ist dem geselligen Leben Eingang verschafft worden. Auch strömen
zur Sommerszeit, namentlich am Sonntag, mit den Carrils ganze Mengen aus der Stadt dorthin, so
dass sich fröhliches Leben dort entwickelt. Die einfache Kirche, mit Rose, hat einen Giebeleingang
mit Kreuz. Im Innern hat sie ein Tonnengewölbe und Zwickelkappen an den Seiten und ausser
der Hochaltar- noch vier Seitenkapellen.
In gerader Linie unterhalb der Kirche liegt nahe am Meeresufer das alte Lazareth, nun
gänzlich verlassen, von baufälligen Mares-Mauern umgeben.
Das stattlichste und am schönsten gelegene Haus des Terreno ist das alte, grosse, Rubert
gehöiige Possessionshaus. Es liegt fast am Ende der Häusergruppe und nimmt mit dem Garten die
ganze Spitze eines ins Meer hinausragenden Vorsprungs ein. Man glaubt sich in einem türkischen
Wohnsitz zu befinden. Vor dem Hause ist ein Gew ölb e , welches als Eingang dient; durch dasselbe
tritt man in einen geschlossenen Hof, von dem zwei'Thür.en zum unsichtbaren Innern leiten. Das
Haus ist quadratisch, mit Thürmchenaufsatz in der Mitte und von einfachem Aeusseren. Im Garten
sind terrassenmäfsig Gemüsebeete angelegt. Ein Gitter, dem Haupteingang des Hauses gegenüber,
leitet zu einer achteckigen Terrasse mit Bänken, von w o aus man herrlichste Aussichten auf Palma
und die Bahia geniesst. Eine kleine Brücke führt zu einem thurmartigen, auf einen Felsblock gebauten
Altan; in dem unteren Theile des Gartens liegt unter Epheuranken verborgen eine künstliche
Grotte, während man oben zu einer Plattform gelangt, von der man die ganze Umgebung überblicken
kann. T
Porto Pi, eine tiefe Einbuchtung in dem steinigen, theilweise röthlich gefärbten Boden, wird
von zwei Thürmen beherrscht, nördlich von der Torre de Peraires, südlich von der Torre del
Senal, zwischen welche im Mittelalter eine Kette gespannt wurde, damit die Einfahrt in den Hafen
unmöglich werde. Die Torre de Peraires, ein viereckiger Thurm mit Zinnen, ist dem Augenschein nach
sehr alten Ursprunges. Die Zeit ihrer Erbauung kann nicht genau festgestellt werden, doch geschah
sie muthmafslich um das Jahr 1244 herum. Dieser Thurm diente als Wohnung den Wächtern und
anderen Beamten des Porto Pi. Die oben erwähnte Sperrkette w ird laut königlichem Privilegium
vom 8. Oktober 1380 auf Kosten des Real Patrimonio erhalten. In Folge der höheren Bedeutung
des Hafens von Palma wurde der Hafen von Porto Pi nicht weiter gepflegt, die Regierung bestimmte
aber, dass er als Nationaldenkmal erhalten bleiben solle.
Die Torre de Porto Pi oder del Senal, w ie sie gewöhnlich genannt w ird , ein viereckiger
Bau, stand vielleicht schon zur Zeit der Mauren. Anfänglich muss sie als Leuchtthurm gedient
haben, denn ein am 2. December 1369 vom König Dn Pedro erlassenes Privilegium ordnete an,
dass zur Orientirung für die Schiffer die 12 kleinen Lampen auf diesem Thurme mit den Oelmustern
getränkt würden, die während des Jahres an dem zum Verkauf des Oeles bestimmten Platze (Plaza
del Aceite, einst Baiic de s’Oli) aufgestellt seien. Zur besseren Verwendung des Leuchthurmes
wurde auf letzteren ein achteckiger Aufsatz gebaut. Der letztere trägt nun .die Laterne. Der Apparatfünfter
Ordnung besteht aus drei Reverberlampen nach altem System, die im Hintergründe drei
Spiegel haben. Mittelst vier Rädern und einem Pendel wird er in Rotation gesetzt. Das blitzend
weisse Licht ist alle 3 Minuten 8 Meilen w e it sichtbar. Das Feuer steht 40,13 m über der Meeresfläche
und unter 390 33' o" nördl. Breite und 20 50' östl. Länge von Greenwich. Gleichzeitig dient
dieser Leuchtthurm als Signalthurm. Herrlich ist die Aussicht auf Palma und das Meer von der
Plattform neben dem Thurme aus, wo duftende Schlingpflanzen eine Art Laube bilden und an dessen
Fusse die Wo g en sanft murmeln.
