an einigen recht schönen Kirchenportalen vertreten, unter denen das Hauptportal der Domkirche
und jenes von S“ Francisco besonders hervorzuheben sind. Aus der eigentlichen Zopfzeit giebt
es sehr wenige Baulichkeiten, und zwar nur einzelne Kapellen; die Altäre gehören ihr aber fast
durchweg an, sie sind in jenem knotigen, goldstrotzenden, schwerfälligen Rococo gebaut, der dem
spanischen Altarstyl eigenthümlich ist, und in welchem sich noch immer viele Anklänge an das
Platereske vorfinden, die ihm grösseren Ernst und höhere Würde verleihen.
V on den Gebäuden der Stadt ragt keins in Folge seiner Grösse und Lage in so hohem
Maafse hervor, w ie die Kathedrale. Noch ehe man, wenn man aus offener See kommt, die Stadt
sieht, erblickt man bereits die dunkle Masse der Seo. Sie ist an der Stelle der alten Hauptmoschee
erbaut worden, und zwar unmittelbar nach der Eroberung der Stadt durch D» Jaime I. el Con-
quistador, der zu seinen Lebzeiten bereits die ganze Capilla real vollendet sah, was unter anderm
der Umstand beweist, dass sein Wappen im Schlussstein der Wölbung derselben angebracht ist.
Der Bau wurde mit einigen Unterbrechungen unter den folgenden Regenten, und zwar in Folge
der politischen Schwierigkeiten, die bis zum Tode von Dn Jaime III. währten,' sehr langsam ausgeführt.
Es steht jedoch' fest, dass im Jahre; 1375
der Bau sich schon bis zur zweiten, Kapelle erstreckte,
und dass im Jahre 1380 die Wölbung
des Hauptschiffes zu ihrer Vollendung kam.
Der Rest wurde noch langsamer fertiggestellt,
so dass die letzte,, an die Vorderseite .stossende
Kapelle erst um 1560 erbaut wurde; ja in dem
Hauptportal der alten, nun zerstörten Vorderseite,
das- in der jetzt neu aufgebauten stehen
geblieben ist, befindet sich die Jahreszahl 1601.
Die Domkirche ist ganz aus Maids-Quadern
erbaut. Der Stein hat mit der Zeit, namentlich
auf der Seeseite, eine tief goldgelbe Farbe angenommen,
welche dem Gebäude einen besonderen
Reiz verleiht; namentlich, wenn die
Sonne darauf scheint, glüht das Ganze in einem
so warmen, saftigen Ton, w ie ihn nur die Zeit
und der Süden dem Stein zu geben vermag. Die
Domkirche begrenzt mit der Vorderseite, dem
Palaste der Könige gegenüber, die Calle de Pa-
lacio, mit der rechten die Anhöhe der alten Umfassungsmauer,
welche noch weithin die jetzige
Schlussstein der Wölbung des Portal del Mirador.
beherrscht und mit der linken die Plaza de la Seo, ein unregelmäfsiges Plätzchen, an dessen Ende sich
eine Häusermasse an die Domkirche und ihren Thurm anlehnt, mit dem Archiv, dem Patio de la Fuente
und der Dechantei (Deanato). Nach rückwärts begrenzt die Domkirche das Plätzchen vor dem
bischöflichen Palaste und die Calle de S“ Bernardo. Die Vorderseite ist, w ie dies bei alten
Kathedralen häufig der Fall, noch unvollendet, es w ird jedoch seit vielen Jahren daran gearbeitet,
dieselbe zum Abschlüsse zu bringen. A n den Ecken und an den Seiten des prachtvollen Plateresken-
Hauptportals befinden sich je zw ei Pfeilermassen, eine Rose oberhalb des Portals und zwei gothische
Fenster in den Feldern an den Seiten. Das Aeussere der Domkirche weist an den Seiten acht
Strebepfeiler auf, welche in ihrem freien Theile durch vier Segmentgesimse, von denen eins als
Schlussgesims dient, abgetheilt und auf der äusseren Seite durch Fialen geziert werden. Diese
Pfeiler sind durch schlanke Strebebogen mit dem Hauptschiff verbunden und werden von zw ei
Fialen überragt. Von den Strebebogen ist blos der obere frei, der untere hingegen, der als Stütze
der Seitenkapellen dient, mit einer Bedachung versehen. In dem Raume zwischen den vorerwähnten
Strebepfeilern stehen Fialenpfeiler, welche den Rücken der aus dem Achteck gebauten,
vorspringenden Kapellen stützen und sich oberhalb an das Hauptschiff anlehnen. Die Seitenschiffe'
und das Hauptschiff weisen zwischen je zw e i Strebepfeilern ein, die Seitenkapellen je drei gothische
Fenster auf; die beiden ersteren haben je eine Apsis, das Hauptschiff eine durch acht, die Seitenschiffe
eine durch vier Fialenpfeiler gestützte. Aus der Apsis des Hauptschiffes ragt nach rückwärts noch
ein in der Mitte fast rechtwinkelig vorspringend gestalteter Kapellenbau, während das Ganze mehr
abgerundet ist. Alle Wasserspeier weisen phantastische Formen auf, und zwar sind solche an
jedem Strebepfeiler des Hauptschiffes und der Kapellen angebracht. Prachtvoll sind die Rosen des
Hauptschiffes und in der Hauptapsis, d. h. der hinteren Seite der Transaltar-Kapelle, die noch drei
Spitzbogenfenster auf jeder Seite hat. Die meisten Fenster sind vermauert und nur oben offen oder
mit drei runden Löchern im Bogenraume versehen.
