In der Stadt und den Ortschaften, w o man die Pferde als Zugthiere verwendet, giebt man
ihnen reichliche Nahrung, bestehend in Gerste oder Saubohnen und Johannisbrod, Stroh und Alfalfa,
wodurch das Futter kostspieliger wird, als jenes der Maulthiere. Die Reitpferde, deren nur wenige
vorhanden sind, und die Wagenpferde in Palma erhalten nur das beste Futter, und manche Herren
verwenden grosse Sorgfalt auf diese Thiere.
Gewöhnlich bleiben die Pferdeheerden, Guarda d’ Egos, im Sommer im Freien, die Stunden
grösser Hitze abgerechnet, während welcher man sie in den Stall bringt, ebenso w ie im Winter
an den Regen- und Schneetagen. Man sieht sie auf den Feldern der Possession, der sie angehören,
weiden, und zwar häufig mit Fesseln (Travas). Manche Besitzer verändern nach der Jahreszeit
ihren Aufenthalt und schicken sie z. B. im Sommer auf die Besitzungen im Gebirge in reinere Luft,
oder umgekehrt.
Die mallorquinischen Pferde sind ein kräftiger, stämmiger Schlag mit schön geformtem Hals
und Kopf, der etwas ramsnasig ist und kleine, nach hinten gerichtete Ohren hat. Sie sind meist
Cá de bou de Binisalem.
dunkelfarbig, haben grosse Muskelkraft, ein feuriges Temperament, sind wenig verlässlich, haben
grosse Ausdauer und sind ausgezeichnete Traber. Die Mähne wird ihnen kurz geschoren und so
erinnern sie beim Laufen mit ihrem schön gebogenen stämmigen Halse und den schnaubenden
Nüstern lebhaft an die Gestalten der antiken Pferde. Man unterscheidet zwei Varietäten, die feineren
und gelenkigeren aus den höher gelegenen Gegenden, -wo das Klima und die Weiden trocken sind,
und jene, welche in tiefer gelegenen Gegenden, w o Wasserpflanzen wachsen, zahlreicher sich vo rfinden
und etwas rohe Formen, breiten Bauth und ein phlegmatisches Temperament haben.
Die gewöhnliche Höhe der mallorquinischen Pferde ist ungefähr 165— 168 cm. Der gewöhnliche
Preis eines Hengstes variirt zwischen 150—200 Duros (789— 1052 Frcs.), der einer
3— 6 Jahre alten Stute (Ego) zwischen 60 und 100 Duros, und eines gleichalten Pferdes zwischen
80 und 150 Duros. Man bedient sich der Pferde weniger zu den Ackerbauarbeiten als zum Ziehen
der 1/V agen. Zum Reiten und für Luxuswagen werden gewöhnlich andalusische Pferde vorgezogen.
Ein grösser Theil der Stuten w ird zur Zucht gehalten, doch giebt es nur wenige Besitzer, die eine
grössere Heerde von Mutterstuten halten. Für die kleinen Einspänner wagen, die in Palma sehr
beliebt sind, hat man kleine Ponies, die man aus Galicia und Valencia bezieht. Es sind kleine,
feurige, sehr ausdauernde und schön geformte Pferde, mit kurz geschnittener Mähne, die vorzügliche
Läufer sind und erstaunliche Gewichte zu schleppen vermögen. Diese Pferdchen, 4— 6 Jahre alt,
kosten 40—70 Duros (210— 368 Frcs.).
ln Folge dessen ist die Einfuhr von Pferden aus Afrika und Spanien eine bedeutende, man
rechnet jährlich 100 und mehr Pferde. Eine Ausfuhr findet nicht statt.
Zur Verbesserung und Vermehrung der Pferde auf Mallorca bestehen von der Deputacion
prövincial unterhaltene Hengstedepöts in Palma, Manacor und La Puebla, welche gute Resultate
liefern und zur Verbesserung der Pferderasse beitragen.
Zum Schlüsse sei noch etwas über die sonstigen Haussäugethiere bemerkt. Zahme Kaninchen
findet man häufig, und man hat dafür eingeschlossene, runde Gehöfte, wo sie sich ohne Pflege massenhaft
vermehren. Oft gräbt man auch dort, w o sie Junge werfen, Krüge ein, die man auf die Seite
legt und mit einem Loch zum Ablaufen des Wassers versieht, und die ihnen als künstliche
Höhlen dienen. Sie sind meistens grau und gross und werden sehr zahm.
Die Katzen sind die spanischen, weissnasigen, und es herrscht die Sitte, ihnen die Ohren
abzuschneiden, damit der Regen hineinfalle, und sie in Folge davon das Haus hüten und nicht
wildern. Sie sind gewöhnlich grau und weiss gescheckt.
Von Hunden hat man Schäferhunde sowie Jagdhunde, von denen w ir gelegentlich der Jagd
sprechen werden.
Hier mögen nur die schönen, grossen Fleischerhunde (Cä de Bou) von Binisalem erwähnt
werden,, welche für die Toros-Kämpfe und zu Kämpfen untereinander in dem Circus (Täncats)
verwendet werden. Sie sind dunkelbraun mit schwarzen, tigerartigen Streifen, die Nase ist weisslich,
die Ohren werden gestutzt, manche haben einen schrecklich breiten K op f und Brust. Man schätzt
diese Hunde sehr hoch; sie sind ausserordentlich w ild und sollen bisweilen selbst den Herrn nicht
kennen, und dieser ist, um sie zu zwingen, einen von ihnen erfassten Stier loszulassen, häufig ge-
nöthigt, ihnen ihren eigenen Schwe if zwischen die Zähne zu bringen. Sie lassen sich zur persönlichen
Wehr abrichten. ln Palma und Soller sind auch englische Bulldogs zu sehen, die man zu ähnlichen
Kämpfen verwendet. Von Haushunden hat man auf dem Lande kleine kurzbeinige Bastardchen
(Anells) mit stehenden Ohren. Sie sind sehr wachsam und werden als Hüter verwendet. In
Palma hat man verschiedene fremde Rassen, schwarze Neufundländer, welche bisweilen Schiffer
von Amerika herüber bringen, graue englische Lewretten und Habana-Seidenhündchen. Haushunde
werden auf dem Lande vielfach castrirt, damit sie das Haus hüten, wodurch sie dann bei geringer
Nahrung sehr fett werden.
Balearen I. 39