Die Sandsteinformen machen die Grundlage des Puig de Galatzó und Puig de Planicia aus
und wechseln hier mit schwachen thonigen Schichten, welche unbedeutende Braunkohlenlager
einschliessen, ab.
Bedeutende Mineralschätze boten die secundären Formationen Mallorca’s bisher nicht dar;
man fand jedoch an mehreren Stellen Einsprengungen (Criaderas) von Bleiglanz und Kalkeisenstein,
letztere hauptsächlich an den Berührungsstellen des grünen Porphyrs und der Euphotide mit den
metamorphischen Kalksteinen. Gewöhnlich sind dieselben auch ziemlich schwefelhaltig. Schwefelkies
trifft man massenhaft in den oberen Schichten, die inneren dagegen enthalten Nieren von
Magneteisenstein.
Die obere Kreideformation ist auf Mallorca durch mehrere isolirte Lager vertreten, die aus
einem Vereine von Sandsteinen, thonigen, schieferartigen Kalksteinen und von schwach verkitteten
Conglomeraten bestehen. Bisher fand man darin nur eine einzige bestimmbare Versteinerung,
nämlich die Trochosmilia Parkinsonei. Die Nummulitenformation tritt auf Mallorca in drei mehrfach
unterbrochenen Gürteln auf. Der eine längs der Sierra hinziehende scheint sich in dem Becken
des Secundärgebirges abgesetzt zu haben. Die Ortsveränderungen, welche die Ablagerung dieser
grossen Kalkmassen herbeiführten, sind sehr bedeutend gewesen; trotzdem zeigt der nummulitische
Gürtel noch die Andeutungen einer beckenförmigen Anordnung, was sich aus den Verhältnissen,
unter denen seine Bildung stattfand, erklärt. Der zweite Gürtel durchzieht das Centrum der Insel
und läuft so ziemlich dem eben erwähnten parallel. Der dritte Gürtél befindet sich am nördlichen
Fusse der Höhen, welche gegen die Südküste liegen. Da der mittlere Theil des ersteren Gürtels
wegen Gewinnung der in seinen unteren Schichten enthaltenen Kohlenflötze der Gegenstand besonderer
Studien geworden ist, so w o llen w ir denselben zuerst beschreiben und mit ihm dann die
beiden anderen Gürtel vergleichen.
Ein und eine halbe Meile von Binisalem entfernt, in einer mittleren Höhe von 100 m über
der Meeresfläche, erhebt sich eine Reihe von Hügeln, die nicht 300 m Höhe überschreiten und sieh
von Nordosten nach Süd westen in einer Ausdehnung von 5 km erstrecken. Diese Hügel bestehen
ganz und gar aus kalkigen, nummulitischen Conglomeraten und Süsswasserablagerungen mit Kohlenflötzen.
Die Schichten sind gegen Nordwesten unter einem W in k e l, der zwischen 300 bis 400
wechselt, geneigt, und steigen in umgekehrter Richtung unter demselben Neigungswinkel gegen
die neocomischen Kalksteine auf, welche das Längsglied der Sierra darstellen. Gegen Westen
ziehen sich die Nummulitenschichten unter den quaternären Ablagerungen hin, und gegen Osten
lehnen sie sich an den Fuss des Puig d’es Estorell und den kleinen Ort Lloseta an. Die Mächtigkeit
der Nummulitenschichten in diesem Becken beträgt 100 m. Die ersten, dem Neocom unmittelbar
aufliegenden Schichten sind Süsswasserbildungen von 2— 8 m Mächtigkeit. Den Anfang macht
ein dunkler compacter Kalkstein von unangenehmem Gerüche und muscheligem Bruch, dessen
Dicke 2 cm bis 2 und selbst 3 m beträgt; er umschliesst zahlreiche Süsswasserthierpetrefacten und
vegetabilische Reste. Dieser Kalkstein wechselt mit schwarzen und blauen Thonen, sowie mit
thonigen Kalksteinen ab, welche unregelmäfsige, durch zahlreiche Exemplare des Planorbis obtusus
charakterisirte Kohlenlager umschliessen. Diese Kohlenlager sind durch Schichten von bituminösem
Kalkstein von einander geschieden, deren grössere oder geringere Zahl auf die Qualität der Kohlen
von Einfluss ist. An manchen Stellen sind sie in solcher Menge vorhanden, dass das ganze Kohlenlager
w ie damit durchtränkt erscheint. A n anderen Orten trennen sie das Kohlenlager in zwei
oder drei Schichten. Hierauf folgen schwärzliche compacte Kalksteine und ein concretionirter
Kalkstein mit oolithischen Körnern, welche zwischen der Dicke eines Stecknadelkopfes und der
einer Haselnuss schwanken und auf ihrer Bruchfläche.in der Mitte einen krystallinischen Kern zeigen,
den concentrische Schalen umgeben. Die concretionirten Kalksteine werden von blauen thonigen
Kalksteinen mit Süsswasserkalksteinen und unregelmäfsigen Kohlenschichten überlagert, welche
ganz mit den bereits besprochenen übereinstimmen. Unmittelbar auf die Süsswasserformation folgt
die erste Schicht von Nummulitenkalk und hierauf ein erstes Lager von Conglomeraten aus G e rollen
aller Gebirgsarten, w elch e die Sierra zusammensetzen. Diese Gerölle haben Nadelkopf-
bis Haselnussgrösse und werden durch ein kalkiges Bindemittel zusammengehalten. Alsdann folgt
eine Schicht von sandigen Thonen, in welcher einige schlecht erhaltene Bryozoen Vorkommen.
