sonnverbrannte, schwarzlockige Jünglinge, die bald We lle um We lle im heiteren Spiele theilen,
bald ihre braunen, schlanken Leiber im glühenden Sande des Ufers umhertummeln. Auch die
Flauen der ärmeren Klassen Palma’s baden in grösser Zahl bei Sonnenuntergang oder etwas später
am Strande unweit des Hafens von Palma, in der Umgebung des Molinar de Levante, und an
einigen anderen benachbarten Punkten, wohin die Männer nicht kommen dürfen. Damen baden hin
und wieder in mit Matten bedeckten Hütten, die sie an irgend einer entlegenen Uferstelle der Bucht
zwischen dem Arrabal de Sta Catalina und dem Porto Pi eigens errichten lassen; gewöhnlicher
benutzen sie aber die Bäder in Palma.
Während der heissesten Sommermonate werden in Palma zw ei hölzerne Seebadeanstalten
aufgeschlagen und in der Nähe der Puerta befindet sich eine ständige Badeanstalt nahe am Ufer, in
welche das Meerwasser durch Röhren geleitet und hier erwärmt wird. Ausserdem giebt es noch
zw e i Süsswasserbadeanstalten, und viele Familien in Palma haben in ihren Häusern Badezimmer
eingerichtet. Die Zahl der des Schwimmens Kundigen auf Mallorca ist nicht so bedeutend als man
denken sollte, und diese findet man vorzugsweise in jenen Ortschaften, in welchen eine bedeutende
Zahl von Seeleuten sind und bei den am Meere wohnenden Bauern.
In den kleineren Orten ist das Leben still und einförmig, aber doch inter essant wegen der eigen-
thümlichen Sitten und des ganzen charakteristischen Gepräges; denn obwohl Mallorca vom Festlande
weiter entfernt liegt, als Ibiza, so zeigt es doch w e it mehr spanisches Wesen, als die.
Schwesterinsel.
S ow ie man in die staubigen Ortschaften der Ebene eintritt, wird man alsbald von einer
neugierigen Menge förmlich umschwärmt; es sind gebräunte, charaktervolle Gestalten, die das Haupt
nach catalanischer Sitte mit einem Tuch umwunden haben. In diesen Ortschaften, w ie überhaupt
im Süden, lebt man v iel auf der Gasse; Männer und Frauen grüssen ehrerbietig den vorübergehenden
Cura; Kinder spielen und wälzen sich im Staube zwischen den umherliegenden Schweinen, die
nur dann, wenn sie von Fliegen gepeinigt werden, ein dumpfes Grunzen von sich geben. Hier
strecken sich Hunde behaglich vo r der Thür im Schatten des Hauses; dort schreiten Hühner heraus
und stolziren auf und nieder, als wären sie die Herren des Dorfes. Von Zeit zu Zeit klappert ein
plumper Bauernkarren vorüber, oder es trabt ein Bauernjunge von der Arbeit heim, auf dem
hinteren Theil eines Maulthieres sitzend und sich mit den Händen auf den Rücken ’ desselben
stützend. Frauen treiben Esel, die mit den Producten des Feldes beladen sind, vor sich her, oder
reiten auf diesen langsam im Schritte dahin.
Ein lebendiges Bild bieten der Lavatero und die Tränke dar, welche in keiner Ortschaft
fehlen. Beim Lavatero stehen die Weiber unter einer Halle im Kreise und schlagen und
schwenken die Wäsche am Rande des steinernen Beckens. Noch reger ist das Leben an der Tränke.
Esel und Maulthiere, Pferde und Ochsen werden dorthin getrieben, und in langen Zügen saufen die
durstigen Thiere das erfrischende Nass. Die Esel näseln und wälzen sich im Schlamme oder
Staube, die Pferde wiehern, die Menschen schreien ihren Thieren zu. Karren rollen herbei, von
den erschrockenen Maulthieren in rasender Flucht gezogen, und so geht es fort, bis das ganze Vieh
der Ortschaft seinen Durst gestillt hat. Dieses rege Kommen und Gehen hält im Sommer so lange
an, bis die sengenden Sonnenstrahlen alle Bewohner in ihre Häuser zurücktreiben. Nun wird zu
Mittag gegessen und dann legt sich Jedermann zur Siesta nieder. Die übrigen Stunden des Tags
verbringt man meistens im Hauptgemach, auf der Thürschwelle oder in der luftigen Weinlaube;
hier spinnen und stricken die Frauen, und die anmuthigen Mädchen nähen mit Geschick ihre
zierlichen Schleier. Man plaudert und erzählt sich gar manche Geschichten aus dem Dorfe; kommt
dann vollends ein Fuhrmann aus Palma, so bestürmen ihn alle mit Fragen, was es dort Neues gäbe
und dann läuft die Nachricht schnell von Nachbar zu Nachbar durch den ganzen Ort. An den
Cisternenbrunnen versammeln sich die Mädchen, um ihre Jerras zu füllen und fröhlich mit einander
zu plaudern. Mitten auf der Gasse klopft der wandernde Schmied, er bessert und flickt die schadhaften
Kessel und Töpfe des Ortes.
Dann zeigt sich wieder ein umherziehender Krämer, der die beliebten Armknöpfe für Frauen
verkauft, und selten widerstehen dieselben seinen verführerischen Anpreisungen.
Am Abend kommen die Bauern unter fröhlichem Gesang von der Arbeit zurück. Nach
und nach wird es stiller im Orte, hin und wieder ertönt das Pfeifen des Dudelsacks oder
Guitarrenklang, oder es lassen italienische Spielleute süsse Melodien neapolitanischer Liebeslieder
vor dem schmutzigen Eingänge einer Kneipe erschallen; im Uebrigen herrscht Todesstille, und
träumerisch blickt der Mond in die verödeten Gassen.
Junge Mädchen.
Nachdem w ir in Vorstehendem ein Bild des Lebens in mallorquinischen Ortschaften entworfen
haben, wollen w ir uns noch etwas näher mit einigen Unterhaltungen der Mallorquiner und
namentlich mit ihrem Gesang beschäftigen.
Volksdichter, Volkslieder und Gesänge.
Von jeher herrschte unter den Mallorquinern eine grosse Vorliebe für die Dichtkunst. In
Folge dessen sind im Laufe der Jahrhunderte eine Menge Volkscompositionen, darunter auch manche
dramatische, namentlich aber viele Lieder entstanden, die jetzt den grossen Schatz des Landvolkes