Pfropfung des wilden Oelbaumes herstammt. In dieser Zeit fing man an, mittelst der Verpflanzung
einige andere Arten einzuführen, die sich jedoch nicht viel verbreitet haben, w iew oh l sie nach der
Ansicht Einiger bereits früher mittelst der Pfropfung eingeführt worden waren.
Der wilde Oelbaum, mallorquinisch Uyastre, wächst, wie w ir gelegentlich der Besprechung
der Flora gesehen haben, massenhaft frei auf Mallorca. Die Oliven, die er liefert, sind sehr klein
(daher Olivó genannt), schwärzlich, bitter und enthalten wenig Oel. Man kann auf den Uyastre
alle anderen Oelbaumsorten pfropfen, die, w ie man sagt, dadurch besser werden. Man pfropft
auch bisweilen den Uyastre auf einen ändern wilden Oelbaum. Je häufiger dies wiederholt wird,
um so besser w ird der Olivó. Man behauptet sogar, dass man bei der dritten Pfropfung schon
edle Oliven erhält. Die so erzeugte Olive, genannt Morisca (maurische), ist gross und rund;
sie ist nicht sehr häufig. Man benutzt sie gewöhnlich nur zum Einsalzen, weniger zur Oelbereitung.
Die Oelbäume, die diese Früchte liefern, gedeihen am besten im Gebirge.
In der Ebene finden sich häufig Oelbäume, deren Frucht man Oliva Sivellina nennt. Dieselbe
ist sehr klein, fast rund und zum Einsalzen sehr geeignet. Eine besondere A r t, welche man
Oliva Llimonenca nennt, ist gross und hat Citronenform, eine andere, w elch e die Mitte zwischen
der gewöhnlichen Olive und der Sivellina bildet, wird Valenciana genannt, und in Valldemosa
giebt es eine ähnliche Art; man nennt sie dort Mansanilla. A lle diese Oelbaumarten finden sich
nur hin und wieder vermengt mit den alten, aus der Pfropfung der Uyastre stammenden Oelbäumen,
welche die grosse Mehrzahl der Olivares von Mallorca ausmachen und die man daher, ohne dass
sie einen bestimmten Namen führen, als den gewöhnlichen Oelbaum Mallorca’s ansehen kann. Die
Olive, die sie liefern, ist ziemlich gross, sie hält in dieser Hinsicht die Mitte zwischen der Morisca
und der Sivellina und nähert sich in der Form der Citrone. Diese Olive ist es, die man vorzüglich
zur Oelbereitung benutzt, w iew oh l man sich hierzu auch der anderen Arten bedient. Man
verwendet sie auch zum Einsalzen und behauptet, dass, wenn sie gut gewählt wird, man sie in
dieser Hinsicht den ändern vorziehen kann.
Die Oelbäume werden auf Mallorca sehr alt, und nicht selten sind Olivares zu treffen, die
sicherlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert stammen. Sie nehmen im Alter die abenteuerlichsten,
knotigen Gestalten an, sind häufig ineinander verwachsen und fast immer hohl, jedoch stets voll
Leben; daher die Sage, dass man einen Oelbaum nicht tödten kann. Manche erreichen eine beträchtliche
Grösse; der grösste auf der Insel, den ich fand, steht bei Palma und wird S ’Oliverá de sa
Pó (der Oelbaum der Furcht) genannt, ein Name, der sich an irgend einen Aberglauben anknüpfen
mag; auch in Deyá giebt es einen Johannisbrodbaum dieses Namens (El Garrové de sa Pó), den
vier Männer, die sich einander die Hände reichen, nicht umfassen können.