Ueber dieser Schicht liegt ein compacter dunkelgelber Kalkstein mit eingesprengten Kalkspathkörnern
und -Kugeln, und hierauf folgt èin anderer nummulitischer Kalkstein, welchen wieder ein 10 bis
12 m dickes Conglomérat bedeckt, das-hie und da kleine lacustrische Lager von compacten Ka lksteinen
und von plastischem Thon mit Planorbis einschliesst. Ueber diesem Schichtencomplex
lagert ein Nummulitensand von 2 bis 3 m Dicke, welcher mit einem blauen, fast ganz aus Con-
chylienfragmenten zusammengesetzten Kalkstein ab wechselt. Den Beschluss macht eine Conglomerat-
masse von 2— 20 m Dicke. •
Da die lacustrischen Ablagerungen mit ihren in Kohle umgewandelten vegetabilischen Resten
eine Zeit der Ruhe in der geologischen Bildungsepoche bezeichnen, während die Conglomerate
von gewaltigen Anschwemmungen zeugen, so kann man das ganze Nummulitengebirge Mallorca’s
in drei Gruppen sondern, nämlich 1) in die von den ersten lacustrischen Ablagerungen bis zum
ersten Conglomérat; 2) in die Gruppe vom ersten Conglomérat bis zum zweiten und 3) in die
Gruppe von diesem bis zur grossen Con^Iomeratmasse, w elche den Beschluss macht.
In den blauen thonigen Kalksteinen, welche mit den bituminösen Kalksteinen ab wechseln,
hat man eine 10 bis 12 m mächtige Bank von Kalk gefunden. Sie enthält zahlreiche Land- und
Süsswasserfossilien, hauptsächlich Arten der Gattungen Bulimus und Clausilia, sowie einige schwer
zu bestimmende Knochenfragmente. In der Nähe der Kirche von Selva befindet sich ein Steinbruch,
in welchem der unter den Conglomeraten liegende Sandstein Haifischzähne aufwies. Die
wellenförmigen Schichten des Neocom haben zu der unrichtigen Annahme einer Einschaltung von
Ammonitenkalksteinen zwischen den beiden Schichten der nummulitischen Kalksteine Veranlassung
gegeben.
Ein Stück des Nummulitengebirges im Norden von Palma repräsentirt die zweite und die
dritte der vorhin erwähnten Gruppen; die lacustrischen Ablagerungen scheinen aber dort ganz zu
fehlen. An der Südwestküste der Insel stösst man zwischen der Bucht von Sta Ponsa und der
Ortschaft Calviä auf ein nummulitisches Terrain von ziemlich grösser Ausdehnung, welches eine
ähnliche Reihenfolge von Schichten zeigt, w ie das Nummulitengebirge von Binisalem und Selva;
es enthält auch Andeutungen von Kohlenflötzen. In dem mittleren Gürtel der Insel wurde bisher
keine Spur von lacustrischen Ablagerungen angetroffen. Die Nummulitenformation Mallorca’s' hat
so starke Erschütterungen erlitten, dass ihre Schichten auf dem Puig de las Bruxas, der dem Gebirgs-
stocke von Randa angehört, senkrecht zu stehen kamen. A n diesem Orte finden sich.die drei
vorerwähnten Gruppen mit Ausnahme der lacustrischen Bildungen. Der nummulitische Gürtel des
Südens der Insel tritt bei Felanitx in gleicher Weise w ie im Norden auf, nur mit dem Unterschiede,
dass die Süsswasserformation w enig entwickelt ist. Man hat jedoch glaubwürdige Nachrichten
von der Anwesenheit einiger Kohlenlager.
Die miocene oder mittlere Tertiärformationen findet sich nur in geringer Ausdehnung; dagegen
sind pliocene (obere Tertiär-) Ablagerungen sehr verbreitet; sie erstrecken sich über die
gesammte Ebene und das niedere Hügelland Mallorcas. Am Fusse der Sierra befinden sich quarternäre
Bildungen in grossen, zusammenhängenden Partien.
Zum Schlüsse erwähnen w ir noch die alluvialen Ablagerungen der Albufera de Alcudia,
des Prat de Sn Jordi und des Salobrar de Campos.
An Mineralwassern ist Mallorca nicht reich und mehrere Quellen, die man als solche bezeichnet,
verdienen kaum diesen Namen; es giebt einige mehr oder minder starke Salzquellen,
ferner einen schwefelhaltigen Brunnen und 2 Thermalquellen, deren eine die berühmte Fonte santa
de Sn Juan de Campos ist.
Die Flora.
An Pflanzen besitzt Mallorca die gleichen Arten wie Ibiza, aber in grösserer Zahl und
Mannigfaltigkeit der Formen. In der S ie r r a bilden die Strandkiefern und die immergrünen Eichen,
die noch 800 m hoch Vorkommen, den Hauptbestandtheil der Wälder. A u f der Nordwestseite der
Balearen I. j g