beladenen Llauts und die Bauern mit ihren Erzeugnissen zu sehen, theils mit Johannisbrod, theils mit
Wein beladen. Noch Andere fahren eingetroffene Waaren in die Stadt, und ein Carabinero sticht
zur Prüfung des Inhalts in die Ladung. Hier liegen ganze Haufen spartumhüllter Oelkrüge oder
umflochtener Flaschen mit Anisette oder Branntwein, dort werden Kistchen mit trockenen Feigen
neben dem Staub von Getreide oder Steinkohlen abgeladen. Dabei schreiten die Carabineros mit
ihren wettergebräunten Gesichtern gravitätisch auf und ab, und Lastträger und Fuhrleute, bekleidet
mit blauer kurzer Blouse, warten geduldig auf Arbeit. Die Mittagszeit wird durch ein Glöckchen,
welches an einem Holzpflock neben dem Kapellchen von Sta Barbara hängt, verkündigt. Sofort
w ird nun die Thätigkeit unterbrochen; die Lastträger legen sich im Schatten nieder und halten
nach einem Imbiss Siesta, bis sie das Glöckchen wieder zur Arbeit ruft. Während dieser Ruhepause
kann man auf den Escampavias oder manchem Llaut das echte mallorquinische Matrosenleben
beobachten, w ie man brüderlich im Kreise auf dem Verdeck um eine grosse Sopas- oder Reisschüssel
sitzt und aus derselben isst; w ie gut und glücklich sind doch diese Kinder der Sonne
und der Flut! Die Ankunft eines Dampfers bringt selbstverständlich immer reges Leben am Molo
hervor, und schon lange vorher kann man Lohnwagen und manchmal auch einen Cocho, der seinen
Herin erwartet, sehen. Am rührendsten ist aber die Heimkehr der Segelschiffer aus Amerika, die
oftmals jahrelang drüben bleiben; dann kommen die Angehörigen zur Consigna, um sie zu erwarten.
Welch ein Unterschied gegen den Moment, da sie ihnen von den letzten Klippen des Molo mit
dem Sacktuch das Lebewohl zur fernen Reise zuwinkten!
Das Baden ist im Sommer eines der Hauptvergnügen. Es giebt im Ganzen in Palma vier
Badeanstalten: eine für Seebäder bei der Portella, eine zweite ausserhalb der Puerta del Muelle
für Meer- und künstliche Bäder (Banos artificiales) und zw ei für Süsswasserbäder. Alle diese
Anstalten sind nur im Sommer geöffnet. Die Badeanstalt für Seebäder ist ein bevorzugter V er gnügungsplatz.
Man badet darin zu allen Tageszeiten, je nach der Bequemlichkeit der Einzelnen
und der Möglichkeit, eine leere Badezelle zu bekommen, deren Zahl nicht genügend gross ist.
Hauptbadezeit ist die Zeit von io Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags und von 6—8 Uhr
Abends. In der Frühe baden die Seminaristen und dann die feineren Damen, die in ihren Cochos
ankommen. Diese Anstalt wird jedes Frühjahr neu gebaut und im Herbste wieder abgetragen.
Die dort mit Gew alt sich aufthürmenden We llen nöthigen zu dieser Vorsichtsmafsregel. Sie besteht
aus einer Reihe von Badecajüten mit dem dazu gehörigen, ringsum durch Bretter verschlossenen
Baderaum, we lch er gegen aussen nur mit Matten verhängt ist, so dass man nach Belieben auch
weiter schwimmen kann. Wirklich erquickend ist die darin herrschende Kühle bei der frischen
Brise, welche zur Mittagszeit hineinstreicht. Für sieben solcher Bäder zahlt man 6 Pesetas. Auch
giebt es einen Badeplatz, w o Frauen oder auch mehrere Familien zusammen baden können, und
drei andere geschlossene Baderäume, w o sich Männer gemeinsam baden. Die Frauen zahlen für
jedes Bad ■8/4 Real, die Männer V*, 2U oder % Real, je nach der Klasse des Baderaumes. Man
schätzt den jährlichen Besuch der Badeanstalten auf 5— 6000 Personen. Am Ausgange der Puerta
del Muelle ist in einer Art Esplanade auf der linken Seite des Haupt-Molo, dicht am Meeresufer,
die andere Badeanstalt, welche gleichfalls aus Holz, aber stabil gebaut ist. Es giebt darin 15
steinerne Badewannen in besonderen Zellen. Man nimmt Schwefel-Bäder, gleichzeitig aber auch
Meerbäder, wozu das Wasser durch Röhren mittelst einer Pumpe herbeigeschafft und dann entsprechend
erwärmt wird. Diese Anstalt wird jährlich von 400— 500 Personen benutzt. Diebeiden
Süsswasserbäder sind fast das ganze Jahr offen, wenigstens vom Beginne des Frühjahrs bis zum
Anfänge des Winters. Die Badewannen sind von Marmor. In vielen Privathäusern Palma’s giebt
es auch schon Badeeinrichtungen zum Hausgebrauch.
Da w ir einmal beim Wasser und Baden sind, so wollen w ir auch der Wäscherinnen gedenken,
die am Troge so manchen Scherz machen und jeden Stadtklatsch ausführlich erörtern.
Vieles w ird für Palma auf dem Lande, namentlich in Esporlas, gewaschen; es giebt auch ausserhalb
der Stadt öffentliche Lavaderos für Arme. Die Reichen lassen das Waschen im Hause besorgen.
Für unvermögende Familien, die den öffentlichen Lavadero nicht benutzen wollen, giebt es 15 Privat-
Lavaderos mit zusammen 165 Bancas.
Zum Schlüsse sind noch die Marktplätze Palma’s in Augenschein zu nehmen. Diese bieten
für den Fremden manches Interesse, w iew ohl nicht in dem Maafse, w ie einige auf dem spanischen
Festlande. Täglich wird auf der Plaza de Abastos Gemüsemarkt abgehalten, w obei die Leute in
auf der Rambla.
kleinen Baracken ihre Waaren feilhalten. Grünzeug waaren sind auf der Plaza de Atarazanas für
den unteren Stadttheil erhältlich. A u f der Plaza del Mercado findet am Samstag der eigentliche
Markt statt, w o Thonwaarén, Teller, Jarras verschiedener Gestalt und andere Krüge, Lehnstühle
aus Manacor von weissem Holz mit Leinwand, Oliven, Zwiebeln und Knoblauch, sowie auch v iel
Lavendel verkauft werden. Die Landleute tragen hierbei ihre altherkömmliche Tracht. Ein Seitenjahrmarkt