weilen haben die armen Leute umsonst gearbeitet, manchmal bringen sie aber auch brillante
Gewinne heim.
Die Rückkehr mallorquinischer, hochseefahrender Schiffe von Spanisch Amerika ist ein wahres
Fest. Kaum ist die telegraphische Kunde nach Mallorca gelangt, dass das erwartete Schiff Gibraltar
passirt hat, so sieht man wenige Tage darauf auf der Muralla Ausluger, welche nach dem fernen
Horizont spähen. Wird ein Segel sichtbar, so w ird es mit Spannung beobachtet, und wird man
gewahr, dass es nicht das erwartete Schiff ist, geht mit gesenktem Kopfe die ganze Gesellschaft
auseinander, ist es aber das erwünschte Schiff, welches beflaggt in die breite Bucht stolz einfährt,
so sieht man Alle zum Molo hinabeilen. Kaum sind die Anker gefallen, so geht die ganze Mannschaft
dem spanischen G e setze
entsprechend zur Sanität,
und dann beginnt am
Ufer die freudige Scene des
Wiedersehens. Die Matrosen
werden gleich entlassen; die
meisten suchen ihre Familien
auf und fahren nach einiger
Zeit mit demselben Schiffe
wieder weg, und Mancher ist
darunter, der auf demselben
Boot erraute.
Die Zahl der Seeleute,
welche auf mallorquinischen
Schiffen thätig sind und auch
auf anderen spanischen
Schiffen dienen, w ird auf
6000 berechnet, darunter 571
Steuerleute (Pilotos) und 715
Patrones de Justicia. Zur Erlangung
diesesTitels muss man
sich einer Prüfung unterziehen.
Gewöhnlich bekommen
die Patrones das
Commando kleiner Cabofage-
schiffe oder Fischerboote.
Ausserdem zählt man 4716
Matrosen, Marineros und
Handwerker. Unter den
Llaut coste. Marineros sind auch Patrone
de Gracia mitberechnet, die
man ohne Prüfung zum Commando der Fischerboote- und anderer kleiner Schiffe ermächtigt.
Die mallorquinischen Schiffe gehören zumeist Leuten aus Palma an. Es giebt jedoch wenig
Rheder, w elch e ein ganzes Schiff für sich besitzen, gewöhnlich sind es kleine Privat-Compagnien
deren Vertreter vo r der Oeffentlichkeit als der alleinige Eigenthümer erscheint. A u f diese Weise'
giebt es Rheder, die einen mehr oder minder grossen Antheil an mehreren Schiffen haben, eine
Methode, die ihnen die Eventualitäten des Verlustes weniger empfindlich macht und eine grössere
Gewinnchance garantirt. Doch wird diese Methode nur bei grösseren Schiffen angewendet.
Die leineren Küstenfahrer gehören meistens einem einzigen Besitzer. '
I W a s den Schiffsbau anbelangt, w ob ei die Mailorquiner ebenso w ie bei den anderen navalen
Beschäftigungen grosse Fähigkeiten zeigen, so ist dieser vorzüglich in Palma und Soller ziemlich bedeutend.
Von 1863— 1872 wurden auf den Werften Mallorca’s 267 Schiffe mit 5729 Tonnen Gehalt
gebaut. Palma besitzt io Schiffswerften, 7 davon sind auf dem Molo, die anderen 3 auf dem
Contramuelle bei der Ausmündung der Riera. In Soller sind 2 Schiffswerften, in Alcudia und
Felanitx je eine. Bei den Schiffen, die in Palma construirt werden, findet man häufig amerikanische
Anklänge, sowohl in der Form, als in der Takellage, was aus dem regen Verkehr mit Amerika
erklärlich ist.
Man baut sehr schöne Schiffe, die sich durch die Festigkeit ihrer Bauart, die Trefflichkeit
des Materials, sowie die Eleganz der Formen auszeichnen. Häufig werden auch von den Rhedern
Barcelona’s und anderen Schiffe in Palma bestellt.
