ausserdem mit mündlicher und schriftlicher Behandlung von Fragen, die auf die Malerei, Skulptur
und die Architektur Bezug haben. Die Geschäfte der Akademie werden von einem Präsidenten
und zwei von der Regierung ernannten Conciliarios, einem Generalsecretär, einem Schatzmeister
und einem Bibliothekar verwaltet. Diese Functionäre werden von der Akademie aus ihren Mitgliedern.
auf Lebensdauer gewählt. Gegenwärtig zählt sie 27 Mitglieder, welche Academicos heissen;
zu ihnen gehören auch der Director und die Professoren der Schule der schönen Künste.
Die Kosten der Akademie, die mit der Escuela de bellas Artes ein gemeinsames Budget
besitzt, werden zur Hälfte von der Provinz, zur Hälfte von der Municipalität von Palma bestritten.
Nach dieser kurzen Erörterung der Verhältnisse der Akademien sei uns gestattet, einen
Blick auf die bedeutenderen wissenschaftlichen und sonstigen Vereinigungen zu Werfen. Zunächst
sei des Ateneo Balear gedacht. Diese Gesellschaft trat im Jahre 1861 in der Absicht zusammen,
einen Vereinigungspunkt für die Personen herzustellen, welche Liebe für die Wissenschaften, die
Literatur oder die Künste haben, ihnen das Studium zu erleichtern und sie zu grösseren Leistungen
anzuspornen. Dieser Zweck soll durch Besprechungen und Vorträge, durch Veröffentlichung von
Revuen und anderen übersichtlichen Werken, durch Ausschreibung und Vertheilung von Preisen
und Beförderung von Kunstausstellungen erreicht werden. Den weiten Interessenkreis des Instituts
erweist die Gliederung in folgende vier Sectionen: moralische und politische Wissenschaften, Natur-
und exakte Wissenschaften, Literatur und Geschichte und die schönen Künste. Die Leitung der
Gesellschaft ist einem Präsidenten, zwei Vicepräsidenten, einem Schatzmeister, einem Archivar-
Bibliothekar, einem Secretär und einem Vicesecretär anvertraut. Von diesen Beamten w ird der
erste alljährlich, die übrigen zur Hälfte jährlich gewählt. Ausserdem hat jede Section ihren
Präsidenten, Vicepräsidenten und Secretär, deren Neuwahl alljährlich stattfindet. Die gemeinsamen
Beamten und die Präsidenten der vier Sectionen bilden zusammen die sogenannte Junta de Gobierno
der Gesellschaft. Das Ateneo schrieb verschiedene Concurrenzen aus, vertheilte mehrfach Preise
und hielt einige öffentliche literarische Sitzungen. Einige . seiner Mitglieder halten auch bei besonderen
Gelegenheiten Vorlesungen über verschiedenartige wissenschaftliche, literarische, nationalökonomische
und künstlerische Themata, und die einzelnen Sectionen des Ateneo versammeln
sich häufig zur Besprechung ähnlicher Aufgaben. Ihre Sitzungen hält die Gesellschaft in einem der
Häuser der Calle de Palacio, w o sie auch ein mit literarischen, wissenschaftlichen und politischen
Zeitschriften aus Spanien und dem Auslande gut versehenes Lesekabinet besitzt.
Die Verwaltungskosten der Gesellschaft werden durch monatliche, von den Socios residentes
zu entrichtende Geldbeiträge bestritten.
Die älteste und unstreitig wichtigste Gesellschaft Mallorca’s ist die Real Sociedad economica
Mallorquina de Amigos del Pais, der ich selbst als Socio de Merito anzugehören die Ehre habe.
Sie wurde 1778 in’s Leben gerufen und bezweckt die Beförderung der Agricultur, des Handels
und der Industrie, und überhaupt die Unterstützung alles Dessen, was zu der Vermehrung des
öffentlichen Wohlstandes und Glückes beiträgt. Die Direction und die Geschäfte der Gesellschaft
werden von einem Director, einem Secretär, einem Schatzmeister und einem Contador für die
Rechnungscontrole verwaltet, welche alle drei Jahre von den Mitgliedern der Gesellschaft gewählt
werden. Die Gesellschaft ist in drei Sectionen getheilt, nämlich in eine für den Ackerbau, eine
für den Handel und eine, die de Fomento en general (allgemeine Förderung) genannt wird. Jede
dieser Sectionen hat ihren Präsidenten, Vicepräsidenten und Secretär. Die Gesellschaft hat auch
eine bleibende Deputation en la Corte, d. h. in Madrid mit einem Präsidenten und Secretär. Es
werden drei Klassen von Mitgliedern unterschieden, nämlich Socios de Numero, welche auf Mallorca
ihren Sitz haben, Socios corresponsales, welche ausserhalb der Insel wohnen, aber zu den Arbeiten
der Gesellschaft beitragen und Socios de Merito, welchen die Gesellschaft diesen Titel als Auszeichnung
für ihre Verdienste verleiht.
