an. Die Schafe finden auf den unbebauten Feldern und den waldigen Hügeln eine zwar spärliche,
jedoch vortreffliche Nahrung. Sie gehören grösstentheils einer kleinen schwarzen, mit kurzen Hörnern
versehenen Ra^e an; weniger häufig ist ein anderer Schlag, der kurzschwänzig und ungehörnt ist.
Der jährliche Ertrag von Wolle, die von mittlerer Feinheit ist, kann auf 6000 Kilogramm geschätzt
werden, w o von 2000 Kilogramm im Lande selbst verwendet werden. Das Fleisch der Schafe wird
auf dem Markte der Stadt Ibiza häufig verkauft; die Felle dienen zu allerlei Zwecken und die Milch
wird allgemein genossen. Der Preis eines Schafes wechselt von 30—40, der eines Lammes von 10 bis
20 Reales. Man sieht sie zumeist in kleinen Rudeln in der Nähe der Bauernhäuser auf den Feldern
umherstreifen, grosse Heerden trifft man nicht.
Die Z ie g e n , welche an den aromatischen Sträuchern der Hügel eine treffliche Nahrung finden,
werden auf Ibiza ebenfalls in ziemlicher Menge gezogen. Ihre Zahl wird im Ganzen auf 8850 Stück
veranschlagt. Die Ibizaner Ziegen sind kurzhaarig, scheckig und in der Mehrzahl mit langen, stark
nach hinten gebogenen Hörnern bewaffnet. Sie werden grösstentheils als Milchvieh benutzt und
liefern fast alle Milch, die man in Ibiza im Winter trinkt, im Sommer wird der Genuss derselben
meistens verschmäht* wegen der raschen Zersetzung bei der grossen Hitze. Der Werth einer Ziege
variirt von 25— 30 Reales.
Die Ziegen sieht man auf Ibiza frei und ohne Hüter auf die Weide ziehen. Solchen Heerden
begegnet man hauptsächlich auf den mit Binsen bedeckten morastigen Ufern der Salinensümpfe,
und auf den mit Sträuchern bewachsenen Hügelabhängen. Nicht selten werden sie aber auch von
Hirten geleitet, die man in den heissen Tagesstunden häufig in der Nähe einer Quelle antrifft, indem
sie für sich und ihre Heerden den Schatten vorspringender Felsen aufsuchen, um sich gegen
die Sonnenstrahlen zu schützen. V o lle Wasserkrüge schüttet der Hirt in den Trog, der sich in der
Nähe fast jeder Quelle findet, und um diesen drängen Sich dann die durstigen Thiere und schlürfen
in langen Zügen, das meist kothige Wasser ein. Dann legen sie sich still in den Schatten nieder,
und erst die Kühle des Abends führt Lust und Leben unter ihnen herbei.
A lle Ziegen sowie auch die Schafe werden mit Fesseln versehen; der Vorder- und Hinter-
fuss derselben Seiten werden vermittelst eines Strickes zusammengebunden, um das schnelle Laufen
des Thieres und das Ueberspringen der kleinen Einfassungsmauern der G ehöfte unmöglich zu machen.
A u f einigen der Klippeninseln, die Ibiza umgeben, w ie die Isla del Bosque, Tagomago und
anderen findet man nicht selten halbwilde Ziegen, die dort ganz frei und sich selbst überlassen
ohne irgend eine Beaufsichtigung überall umherschweifen; sie sind derart verwildert, dass die
Eigenthümer häufig genöthigt sind, um ihrer habhaft zu werden, sie mit dem Gewehre zu erlegen.
Diese Ziegen sind meistens schwarz oder scheckig, man sieht sie vom Meere aus schon aus weiter
Ferne auf den Kanten und Vorsprüngen der Felsenwände umherklettern, auf denen sie sich wie
dunkle bewegliche Punkte ausnehmen.
