unverhältnissmäfsig langen Beine des letzteren hat. In der Kopfbildung ist aber der Unterschied
bedeutend, indem das mallorquinische Lamm die stark ausgeprägte Schafsnase, das Artd-Schaf dagegen
eine w e it geradere Schnauze zeigt. Der Körper dieser Schafe ist weiss bis auf die dunklere
Schnauze, über welche zwei seitliche weissliche Streifen laufen, die Ohren sind klein und nach
den Seiten gerichtet. Man betrachtet diese Schafe, die fast verwildert sich nur in den Gebirgen
von Arta und Capdepera vorfinden, als die Nachkommen eines alten Schlages, der zur Zeit der
Mauren auf der Insel verbreitet war. Jetzt giebt es deren im ganzen Distrikt von Arta etwa 23 000.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass sich auch die kleine schwarze Ibizaner Schafrasse mit
weisser Stirn und Schwanzende vorfindet, man hat auch durch Kreuzung zwischen dieser mit der
mallorquinischen Rasse erzeugte Schafe mit herabhängenden Ohren, die sich sehr schön ausnehmen.
Die Schafe oder Hammel von Lana burda haben 4 Palms (80 cm) Höhe und 16 Lliuras
carniceras (19,536 kg) Gewicht, jene von Lana merina 3V2 Palms und 12 Lliuras carniceras Gewicht.
Mallorquinisches Lamm und Artâ-àcnai.
Der mittlere Preis eines Hammels oder Schafes beträgt etwa 70 Reales (18,40 Frcs.), der Preis der
zu Ostern verkauften jungen Lämmer beträgt 2—3 und 4 Duros. Das Fleisch der mallorquinischen
Hammel und Schafe ist vorzüglich, und zwar kann man im Allgemeinen sagen, dass dasjenige der
Gebirgsschafe noch wohlschmeckender ist, als das von denen der Ebene. Das W ollv ieh Mallorca’s
ist bei weitem für den Consum des Landes nicht genügend, so dass man für 369 432 Reales Schafe
und Hammel aus Afrika und Spanien einführen muss. Felle der Schafe, und namentlich der grossen
langhaarigen Hammel, finden in jedem Hause als Teppiche oder Decken für die Körbe der Saum-
thiere und für die Sitzbänke Verwendung. Dei Preis der Wolle , namentlich der geschätzteren
Llana merina, stellt sich auf 17 Duros (89,45 Frcs.) der Quintal. Man führt bisweilen W o lle ein,
aber die Ausfuhr überschreitet die Einfuhr stets um mehr als das Doppelte.
Die Schafe Mallorca’s geben, wenn man ihnen die Lämmer wegnimmt, wenn gut genährt
täglich 6 Deciliter Milch, die zu Käse verwendet wird, der sehr gut ist, wenn auch nicht von der
Qualität w ie der von Menorca. Der beste Käse der Insel w ird in Alcudia bereitet der aus den
Hochthälern des Gebirges ist auch vorzüglich, ebenso der von. Cuba und Son Marroix. Im März
und April wird der beste Käse verfertigt, den man das ganze Jahr auf bewahrt. Die Geräthschaften
zur Käsebereitung sind sehr einfach: ein grosses bauchiges, mit vier Henkeln versehenes, irdenes
Gefäss (Ollas coléras), das auch bei der Laugenbereitung dient, ein durchlöchertes Holzbrett,.
Cavall de Formetjä, zum Kneten des Teiges, und eine hölzerne Presse. Der frische Käse, der sich
im Innern weiss zeigt, ist der beste; älteren Käse, den man lange erhalten w ill, bestreicht man mit
Oei oder Schweinefett. Die Mehrzahl der auf Mallorca bereiteten Käse wird auf der Insel verbraucht
und genügt für den Consum derselben. Es w ird etwas ausgeführt, gleichzeitig aber auch
eingeführt. Aus der bei der Käsebereitung übrig gebliebenen Milch, wird der Brossât bereitet und
die daraus sickernde Molke den Schweinen gefüttert.
Ibizaner Schafe.
Die Schafexcremente bilden einen geschätzten Dünger, den man für 20— 24 Reales (5,25 bis
6,30 Frcs.) die Carretada verkauft.
Ausser den gewöhnlichen Krankheiten, die man unter den'Schafen in anderen Gegenden
beobachtet, worunter namentlich die Bacera (Verstopfung der Milz und der Leber), kann man als
Krankheiten, mit denen die Schafe Mallorca’s häufig behaftet sind, das Pedero und besonders die
Blattern (Pigota) erwähnen. Diese letztere Krankheit richtet grosse Verheerungen in den dortigen
Heerden an. Sie wurde von dem Schafvieh, das man aus Afrika eingeführt hatte, auf Mallorca eingeschleppt,
w o sie früher unbekannt war.
Zi e gen (Cabra; Bock: Boc; Zicklein: Cabrit) werden viel seltener gehalten als Schafe, und
in manchen Distrikten fehlen sie gänzlich. Sie werden vielfach abgeschafft aus Rücksicht auf
den grossen Schaden, den sie an Pflanzen aller A r t anrichten. Das Partido de Palma zählt noch
die meisten Ziegen, auch das Partido de Manacor besitzt viele, während Inca eine weit geringere
Zahl aufweist. Es giebt nur wenige grössere Ziegenheerden; die zum Schlachten bestimmten Ziegen
haben keine ändere Nahrung als jene, welche sie sich selbst suchen, und leben fortwährend im