verschiedene Musikstücke ein und unterhalten die Gesellschaft bisweilen mit instrumentalen Con-
certen, wenn sich hierzu taugliche Mitglieder finden, fast immer aber mit einigen Gesangsvorträgen,
die meist nur von dem Piano, manchmal aber auch von einem Orchester begleitet werden. Die Zusammensetzung
dieser Sectionen ist jedoch eine sehr veränderliche, und sie sind eher als Unterhaltungs-
denn als eigentliche Musikschulen anzüsehen. Früher wurden vom Casino Palmesano und neuerlich
vom Circulo Mallorquino während der Fastenzeit wöchentliche Concerté gegeben, welche am
Palmsonntag mit der Aufführung des Stabat Mater von Haydn oder Rossini endigten. In verschiedenen
Ortschaften, namentlich in Felanitx, Soller, Artá, Manacor, Inca und anderen giebt es zwar
viele ausübende Musiker, aber keine eigentlichen Schulen, dagegen giebt es in allen wichtigen
Ortschaften der Insel eine bis. zw ei Musikcapellen, die bei Prozessionen und Volksfesten, aufspielen.
Schliesslich wollen w ir noch der zur Heranbildung von Elementarlehrern bestimmten Escuela
normal de Maestros de Instrucción primaria de las Baleares gedenken. Sie wurde 1842 von der
Diputación Provincial in dem Gebäude des ehemaligen Conviento de S “ Francisco de Assisi, von
dem sie noch einen Theil einnimmt, zur Erziehung tüchtiger Lehrer für die schon vorhandenen
und die vielen noch zu gründenden Elementarschulen errichtet. Dieselbe steht gegenwärtig unter
dem Director der Universität Barcelona; 3 Professoren wirken an derselben, wozu noch der Maestro
der öffentlichen Knaben-Primärschule kommt, welche in demselben Gebäude gegründet wurde.
Diese Schule, welche stets mit der Normalschule verbunden w a r , hat den Zw e ck , den Normalschülern
Gelegenheit zu geben, sich praktisch mit der Ertheilung des Lese- und Schreibunterrichts,
sowie mit anderen Unterrichtsmethoden vertraut zu machen und sich darin zu üben. Der Lehrplaii
ist auf zw ei Schuljahre berechnet, am Schlüsse haben die Schüler eine Prüfung zu bestehen, um
den Titel eines Maestro de Instrucción primaria zu erlangen, der sie berechtigt, als Privatlehrer,
aufzutreten und eine Anstellung an öffentlichen Schulen zu erhalten.
Die Zahl der Schüler der Escuela normal beträgt durchschnittlich per Jahr 21—25; die
meisten derselben kommen aus den Ortschaften Mallorca’s. Der geringe Besuch dieser Anstalt
erklärt sich aus dem sehr niedrigen Gehalte der Elementarlehrer. Seit ihrer Errichtung hat die
Schule dem Lande grosse Dienste geleistet, indem sie nicht blos den Bedarf an Elementarlehrern,
an denen es sehr mangelte, vollständig deckte, sondern auch viel zur Vervollkommnung des Primärunterrichts
auf Mallorca und in der ganzen Provinz der Balearen beitrug. Die Ausgaben der Escuela
normal beliefen sich nach Abzug der Kosten der mit ihr verbundenen Primärschule in den letzten
10 ökonomischen Jahren auf 5000— 7000 Frcs. Zur Deckung dieser Kosten liefern die Schüler nur
in den von ihnen zu zahlenden Matrikelgeldern (Derechos de Matricula) einen nicht sehr grossen
Beitrag, indem ein Jeder 80 Reales 21,05 Pres, zu zahlen hat, die ganze übrige Summe wird
von der Provinz aufgebracht. Die mit der Normalschule verbundene Primärschule, welche als die
erste öffentliche Knaben-Elementarschule der Balearen gilt, kostet der Municipalität von Palma seit
1859— 1869 jährlich zwischen 3263— 4145 Frcs.
Ausser diesen öffentlichen Anstalten für den Secundärunterricht giebt es. in Palma noch
einige Privatschulen, welche zur speciellen Vorbereitung von Schülern dienen, die in die Militärschulen
oder in andere Berufsschulen des Continents, sowie in die Schulen der Ingenieros de
Caminos, Canales y Puertos, de Montes ó de Forestas, de Minas und ähnliche Anstalten eintreten
wollen. Dergleichen Privatschulen .giebt es aber verhältnismässig nur wenige, und ihre Schülerzahl
ist eine ausserordentlich geringe.
Endlich besteht in Palma noch ein Seminario Conciliar zur Erziehung junger Leute für den
geistlichen Stand. W ir werden dasselbe aber nicht hier, sondern erst später in dem Abschnitte
über den Bildungsgrad der Geistlichkeit auf Mallorca in Betracht ziehen.
Gesellschaften zur P fle g e von Wissenschaft, Kunst und Volkswohlfahrt. 153
Gesellschaften zur Pflege von Wissenschaft, Kunst und Volkswohlfahrt.