Etwas hinter der Torre de Peraires steht ein grösseres Gebäude mit dem alten Kirchlein
von Sn Nicolás. Es sind dies die Reste eines kleinen Festungswerkes, welches nur so lange von
irgend einem Nutzen sein konnte, als jenes von Sn Carlos noch nicht bestand. Das Gebäude verlor
durch Anbauten mit der Zeit seine ursprüngliche Form und wurde anderen Zwecken gewidmet;
ein Theil wurde in eine Kirche unter dem Namen von Sn Nicolás umgewandelt, w elch e für die
Mannschaften der in Porto Pi sich aufhaltenden Schiffe und die Fischer der Küste dienen sollte.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts war die Kirche dem Verfalle nahe, und man verdankt ihren
Wiederaufbau dem Capitán Jaime Canals, w e lch er im Jahre 1621 Gouverneur von Bellver war.
In neuerer Zeit ist das Gebäude von Sn Nicolás in Privathände übergegangen. Die Kirche, w elche
im 17. Jahrhundert wegen Baufälligkeit wieder heu aufgebaut wurde, ist von der Pfarre von Sta
Cruz abhängig; während der Sommerszeit w ird dort Messe gelesen. Die am Ufer des Porto Pi
erbauten Häuser bildeii eine ganze Grup pe, gleichsam eine Fortsetzung des Terreno. Neuerdings
hat man aus dem Grunde von Porto Pi die Steine zum neuen Hafenbau gebrochen. Es sind Steine
in grossen Blöcken mit vielem Kalkspath.
Porto Pi gewährt für kleinere Fahrzeuge einen sicheren Ankerplatz in der Bahia, indem er
auch gegen Süden vollkommen geschützt ist und die Wo g en nicht direct hineindringen können.
Unweit der Einfahrt befindet sich ein Riff, La Llosa genannt, nur 5 m unter dem Meeresspiegel.
Dem Hafen von Porto Pi folgt der von dem Castillo de Sn Carlos gekrönte Vorsprung.
Um den Hafen von Palma auf der Westseite zu schützen, w a r schon im Jahre 1600 das Project
aufgetaucht, zwischen Porto Pi und Cala Mayor ein Fort zu bauen; aber erst im Jahre 1608 wurde
auf Beschluss Philipps III. das Schloss errichtet. Philipp IV. hielt dieses Fort für ungenügend und
liess in Folge dessen von 1662 bis 1663 eine neue Umwallung mit vier Bollwerken und eine niedrige
Batterie auf der Seeseite herstellen. Dies w ar aber ein nur mangelhaftes Werk. Seit mehr als
einem Jahrhundert ist den alten Alcaides ein Gobernador oder Militärcommandant im Range eines
Hauptmanns oder noch häufiger eines Lieutenants gefolgt. Das Schloss hat einen Wallgraben mit
Zugbrücke; im Innern enthält es die Wohnung des Gobernador, Kasernen für 200 Mann und eine
Casematte für 100 Mann, sowie eine Cisterne.
Kehren w ir nun zum Terreno zurück, um die dahinterliegende Anhöhe von Bellver in
Augenschein zu nehmen. Da, .w o sich die höchstgelegenen Häuser befinden, führt ein neues, aus
Mares-Quadern erbautes vergittertes Thor in den von Mauern umgebenen Strandkiefernwald
von Bellver, durch welchen ein steiler, aber guter Fahrweg in Schlangenlinien zu dem Schloss
hinaufführt.
Das Schloss Bellver, von Palma aus sehr schön anzuschauen, liegt zw e i Meilen östlich von
der Stadt und etwa 2 km vom Meeresufer entfernt. Sein ursprünglicher Zustand ist unverändert
geblieben und kann als eine der am besten erhaltenen militärischen Bauten des 13. Jahrhunderts
angesehen werden. Der Bau dieses Schlosses, welches die Alten de pulchro visu nannten, wurde
auf Befehl Jaime’s II. im Jahre 1263 begonnen. Im Jahre 1343 musste der Alcaide dieses Schlosses,
Nicolas de Mari, seinem Könige Jaime III. getreu, dasselbe nach einer hartnäckigen Vertheidigung,
und nachdem die 80 Mann Besatzung sich dem Feinde angeschlossen hatten, an Bernardo de Sot,
den Vertreter von Dn Pedro IV. de Aragon, übergeben. Die alten Könige von Mallorca verlebten
einen Theil des Jahres in Bellver. Dasselbe wurde von Gouverneurs oder Alcaides verwaltet. Im
Jahre 1408 wurde die Oberhoheit (Señoría) über Bellver der Cartause von Valldemosa verliehen,
in Folge dessen die Schlüssel des Schlosses dem Prior des Klosters ausgehändigt wurden. Die
Ernennung eines Gouverneurs von Bellver durch die Krone wurde im Jahre 1717 vollzogen. Am
Balearen I. 6 1