mehreren Felsbächen durchzogen. Bald bietet sich uns ein schöner Blick auf die Insel Tagomago,
die sich in dunklen, scharfkantigen Umrissen von dem tiefblauen Hintergründe des Meeres abhebt.
Zur Linken w ird das vo r dem Auge sich entfaltende Landschaftsbild auf eine ernste, aber vollendet
schöne Weise von dem vorspringenden Cabo de Campanich eingerahmt, während ein hügeliges,
sich gegen das Meer allmählich neigendes Terrain den Vordergrund bildet.
Schreitet man am Hügelabhang gegen Norden fort, so gelangt man in ein schmales, schluchtenreiches
Thal. Hohe Hänge und vorspringende Felsenmassen im Verein mit kleinen Gruppen von
A lo e und üppigen, dichtverschlungenen Domgebüschen verleihen hier der Landschaft einen wilden,
fremdartigen Charakter, den man sonst vergebens auf Ibiza sucht. Gegen das Ende erweitert
sich die Schlucht wieder etwas, und auf dem steilen Pfade gelangt man bis auf die Höhe des
Kammes, welcher die Wasserscheide der Insel bildet und sich hier der bis hinter Sn José erstreckenden
Hügelkette anschliesst. Bergab gehend kommt man in ein mageres, sonnenverbranntes Thal,
welches der Torrente d’Antonio negre durchfliesst, und erreicht endlich eine unbedeutende
Die Einbuchtung der Salinas.
kahle, theilweise von Felsgestein gebildete Erhöhung, welche nur spärlich mit Oelbäumen b e pflanzt
und mit einigen terrassirten Gürteln versehen ist. Auf derselben thront die das kleine Thal
beherrschende Kirche von S “ Vicente Ferrer.
Der wenig bevölkerte Pfarrsprengel gehört zum Distrikt von S“ Juan Bautista und hat nur
715 Seelen. Die Kirche ist ein einfacher Bau mit Glockengiebel und nach aussen herunterhängendem
Strange zum Läuten. A n der Seite befindet sich eine kleine, von rohen Mauerpfeilern unterstützte
Halle. Das innere zeigt ein einfaches Tonnengewölbe mit vier Seitenkapellen und einen
von Pfeilern getragenen Chor für die Musiker. Ausser der Kirche befinden sich auf der kleinen
Anhöhe noch ein paar einzelnstehende Bauernhäuser.
Von S“ Vicente Ferrer kann man entweder über das nur i 1/« Stunde entfernte S“ Juan
Bautista und von da über die Fuente de la Higuera nach Ibiza zurückkehren, oder sich dahin auf
dem eben beschriebenen W e g e über St» Eulalia begeben.
X. Die Umschiffung der Insel.
W ie w ir bei der Beschreibung des inneren Landes zuerst nach Westen uns gewandt
haben, so w o llen w ir auch bei der Schilderung der Küste verfahren und in der Richtung auf
Sn Antonio lossteuern.
Kaum hat das Boot den Hafen von Ibiza verlassen, so bietet sich den Augen eine wunderbare
Aussicht auf die Isias plana, grosa und de Botafoch, die sich w ie lose Perlen eines Rosenkranzes
aneinander reihen und dazu beitragen, die Schönheit der weissschimmernden Stadt zu
erhöhen, die sich überhaupt erst vom Meere aus in ihrer ganzen Pracht entfaltet. Schroff und jäh
senkt sich der Felsenabhang, auf welchem die Stadt erbaut ist, zum Meere hinab, ihn krönen die
braunen Festungswälle, und über diese ragen wieder Kuppeln und Thürme empor; aber auch der
nackte Felsen hat seine Schönheit, und so gewiss er anderswo den Eindruck der Oede hervorbringen
würde, hier trägt er wesentlich dazu bei, dem Ganzen Leben und Charakter zu verleihen.
A u f seinen lichtstrahlenden Wänden erscheinen dunkle Schatten, w elch e von Höhlen herrühren,
in denen sich die Wogen mit wildem Getöse brechen. Es giebt deren drei; zw ei davon führen
Cabo Falcon.
auch besondere Namen. Die eine heisst die Cueva de la Morloque, die zweite die Cüeva del Sal
de l’As; die dritte, welche zwischen jenen beiden liegt, wussten die Fischer nicht zu benennen.
W ie hingezaubert, um den Wasserspiegel zu unterbrechen, tritt zuerst die Isla negre mit
ihren nackten Felsenflanken und weiterhin eine kleinere gleichnamige Insel von ähnlichem Aussehen
aus dem Meere hervor. Das tausendjährige Branden der W o g en an diesen Eilanden hat ihre
ehemals weisslichen Kalksteinrücken geschwärzt, und deshalb erhielten sie durch den Volksmund den
Namen „Die Schwarzen“ . Ausser diesen Klippen kommen noch mehrere nach einander zum V o r schein.
Eine befindet sich am Fusse des Puig des Mulins; es ist die kleine weissliche Insel del
Bridjot; weiterhin folgen die drei Klippen de las Seiles qnd sodann die ebenfalls lichtgraue Isla
de las Ratas. Dahinter dehnt sich die sandige Playa de Ambosa und der vom Meere bespülte Saum
der Ebene der Salinas aus, welche am fernen Horizont ein schön geformter Gebirgszug begrenzt.
Während dies Alles einstweilen noch in duftiger Ferne erscheint, erblickt man in der Nähe
wieder eine Reihe von Klippen, und immer näher rückt die Gebirgsgruppe der Salinas heran,
welche w ir allmählich umschiffen, zuerst bei den Höhen von de la Sal Roja'und knapp an der
gleichnamigen schwärzlichen Klippe, dann bei den sich noch höher erhebenden Hügeln des Corp
Marin. Diese Hügel gehören zu einer Kette von rundlichen, mit Strandkiefern spärlich bewachsenen