In ganz entgegengesetzter Richtung, aber nicht minder erspriesslich wirkt die Asociación
de Católicos de Palma, die ebenfalls verschiedene Schulen in’s Leben gerufen hat. Sie hält regel-
mäfsige allgemeine Vorträge, und die philharmonische Section pflegt den religiösen Liedergesang.
Der Asociación de Católicos schliesst sich ein Damenverein an, weicher dieselben Zweck e verfolgt.
Zeitungen und Zeitschriften. Bibliotheken.
Ein mächtiges Förderungsmittel zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse im Lande sind die
auf Mallorca erscheinenden Zeitungen.
Die älteste unter den Zeitungen ist „El Diario de Palma“ (Tageblatt von Palma), welche 1814 zu
erscheinen begann. Obwohl sie sich Periódico de Intereses locales nennt, so schreibt man ihr doch einen
politischen Charakter und zwar einen gemäfsigt conservativen zu. Sie erscheint alle Tage, den
Sonntag ausgenommen, und gehört zu den im Lande am meisten gelesenen Zeitschriften. „El Isleño“
(der Insulaner), eine Zeitschrift für materielle Interessen, erscheint ebenfalls täglich in derselben
Druckerei. Das Blatt befasst sich nicht mit Politik, es bringt sachliche, gut redigirte Leitartikel
über die materiellen Interessen der Insel und der Balearen überhaupt, Auszüge aus den Cortesverhandlungen,
amtliche Verordnungen und Localnachrichten und gehört zu den Zeitungen, welche
die grösste Abonnentenzahl haben.
Den vorstehenden Zeitungen ähnlich ist „El Correo de Mallorca“ (der Courier von Mallorca),
welcher sich auch Periódico de Intereses materiales nennt, und obwohl keinen politischen Charakter
hervorkehrend, doch als gemäfsigt liberal betrachtet wird. Er erscheint täglich, beschäftigt
sich vorzüglich mit Gegenständen, welche für das Land von Interesse sind, ist aber weniger v er breitet.
Unter den politischen Blättern ragt vo r allen die „Conciliación liberal“ (die liberale Versöhnung)
hervor, welche täglich erscheint, ausgenommen an Sonn- und Feiertagen, und auf der
ersten Seite die dreifache Devise trägt: Monarquía popolar, Instituciones democráticas, Progreso.
Die Conciliación liberal ist das vorgeschrittene monarchische Organ und Eigenthum eines politischen
Vereins, der von Anhängern der ehemaligen Union liberal und zum Theil von Progresistas
gebildet wird, und hat eine ziemlich bedeutende Zahl Abonnenten.
Eine vierte Zeitung ist „El Progreso“ (der Fortschritt), der alle Tage, ausser Sonntags,
erscheint. Diese Zeitung bezeichnet sich selbst als Periódico Monárquico democrático, ist heutzutage
ganz radical und verfolgt eine weiter vorgeschrittene demokratische Richtung, als die Conciliación
liberal.
Eine ähnliche Tendenz verfolgt die täglich erscheinende demokratische „El Iris del Pueblo,
Periódico Republicano federal“ ; dieselbe ist offen republikanisch und richtet ihre Angriffe gegen; die
Monarchie und Religion zu Gunsten der föderalen Republik.
Noch radicaler ist „El Obrero“ (der Handwerker), der sich als Organ der internationalen
Handwerkergesellschaft, föderalistisches Centrum der Arbeitergesellschaften der Balearen bezeichnet
und an der Spitze die Devise: Libertad, Igualtad, Fraternidad y Justicia social führt. Er erscheint
nur Donnerstags und ist weniger eine republikanische, als vielmehr eine socialistische Zeitung.
Bezüglich seiner religiösen Ueberzeugung sei nur erwähnt, dass er anstatt der üblichen Notizen
über die religiösen Feiertage und die Heiligen der Woche nach der Kalenderordnung den Jahrestag
des Todes irgend eines grossen Mannes oder eines politischen Opfers aufführt, der mit dem
Namen Heiliger bezeichnet ist, so z. B. der 23. April, der 264. Jahrestag des Todes des Königs der
spanischen Gemeine, des Heiligen Miguel Cervantes Saavedra und des Heiligen Teodoro Reding,
eines Schweizers, der als spanischer General grösseren Antheil an der berühmten Schlacht von
Bailen hatte. A ls Heilige figuriren ferner eine ganze Reihe Officiere, Märtyrer der Freiheit, welche
im Jahre 1846 erschossen wurden. Man sagt, dass er unter den Taglöhnern und den ärmsten
Arbeitern eine Menge von Abonnenten habe, von den ändern Bevölkerungsklassen dürfte er kaum
gelesen werden.