W ir wollen hier einige W o r te über die Leistungen der Gesellschaft nach der Reihenfolge
ihrer geschichtlichen Entwickelung sagen. Im Voraus muss bemerkt werden, dass sie im
Verhältniss zu den der Gesellschaft zu Gebote stehenden Mitteln ganz ausserordentliche sind,
denn die Real Sociedad trug nicht blos durch die mündlichen Verhandlungen (Actas) in den Sitzungen
und durch die Vorstellungen und Petitionen, die sie in grösser Zahl an die Regierung richtete, um
Verbesserungen für das Land herbeizuführen oder gefahrdrohende Mafsregeln abzuwenden, zum
Fortschritte und Wohlstände des Landes bei, sondern sie hat sich auch durch die thatkräftige
Mitwirkung an Allem, was die anderen Corporationen oder die Regierung in edler Absicht
unternahmen, durch die gewissenhaften Berichte, die sie häufig den Behörden und der Re gierung
im Interesse des Landes erstattete, und durch die grosse Zahl von Preisausschreibungen,
Welche das Talent, die Betriebsamkeit und den Kunstsinn der Mallorquiner anregten, die grössten
Verdienste um den Fortschritt in Ackerbau, Industrie u. s. w . erworben. Dies w a r namentlich in
früherer Zeit, w o man die in unseren Tagen sowoh l in Spanien w ie im Auslande stattfindenden Ausstellungen
und Concurrenzen noch nicht kannte, von hohem W e r th e .'
Man kann daher ohne Uebertreibung behaupten, dass es auf der Insel Mallorca seit 1778
bis heute kaum eine landwirtschaftliche oder industrielle Verbesserung giebt, die nicht von der
Gesellschaft angeregt worden wäre^oder an der sie nicht wenigstens einen mehr oder minder
thätigen Antheil genommen hätte.
Zur Zeit ihrer Gründung hatte die Gesellschaft keine anderen Einkünfte zur Realisirung
ihrer Zwecke, als die kleinen, von den Socios de Numero zu entrichtenden jährlichen Geldbeiträge.
Bald verfügte sie aber auch über Schenkungen, die ihr manchmal in ziemlich beträchtlichen Summen
von ihren vermögenderen Mitgliedern gemacht wurden. Das Alles hatte jedoch nicht den Charakter
einer bleibenden, sicheren Rente. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten, rief die Gesellschaft in
richtiger Erkenntniss des elenden Zustandes der Elementarbildung schon 17S0 zw ei Primär- und
eine mathematische Schule in’s Leben. Zur Unterhaltung derselben wurde ihr vom König eine
jährliche Dotation aus den Renten des Bisthums Mallorca zugesichert, welche sie bis 1835 bezog.
Seit dem 13. März 1779 ffab die Gesellschaft in der königlichen Druckerei von Palma ein
periodisches wöchentliches Anzeigeblatt heraus, welches Preiscourante und Mittheilungen über
Alles,;, was für Ackerbau, Handel und Industrie von Interesse war, enthielt. Man kann dasselbe als
die erste Zeitung, die auf den Balearen gedruckt wurde, betrachten; sie ist 29 Jahre älter, als die
anderen Zeitungen der Insel, deren erste 1808 erschien.
Mit dem Jahre 1820 hörte das Blatt zu erscheinen auf; es ist unzweifelhaft, dass diese
kleine Zeitschrift im Lande vielfach zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse beigetragen hat.
Die Unruhen und Unglücksfälle, welche den spanischen Freiheitskampf begleiteten, führten
den Verfall der Gesellschaft herbei. In diesem Zustande blieb sie bis 1834, in welchem Jahre eines
ihrer gelehrtesten Mitglieder, Don Guillermo Moragues, von der Königin zu dem Posten eines
Civilgouverneurs der Balearen berufen wurde. Seit dieser Zeit begann für die Real Sociedad
economica eine neue Glanzperiode von ebenso grösser Fruchtbarkeit w ie die erste, sie hat seitdem
ihre rege Thätigkeit wieder dem Schutz und Fortschritt der Landesinteressen zugewendet und
Vieles für den Wohlstand des Landes Zuträgliche von der Regierung erwirkt.
Der Sociedad economica Mallorquina schliesst sich das Instituto Agricola de las Baleares
an, welches zum Theil dieselben Zwecke verfolgt. Die Gesellschaft erstrebt sowohl für den
Ackerbau, wie für alle mit demselben in Zusammenhang stehenden Industriezweige die höchste Stufe
der Entwickelung, welche die Mittel und die Verhältnisse des Landes gestatten, und zwar durch
Einführung der bewährtesten Culturmethoden und der zweckmäfsigsten neuen Geräthschaften. Die
Leitung und Verwaltung des Instituts wird von einer aus 15 Personen gebildeten Comision directiva
besorgt, zu welcher zugleich die Functionäre im Allgemeinen zählen. Die Gesellschaft besitzt
etwa 100 Socios residentes und einige in der Provinz ansässige Socios corresponsales. Das Instituto
Agricola ist von der Regierung ganz unabhängig, es erhält sich blos durch die von den Socios zu
erlegenden Geldbeiträge.
Von den wissenschaftlichen und literarischen Vereinen sind einige für die Verbreitung der
Bildung im Lande fruchtbringend gewesen. Am meisten hat sich in dieser Hinsicht das Casino
Republicano de Palma ausgezeichnet, denn dieses hat Schulen und gymnastische Lehranstalten
errichtet und eine Escuela democratica y Academia artistica in’s Leben gerufen, in welcher V o r träge
über Nationalpolitik und republikanische Ideen gehalten werden.