B o r s te n v ie h wird von den Ibizanern nicht in sehr grösser Menge gehalten. Die Gesammt-
zahl desselben beträgt angeblich 5665 Stück. Die Ibizaner Schweine gehören einem schwarzen,
dem norditalienischen sehr ähnlichen Schlage an, der gleich diesem mit langen herabhängenden
Ohren versehen ist. Ihr Fleisch wird theils frisch, theils in geräuchertem Zustande gegessen. Eine
ziemlich beträchtliche Menge des letzteren wird als Schinken verwendet, der dann mit gestossenem
spanischen Pfeffer überstreut wird. Schweinefett w ird viel verbraucht und bildet eine der Hauptingredienzen,
wodurch die magere Kost eine grössere Schmackhaftigkeit erhält. Der Preis der
Schweine w ird nach ihrem Gewichte bestimmt. Gewöhnlich wird die Anoba zu 30 Reales verkauft.
Von gemästeten Schweinen wird aber die Anoba mit 40—46 Reales bezahlt.
Die Schweine lässt man auf Ibiza häufig nach Art der Schafe und Ziegen mit aneinander
gebundenen Füssen frei auf den Feldern umherlaufen. Dort ernähren sie sich von Kräutern, Schnecken
und Wurzeln, die sie aus dem Boden herausgraben. Wenn es sich darum handelt, die Schweine
zu mästen, so werden sie mit Feigen und Johannisbrod, mit etwas Gerste oder türkischem Weizen
gefüttert. Später, im Monat October, giebt man ihnen ein Gemisch von Kleie, Mehl und gekochten
Kürbissen, bei welcher Kost sie eine sehr bedeutende Fettmasse entwickeln.
E s e l und M a u lth ie r e sind auf Ibiza sehr zahlreich. Die Gesammtzahl der Ersteren berechnet
man auf 1558 Stück. Die Esel werden auf der Insel gezogen und sind meist kleine, aber kräftige
Thiere; sie dienen theils als Reit-, theils als Saumthiere und haben jede Art von Transport zu
verrichten. Meist sind sie mäusegrau oder dunkelbraun mit weisslicher Schnauze und hellem
Bauch; ganz schwarze, sowie weissgraue sind seltene Erscheinungen. Ihr Werth wechselt nach
ihrem Alter und ihren Eigenschaften von 12—35 Duros. Ein fünfjähriger Esel der besten Sorte
kostet nie unter 600— 700 Reales.
Die Maulthiere verrichten, w ie schon früher erwähnt wurde, fast ausschliesslich die Feldarbeit;
sie haben ferner noch die Norias und Drehmühlen in Bewegung zu setzen und machen das eigentliche
Reitthier der Ibizaner Bauern aus. Sie werden nicht auf der Insel gezogen, sondern sämmt-
lich von Mallorca oder auch von dem spanischen Festlande eingeführt; das Stück w ird mit
90 — 100 Duros bezahlt. Trotz dieses hohen Preises ist die Zahl der Maulthiere eine sehr
bedeutende. Diese Maulthiere sind alle schwarzbraun, da andere Farben nicht beliebt sind. Deshalb
verwendet man auch zur Maulthierzucht lediglich Rappenstuten. Nur äusserst selten sieht
man auf Ibiza einen alten Maulthierschimmel gemessenen Schrittes eine Noria drehen. Die Maulthiere,
die man auf Ibiza hält, sind kräftige und zumeist gutartige Thiere, die bis zum 15. und 16.
Jahr eine schwere Arbeit aushalten. Vom io.: Jahre nimmt ihre Kraft allmählich ab und damit
natürlich auch ihr Werth. A ls Saumthiere und für leichtere Arbeiten dienen sie häufig bis zum
25. und 30. Jahre, das sie nicht selten erreichen. Zuletzt benützt man sie nur noch zum Drehen
der Norias und der Mühlen.
P f e r d e giebt es auf der Insel nur sehr wenige; früher fehlten sie sogar gänzlich, und erst
in neuerer Zeit haben die Städter angefangen, sich Reitpferde zu halten. Dies sind meistens Rappen
andalusischen Schlages, mit denen sie auf dem holperigen Stadtpflaster umherstolziren.