Zeitungen und Zeitschriften. Bibliotheken. Religiöse Bildung. 157
Diesen Zeitungen dürfte auch „El Rayo“ (der Blitz) anzureihen sein, welcher alle Sonntage
erscheint und eine satirische republicanische Zeitung ist, welche den Zw e ck hat, nicht blos die
Republic federal herbeizuführen, sondern auch jede positive Religion mit den Waffen des übertriebensten
Spottes zu bekämpfen. Sie circulirt nur in gewissen Schichten der Bevölkerung, nämlich
unter den Republikanern.
Eine andere Richtung verfolgt „El Juez de Paz“ (der Friedensrichter), eine politisch-satirische
Zeitschrift, welche die Devise- „Verdad y . Justicia“ (Wahrheit und Gerechtigkeit) führt. Sie erscheint
jeden Donnerstag, vertritt die Ideen der liberal conservativen Partei und zählt viele
Abonnenten.
Eine altconservative Zeitung ist „El Cruzado“ (der Kreuzfahrer), w e lch e Mittwoch und Samstag
erscheint und auch die Bezeichnung Periódico católico (katholische Zeitschrift) führt. Sie vertritt
die Sache des katholischen Glaubens, giebt aber ihren Sympathien für die carlistische Partei
Ausdruck.
Viel strenger und ausschliesslicher in ihren religiösen Bestrebungen ist la Unidad Católica
(die katholische Einheit). Sie ist das Organ der Asociaciones de Católicos der Balearen, erscheint
jeden Sonntag, vertheidigt die Interessen des Katholicismus. und beschäftigt sich nur zufällig mit
politischen Fragen. Diese Zeitschrift steht, was Ernst und Trefflichkeit der Redaction anbelangt,
allen anderen gegenwärtig in Palma erscheinenden voran.
Das „Boletín oficial eclesiástico del Obispado de Mallorca“ (Officielles Bulletin des Bisthums
Mallorca) erscheint zwei Mal im Monat und enthält die amtlichen Erlasse des Bisthums und die
Ankündigung von theologischen und moralischen Schriften.
Das „Boletín oficial de la Provincia de las Baleares“ , eine der ältesten Zeitschriften Mallorca’s
und Regierungsorgan für die amtlichen Erlasse, erscheint zwei Mal wöchentlich. Das „Boletin del
Magistero de primera Enseñanza de la Provincia de la Baleares“ (Bulletin des Magisteriums für den
Elementarunterricht der Provinz der Balearen und Zeitschrift nützlicher Notizen für die Professoren),
erscheint zwei Mal monatlich und hat nur geringe Abonnentenzahl.
Noch haben w ir einer Wochenschrift, des „El Fomento“ (die Forderung), zu gedenken. Sie
ist eine allgemeine Zeitschrift für Wissenschaft, Literatur, Künste, Ackerbau, Unterricht und V e r mischtes,
erscheint alle Samstage und scheint nur eine geringe Leserzahl zu besitzen.
Zum Schlüsse müssen w ir noch der für die Verbreitung wissenschaftlicher Bildung wichtigen
Bibliotheken gedenken. Palma besitzt drei öffentliche Bibliotheken, welche zusammengenommen
nahe an 52000 Bände enthalten. Unter den Privatbibliotheken zeichnen sich die des Conde de
Montenegro mit 12500 Bänden und die des Conde d’Ayamans mit 11 000 Bänden, sow ie jene des
Caballer Brondo, w elche ehemals dem verstorbenen Chronisten Mallorca’s, Don joaquin Maria
Bover de Rossellö; gehörte, am meisten aus.
Religiöse Bildung.
W ir wollen nun einen Blick auf den Zustand der religiösen Bildung werfen und namentlich
die bestehenden besonderen Einrichtungen zur Hebung der religiösen Bildung zur Sprache bringen.
Sie gleichen so ziemlich den in ändern katholischen Gegenden bestehenden.
Allgemein herrscht der Gebrauch, dass der Pfarrer oder Kaplan am Sonntag den Pfarr-
angehörigen und Kindern das Evangelium des betreffenden Tages in mallorquinischer Sprache erklärt
und den Kindern katholischen Unterricht ertheilt.
A u f dem Lande, w o es den Kindern nicht möglich ist, zu allen Jahreszeiten die Schule zu
besuchen, und die Eltern sie in der Religion nicht unterrichten können, giebt es in den kleineren
Ortschaften Frauenspersonen, welche gegen geringen Lohn von Haus zu Haus ziehen und die
Kinder in den wichtigsten Punkten der Christenlehre, selbstverständlich in mallorquinischer Sprache
unterrichten, damit diese im Stande sind, die Prüfung, der sie sich vo r dem Empfange der ersten
Oommunion zu unterziehen haben, zu bestehen. Dergleichen Lehrerinnen sind fast stets Bäuerinnen