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 selten  von  einem  kleinen  Küstenfahrzeug  oder  einer  Fischerbarke  aufgesucht,  und  nur  im  Winter,  
 wenn  starke  Stürme  an  den  nahen  Küsten  wüthen,  gehen  bisweilen  viele  Schiffe  dort  vo r  Anker. 
 Eine Eigentümlichkeit  des Hafens  von  Sn Antonio  ist  eine  Süsswasserquelle,  die in  der Nähe  
 des  Ortes  aus  dem  Grunde  des  Meeres  mit  solcher  G ewalt  entspringt,  dass  sie  bis  an  die  Oberfläche  
 gelangt  und  man  im  Stande  ist,  bei  windstillem  Wetter  trinkbares  Wasser  aus  dem  Meere  
 zu  schöpfen. 
 Das  Klima  Sn  Antonio’s  ist  sehr  heiss,  und  das  viele  süsse  Wasser,  welches  sich  mit  dem  
 Meereswasser  vermengt,  veranlasst  zahlreiche  Wechselfieber,  die  jedoch  nicht bösartiger Natur  sind. 
 Von  Sn Antonio  aus  kann  man  einen  lohnenden  Ausflug  nach  der  etwa  zwei  Stunden  entfernten  
 und  nicht  w e it  von  Sta Gertrudis  gelegenen  Fuente  de  la  Piedra  machen,  wobei  man  die  
 ganze  nördliche  Seite  des  Thaies  von  Sn Antonio  kennen  lernt.  Der  W e g   dahin  ist  ziemlich  gut;  
 er  zieht  sich  durch  die  sehr  fruchtbare,  gut  bebaute  Ebene hin.  Man sieht  vereinzelte Bauernhäuser,  
 die  mit  platten  Dächern,  häufig  auch  mit  einer  von  einigen  Rundbogen  gebildeten  Veranda  ver- 
 Landschaftlicher  Charakter  bei  der  Fuente  de. la  Piedra. 
 sehen  sind  und  ausser  der  Grundflur  noch  ein  Stockwerk  besitzen.  Neben  diesen  Häusern  zeigt  
 sich  ein  kleiner,  alter  Vertheidigungsthurm.  Ein  andérer  alter  Thurm  am W e g e   ist  in  eine  Bauernwohnung  
 umgewandelt.  Mehrere  kleine  Gruppen  von  Bauernhäusern  beleben  das mit  vielen Pinien  
 bewachsene  Thal  und  dessen  anmuthig  geformte  Gehänge.  Der  W e g   führt  über  steile,  felsige  
 Hügelabhänge  auf  eine  ziemlich  fruchtbare  Ebene,  die  sich  in  der  Richtung  nach  Sta  Gertrudis  hin  
 erstreckt.  Zwischen  Johannisbrod-  und  Feigenbäumen  erscheint  zuweilen  ein  Bauernhaus,  bei  dem  
 sich  gewöhnlich  ein  Brunnen  befindet.  Ein  von  duftenden  Oleandergebüschen  überschatteter,  
 ziemlich  ansehnlicher  Bach  durchzieht  die  Ebene  und  ergiesst  sich  in  den  Rio  de  Sta  Eulalia.  Am  
 jenseitigen  Ufer  desselben  trifft  man  eine  Quelle,  über  welche  eine  niedrige,  halbkreisförmige,  aus  
 Steinen  zusammengefügte  Nische  aufgeführt  ist.  Dies  ist  die  Fuente  de  la  Piedra,  welche  selbst  im  
 trockensten  Sommer  nie  gänzlich  versiegt;  neben  ihr  liegt  eine  zerbrochene  Jerra  zum  Wasserschöpfen, 
   w as   bei  der  geringen  Tiefe  mit  der  Hand  möglich  ist. 