Besonders schön sind die drei Por ta le :.da s Hauptportal der Vorderseite ist im reichsten
Platereskenstyl, die beiden Seitenportale sind gothisch. Ein wahres Meisterstück ist das Portal der
rechten Seite, Portal del Mirador genannt, welches sich innerhalb einer gewölbten, durch einen
starken Bogen mit Krabben, Kreuzblume und?Fialen an der Seite gebildeten Halle befindet, welche
nach aussen durch ein einfaches eisernes Gitter abgeschlossen wird. Besonders graziös ist der
Schlussstein dieser Wölbung , in
welcher sich die Rippen einfach
kreuzen. Das eigentliche Portal, von
einem hohen Giebel mit Krabben
und Kreuzblume überragt, weist einen
3 th eiligen Bogen auf, in dessen beiden
Zwischenräumen sich unten je zwei
trefflich gemeisselte Heiligenstatuen,
oben eine ganze Reihe von Heiligen
und Engelstatuetten befinden.
V on ausgezeichneter Arbeit ist auch
das Relief des Bogenfeldes, oben
G ott Vater und anbetende Engel,
unten das heilige Abendmahl darstellend.
Die Thür w ird getheilt
durch ein zierliches Pfeilerchen
mit einer Statue der Mutter Gottes,
das mit dem Jesuskinde geziert ist.
Das linke Portal endlich, Portal
de la Almoina genannt, ist, wenn
auch viel einfacher, doch ebenfalls
sehr edel in der Zeichnung. Es ist an
der äusseren Wand der Kirche selbst angebracht und zeigt neben dem grossen Bogen mit Krabben
und Kreuzblume rechts und links dünne Fialenpfeiler von der Höhe der Kreuzblume, die mit
dieser durch einen blinden Spitzbogenfries verbunden sind. Die Doppelthüren sind in Segmentbogen,
und über ihrer Mitte ist eine kleine Madonnenstatue angebracht.
Dicht bei dem linken Portale erhebt sich, an die Domkirche angelehnt und an den fünften
Strebepfeiler angebaut, der stattliche Thurm. Er wird durch zw ei starke, mit Consolen versehene
Gesimse in drei Hauptabtheilungen geschieden, von welchen wiederum die untere und mittlere
durch drei, die obere durch zwei kleine Gesimse in vier, bezw. drei Unterabtheilungen getheilt
werden. In den letzteren sind oben auf jeder Seite drei Reihen von je drei Spitzbogenfenstern;
oben ist ein Terrassengeländer und ein mittlerer, unvollendeter Bau. Der Thurm hat zw ei Stufen
mehr, als das Jahr Tage hat. Oben ist eine Wölbung mit Kreuzgewölbe, und unterhalb derselben
befinden sich eine grosse Glo cke, en A lo y genannt und i n Quintales mallorquines oder 4440 kg
wiegend, und acht kleine, alle aus der Renaissancezeit. Aus den oberen Fenstern hat man eine
weite Aussicht auf die Stadt und deren Umgebung.
Nachdem w ir das Aeussere der Domkirche in Augenschein genommen haben, wollen w ir dem
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Statuen links an den Seiten
des Portal del Mirador.
Statuen rechts an den Seiten
des Portal del Mirador.