Die Zahl der Rheder (Navieros) oder Schiffseigenthümer oder Haupttheilnehmer oder Leiter
der Campagnien, die Schiffe besitzen, w a r 1874, wenn w ir hier nur die Schiffe von mehr als 20 Tonnen
Gehalt berücksichtigen, 227, die Gesammtzahl der Schiffe 279 mit 29 906 Tonnen.
Steinbrüche und Salinen.
Wenn w ir nun auf den Bergbau übergehen und die Gewinnung von Bausteinen mit berücks
ich t ig e n , so finden wir, namentlich was die letzteren anbelangt, eine w e it entwickelte Thätigkeit.
Die zur Verwendung gelangenden Bausteine können w ir in zw e i Hauptklassen absondern,
in Kalksteine (Pedra viva) und in mehr oder minder feinkörnige Kalkmergelsorten (Maräs), erstere
mehr dem gebirgigen Theil, letztere mehr der Ebene angehörig. Die Kalksteine lassen sich in zwei
Abtheilungen trennen, in Geröllconglomerate und in compacte Kalksteine. Von den ersteren
müssen w ir einen Mandelstein erwähnen mit verschiedenfarbigen Kieseln, der schwer zu be-
ai beiten ist und vielfach zu Säulen der Gehöfte, besonders aber zu Oelsteinen verwendet wird.
Unter den compacten Kalksteinen, welche die Hauptmasse des gebirgigen Theiles der Insel
bilden, müssen w ir vo r Allem der verschiedenen Marmorarien gedenken, deren Bearbeitung in
Binisalem am meisten betrieben wird. Man findet dort in Menge einen bräunlich-gelben Marmor
mit weissen Adern, den man m Blöcken von jedweder Grösse und in manchen Steinbrüchen in
Platten gewinnt. Die letzteren verwendet man zur Pflasterung von Hallen und Weinkellern die
grösseren Stucke für Bauten, namentlich für Stufen von Treppen, wozu sich dieser Stein wegen
seiner Dauerhaftigkeit besonders eignet.
Noch viel effectvoller ist eine andere Art, die sich in Lloseta, Inca und einigen anderen
Distrikten findet, von röthlicher Farbe mit weissen Adern. Dieser hat aber den Fehler, dass er
mit der Zeit mehr verwittert. Ein sehr geschätzter Marmor ist jener der Gegend von Artä nach
dem gelben von Binisalem der beste der Insel; er ist schwarz mit weissen Adern, man benutzt ihn
gewöhnlich für Grabdenkmäler. In Deya findet man auch in ziemlicher Menge einen schwarzen
weiss geaderten Marmor, in Son Net einen schwarzen, der aber etwas in’s Bleigraue schillert. In
Puigpunent findet man röthlichen Marmor, in Bunola gräulichen mit weissen Adern, in Manacor
: lichtröthlichen mit weissen und schwarzen Adern oder kleinen, weissen Flecken, aber auch einen
dunkelrothen in der Mola de Son Brondo; auch die verschiedenfarbigen Marmorsorten in
Campanet, Banalbufar, Felanitx, Llummayor und anderen Orten stehen in gutem Rufe. Ziemlich
aufig verwendet man zur Bekleidung von Altären, Kaminen etc: den Kalkspath-Alabaster den
man aus den Tropfsteinhöhlen von Artä und Pollenza bezieht, und zu demselben Zwecke wurden
auch die schönen Stalaktiten dieser Höhle häufig verarbeitet. An vielen Plätzen finden sich solche
liopfstein- Durchsickerungen zwischen zwei Felsen, die sich in ziemlich grossen Platten ablösen
und auch gut zu Tischplatten etc. verarbeiten lassen. Ich habe davon mehrere in Miramar gewonnen.
In Canet sind aus der dortigen Höhle viele Stücke zu Ornamenten an Treppen und in
Zimmern benutzt worden. Gewöhnlich ist dieser Tropfstein durchsichtig, gelblich mit honigm;
6r laSSt Slch gut P ° liren> bricht aber leicbt- Den schönsten Alabaster bezieht man
aus Va ldemosa, Banalbufar, Estallenchs, Calvin, Artä, Llummayor und Selva. Eine schöne Abart
von gelblich-weisser Farbe findet man bei Cap blanch am Eingang der Bucht von Palma.