 V on   der  Fuente  de  la  Piedra  kann  man  sich  entweder  nach  dem  nahen  S*a  Gertrudis  begeben  
 oder,  was  noch  zweckmäfsiger  ist,  nach  Sn  Antonio  zurückkehren,  um  auf  der  Fahrstrasse  
 das  Jf%  Stunden  entfernte  Ibiza  wieder  zu  erreichen. 
 Nach  Sn  José  und  Sn  Antonio. 73 
 Die  Fahrstrasse,  welche  Sn  Antonio  mit  Ibiza  verbindet,  ist,  w ie   w ir   gesehen  haben,  die  
 einzige  auf  der  Insel;  ihre  Länge  beträgt  7 1/-±-  Meilen,  und  sie  verläuft  in  fast  gerader  Richtung  
 zwischen  beiden  Ortschaften,  indem  sie  zumeist  durch  Hügeleinschnitte  die  kleinen  Erhöhungen  
 überwindet. 
 Von  Sn  Antonio  geht  die  Strasse  nach  Osten  und  durchzieht  das  blühende  Thal  mit  bebauten  
 Feldern  und  einzelnen  weissen  Bauernhäusern.  Der  Boden  desselben  ist  vortrefflich,  auf  
 ihm  gedeihen  in  Menge  der  O e l-  und  der  Feigenbaum,  letzterer  entwickelt  sich  sogar  in  einer  
 seltenen Ueppigkeit und  breitet weithin  seine  mit  Früchten  reichbeladenen  Zweige  aus,  w elch e  mit  
 Stangen  unterstützt  werden  müssen.  Die  Strasse  führt  über  ein  Bächlein,  das  sich  in  den  Rio  de  
 Buscastell  ergiesst,.  steigt  dann  allmählich  über  einige,  theilweise  von  Thürmen  gekrönte  Hügel  
 und  gelangt  zu  einem  Hochthal,  dessen  Hügel  zu  den  am  stärksten  bewaldeten  der  ganzen  Insel  
 gehören.  Die  Höhe  der Hügelkette  bildet  die Wasserscheide  zwischen  dem Thale  von  Sa  Antonio  
 und  der  Ebene  des  Llano  de  Villa;  nicht  weit  davon  liegt  die  Kirche  Sn  Rafael,  welche  so  ziemlich  
 die  Hälfte  des  Weges  von  Sn  Antonio  nach  Ibiza  bezeichnet. 
 Aussicht  von  den  Höhen  der  Strasse  von  Sn  Antonio. 
 Die  einfache  Kirche  mit  einem  Glockenbogen  und  einer  Vorhalle  gehört  zu  dem  Distrikt  
 Sn  Antonio;  ihr  Pfarrsprengel  weist  1294  Seelen  auf. 
 In  der  Umgebung  von  Sn  Rafael  finden  sich  von  losen  Steinmauern  eingefasste  und  mit  
 schönen  Oelbäumen  bepflanzte  Felder.  Kommt  man  etwas  w e iter   hinab,  so  erblickt  man  bereits,  
 wenn  das  Auge  über  den  Llano  de  Villa  dahinschweift,  das  in  das  Meer  vorspringende  Ibiza,'  
 welches  w ie   ein  weisser  Schwan  in  den  Wo g en  ruht,  und  in  weiter  Ferne  erscheint  das  noch  in  
 zweifelhaften  und  unklaren  Tinten  gezeichnete  Formentera. 
 Zu  beiden  Seiten  dieser  Ebene  dehnt  sich  eine  Reihe  von Hügeln  gegen  das Meer  hin.  Die  
 Strasse  führt  zwischen  Opuntiengärten  an  einigen  fast  thurmartigen  Bauernhäusern,  die  w ie   alte,  
 weissgetünchte  Castelle  aussehen,  vorbei,  über  eine  kleine  Brücke  nach  den  schönen,  wohlbekannten  
 Mandel-,  Feigen-,  Oel-  und  Maispflanzungen  und  mündet  in  die  von  Bäumen  beschattete  Ala -  
 meda  aus. 
 Balearen  I.