W ir wenden nun unsere Aufmerksamkeit den Gesellschaften zu, welche durch ihre
Thätigkeit auf wissenschaftlichem und literarischem Gebiete bereits einen Einfluss auf die V e r breitung
der Bildung im Lande ausgeübt haben und noch ausüben werden. Solcher giebt es in Palma
j sieben, eine Zahl, die im Verhältniss zur Bevölkerung gewiss zu gross ist, so dass es wohl vor-
theilhafter wäre, sie etwas zu reduciren, damit alle Kräfte des Landes, statt sich zu zersplittern, in
zw e i öder drei Brennpunkten vereinigt würden. Man denkt auch in mafsgebenden Kreisen thatsächlich
an eine Verschmelzung. Die genannten sieben Gesellschaften können in drei Kategorien gesondert
werden. Zur ersten gehören diejenigen, w elche einen officiellen Charakter haben, w ie die Academia
de Ciencias y Letras, die Academia de Medicina y Cirugia und die Academia de beilas Artes; zur
zweiten diejenigen, welche zwar von der Regierung unabhängig sind, aber doch insofern als officielle
angesehen werden können, als die Regierung oder die Behörden häufig ihren Dienst in Anspruch
nehmen, w ie die Real Sociedad economica und das Instituto agricola. In die dritte Klasse gehören
endlich die ebenfalls ganz unabhängige, zu den öffentlichen Behörden aber in entfernteren Bez
ieh u n g^ stehende Academia cirugia und das Ateneo Balear.
Aus der ersten Klasse verdient vor Allem die Academia provincial de Ciencias y Letras de
las Baleares hervorgehoben zu werden. Sie bezweckt die wechselseitige Ausbildung ihrer Mitglieder
und die Förderung der verschiedenen wissenschaftlichen und literarischen Zweige, sowie
die Verbesserung der Unterrichtsmethoden. Sie ist in zwei Sectionen getheilt, eine für die Wissenschaften
und eine für die Literatur. An ihrer Spitze stehen ein Präsident, ein Vicepräsident, ein
Generalsecretär und ein Schatzmeister. Die Akademie veranstaltet unentgeltliche Lehrcurse für
griechische und französische Sprache, Geometrie, Mechanik und Stenographie, in denen während
der Abendstunden unentgeltlicher Unterricht von den Mitgliedern der Akademie ertheilt wird. Es
wurde auch ein Lehrstuhl für die beschreibende Geometrie und deren Anwendung auf den Schnitt
der Steine und des Holzes, sowie auf das Maschinenzeichnen errichtet. Die Akademie setzt
Preise aus für die besten mallorquinischen Gedichte oder für, von ihr bestimmte literarische A b handlungen.
Zu wiederholten Malen hat sie auch für die Behörden wissenschaftliche Gutachten
über wichtige, das Land betreffende Gegenstände abgegeben.
O bwoh l die Akademie eine Schöpfung der Regierung ist, erhält sie doch von derselben
keine Subvention, sie bestreitet ihre Auslagen nur mit den veränderlichen, den Socios residentes
(Mitgliedern) auferlegten Beiträgen.
Vielleicht in ihrer A r t noch wichtiger ist die Academia de Medicina y Cirugia de Palma,
welche 1830 in s Leben gerufen wurde und deren Aufgabe sich auf die gegenseitige wissenschaftliche
Ausbildung ihrer Mitglieder beschränkt. Den Behörden pflegt sie bei Anordnung
polizeilicher Sanitätsmalsregeln berathend zur Seite zu stehen. Die Leitung dieser Akademie
ist einem Vicepräsidenten, zw e i Secretären und einem Archivar- Bibliothekar anvertraut; die Mitglieder
oder Socios, 12 an der Zahl, sind Aerzte und Wundärzte. Die Akademie setzt öfters
Pieise auf Beantwortung von Fragen aus, die in den Bereich ihres Wirkungskreises gehören
und gewährt unentgeltliche Impfung der Kinder.
Ausser der Academia de Medicina y Cirugia giebt es noch eine speciell chirurgische
Akademie, welche gar keinen officiellen Charakter besitzt und deren Hauptzweck die Förderung
der Chirurgie und des Wohles derjenigen ist, die sie ausüben. Die geringen Kosten werden durch
Beiträge der Socios bestritten.
Es bleibt uns nun noch die vierte Akademie, die Academia de bellas Artes zu erwähnen
übrig. Dieselbe wurde 1850 in’s Leben gerufen. Ihr Hauptzweck besteht in der Pflege und
Beaufsichtigung der ihr unterstehenden Escuela de bellas Artes, deren w ir bereits Erwähnung
gethan haben; auch hat sie die Befolgung der Regeln und Gesetze zu überwachen, w e lch e die
Ausübung der schönen Künste und die Erbauung von Gebäuden betreffen. Sie beschäftigt sich
Balearen I.