Die Gründe, w elch e für die Vegetation der Bäume am geeignetsten zu sein scheinen, sind
jene, welche sich durch ihren kalkigen, steinigen Untergrund, sowie durch die Dicke ihrer Humusschicht
bemerkbar machen. Minder günstig scheinen dagegen die lehmigen, compacten und gering
erdschichtigen Gründe. Ausserdem modificiren aber die klimatischen Verhältnisse des Ortes die
Qualification des Bodens sehr, so dass man häufig einen grossen Unterschied zwischen Olivares
in einer geringen Entfernung von einander bemerkt. Gewöhnlich gedeihen die Oelbäume besser
und geben mehr Früchte im Gebirge, als in der Ebene. A ls die geeignetsten Gegenden für die
Oelbäume sieht man an Buñola, Alaró, Soller , Puigpuñent, Selva, Establiments, Inca, Pollenza,
Andraitx, Campanet, Fornalutx, Calvia.
Betreffs der A r t und W e ise , w ie die Oelbäume auf den Gründen vertheilt sind, ist zu
bemerken, dass sie zumeist ganz unregelmäfsig stehen, manchmal dicht nebeneinander, vorzüglich in
felsigen Gründen, w o sie sich zwischen den Felsen einnisten, manchmal auch in beträchtlichen
Abständen von einander. Die jungen Bäume werden nicht nach oben gestützt, sondern in ihrer
Entwickelung frei gelassen.
Das Pfropfen (Empeltar) der Uyastres, das den Oelbäumen im Alter einen knorrigen, nie
sehr hohen Stamm verleiht, wird im Frühjahr vorgenommen. Die Verpflanzung findet meist im
Herbste statt, im Gebirge im Februar und März. Eine Hauptfrage bei der Kultur der Oelbäume
besteht im Umhacken (cavar) des Erdreiches in der Umgebung des Stammes. Zu diesem Zwecke
wird rings um den Fuss (Soca) ein kleines rundes Becken von 2 m Durchmesser (mallorquinisch
Carangola, spanisch Alberquilla genannt) gegraben, welches bezweckt, dass sich das Regenwasser
ansammelt und die Wurzeln befeuchtet. Nach allgemeiner Regel geschieht dies einmal alle drei
Jahre oder so , dass während dieses Zeitraumes alle Oelbäume successive umhackt werden. Die
mit Oelbäumen bepflanzten Gründe, w o man gleichzeitig Getreide und Leguminosen anbaut, erhalten
ausserdem die Wohlthat des Pflügens und der dieser Kultur entsprechenden Düngung.
Eine sehr wichtige Verrichtung bei der Oelbaumkultur ist auch das disequeär (spanisch
podar): Stutzen, Reinigen der Oelbäume, d. h. das Befreien derselben von den trockenen und überflüssigen
Zweigen.
Man kann auf
Mallorca in dieser
Hinsicht einige
ziemlich grosse
Unterschiede beobachten.
Der Oelbaum hat
mehrere Feinde.
Eines der Uebel ist
die Cenrada,
welche sich in
Form eines weis-
sen Staubes auf
die Frucht legt und
die Oberfläche des
Baumes mit einer
klebrigen Masse
bedeckt; doch
schadet diese gewöhnlich
der
Frucht nicht. Andere
Feinde sind
der Psyllus, w e lcher
hauptsächlich
die Petiolen der
Blätter und die Pe-
dunkeln der Blumen
angreift,so w ie
die Broma, ein Insekt,
das die Knospen
des Oelbaumes
abfrisst, bisweilen S’ Oliverä de sa P6.
so stark, dass er
sich ganz entblättert. Auch das Innere des Stammes w ird zuweilen von den Insekten zerfressen
und fällt wie Sägespähne herab. Das Reinigen der Bäume genügt häufig, um die Insekten zu beseitigen,
und ein Schneetag ist hinreichend, sie alle zu vernichten.
Die Hauptfeinde der Oliven sind drei Wurmsorten, welche die Frucht durchstechen und
das Fleisch fressen, und unter den Vögeln die Drosseln und Möven, welche in Schaaren in den
Olivenpflanzungen einfallen.
Die Olivenernte findet im Monat October (manchmal frühzeitiger), November und selbst
später statt. Man erwartet ,den Zeitpunkt, w o die Früchte zu Boden fallen, w a s erst bei vollkommener
Reife stattfindet, falls nicht der Wind oder irgend ein anderer Zufall sie früher fallen lässt.