Für die Bewirthschaftung werden die trockenen Gründe (tierras de secano), falls sie ohne
Bäume sind, in vier Sementers eingetheilt, bisweilen auch in drei, mitunter jedoch sogar in fünf.
Die Ruhe der Gründe findet ebenfalls nach Sementers statt, bei Bewirthschaftung in drei Sementers
z. B. ruht ein Grund ein Jahr in jedem Triennium (das heisst in 3 Jahren) aus. Wenn die Gründe mit
Bäumen bepflanzt sind, säet oder erhält man eine Ernte nur alle drei Jahre. Die Reihenfolge ist dann:
ein Jahr Getreide, ein anderes Jahr Brache (Göret) und das dritte Jahr Weide. Man giebt bisweilen
etwas Dünger. In manchen Gründen ist die Reihenfolge: das erste Jahr Bohnen, das zweite Weizen
und das dritte Gerste oder Hafer; in diesem Falle ruht das Sementer der Bohnen aus.
Mallorquinische Ackerbaugerätbe.
I. Corretjadas. II. Ganchos. III. Gavilaus. IV. Xapa. V. Xepeta. VI. Axada. VII. Cävach. VIII. Cavach d’Hortold. IX. Rampayna,
X. Destral. XI. Gatzoll. XII. Fausp. XIII. Forqueta. XIV. Trinxet. XV. Xorrach.-' .XVI. ßroca. XVII. Escala.
Die Gründe erster Klasse ohne Bäume sind von beständiger Production, sie müssen aber
gedüngt werden. Die Bebauung nach vier Sementers findet in folgender Ordnung statt: ein Jahr
Bohnen, das zweite Getreide, das dritte Weizen, das vierte Jahr Gerste oder Hafer. Bei den tierras
de regadio, die man mallorquinisch Horta nennt und die von einer Noria oder Quelle bewässert sind,
theilt man den Grund, z. B. eine Cuarterada, in vier gleiche Theile (Cuartons). Der erste Theil
ist für Weizen, der zweite für Bohnen, der dritte für Wintergrünzeug und Gemüse, der vierte für
Gerste oder Hafer bestimmt. Die salzigen Marjals sind gewöhnlich der Hanfkultur gewidmet.
Der Boden Mallorca’s ist vom landwirthschaftlichen Standpunkte aus betrachtet im Ganzen
fruchtbar, und man dürfte kaum eine andere Gegend finden, die bei einer so geringen Ausdehnung
einen für so mannigfaltige Gewächse geeigneten Boden darböte. Sieht man einerseits von den
Die landwirthschaftlichen Geräthe und die Pflege des Bodens. 227
äussersten Gipfeln der Sierra, die nur aus kahlen Kalkfelsen bestehen, sow ie von den sandigen
Ebenen längs der Südküste ab, so finden w ir überall eine für den Anbau geeignete Erdschicht,
die allerdings im Allgemeinen nur eine geringe Mächtigkeit hat, — sie ist regelmäfsig lehmigkalkig,
mehr oder weniger mit Quarztheilen vermischt und erscheint bisweilen sandig. Im Untergrund
des Bodens finden sich fast überall die günstigsten Bedingungen zur Kultur der Bäume
vereinigt.
Der sich in fast allen Verhältnissen geltend machende Gegensatz vom gebirgigen Theil der
Insel zum Flachlande tritt auch hinsichtlich der Fruchtbarkeit des Bodens auffallend hervor. Im
Allgemeinen kann das Gebirgsland als der fruchtbarere Theil der Insel angesehen werden. Die obere
Erdschicht ist hier selbstverständlich an vielen Punkten von steiniger Beschaffenheit, meist jedoch
lehmig-kalkig und weist eine ziemlich reiche Humusschicht auf. Die Ackerkrume hat zwar auch nur
eine geringe Dicke; sie eignet sich aber theils vermöge ihrer vorzüglichen Eigenschaften, theils wegen
des Untergrundes vortrefflich zur Kultur der verschiedensten Baumarten. Die Fruchtbarkeit des
Bodens erstreckt sich bis hoch in die Gebirge hinauf, w ie die üppigen Exemplare der dort
wachsenden Bäume beweisen.
Die Ebene Mallorca’s erfreut sich im Allgemeinen keines so fruchtbaren Bodens. Die kalkige
Beschaffenheit ist hier vorwaltend; in vielen Gegenden kommt aber auch Lehmboden vor, der oft
in Folge von Eisengehalt eine röthliche, häufig etwas in’s Braune ziehende Farbe zeigt. In der
Ebene finden sich zwar viele Strecken von geringer Fruchtbarkeit, es fehlt aber auch nicht an
höchst günstigen für den Getreidebau von zum Theil grösser Ausdehnung. A ls ein ziemlich richtiger
Maafsstab für die relative Fruchtbarkeit des Bodens kann das Verhältniss zwischen Getreideertrag
und Aussaat gelten. In den Jahren einer gewöhnlichen Ernte geben die meisten Grundstücke der
Ebene höchstens 5 Cuarteras ( = 5 Hektoliter) Weizen und 6— 7 Cuarteras Gerste von einer Cuartera
Saatkorn. A u f den besseren Grundstücken, die jedoch nur den kleinsten Theil der Fluren ausmachen,
erhält man 9 Cuarteras Weizen und 11— 12 Cuarteras Gerste von je einer Cuartera Saatkörn. Es giebt
auch viele Grundstücke, die in gewöhnlichen Erntejahren noch nicht 5 Cuarteras von einer Cuartera
Saatkorn liefern. Andrerseits finden sich in der Umgegend von Sta Margarita, Sn Juan, Manacor, Mon-
tuiri, Petra, Sineu und anderen kleine Grundstücke, die den Namen Sorts führen, welche in Folge
der guten Beschaffenheit des Bodens, der sorgfältigen Bestellung und der reichlichen Düngung einen
noch höheren Ertrag liefern, als sonst die Grundstücke der besten Qualität. In der Nähe von La
Puebla, Muro und Alcudia sind es z. B. die Marjals, bei Palma die für den Gemüsebau überaus
wichtige Horta de Palma, welche unter Zuhilfenahme starker Düngung und namentlich der künstlichen
Bewässerung bedeutend höhere und überhaupt sicherere Ernten liefern, da sie niemals
von der Trockenheit zu leiden haben.
Beim Düngen (mallorquinisch Afemar, von Fems, Dünger) verfahren die Mallorquiner noch
in sehr primitiver, althergebrachter Weise, ohne daran zu denken, die Fehler des Bodens zu verbessern
und ihm die mangelnden Bestandteile zuzuführen. Bei dem gebräuchlichen Verfahren wird
der Boden von Jahr zu Jahr schlechter. Dies geht ganz entschieden aus der Thatsache hervor, dass
Mallorca in den alten Zeiten weit fruchtbarer w a r als heutzutage, wenn w ir auch zugeben, dass
die grössere Fruchtbarkeit zum Theil von den häufigeren und stärkeren Regenfällen herrührte,
welche die ehemals weit ausgedehnteren Waldbestände veranlassten.
Bisher hat man auf Mallorca lediglich thierische und vegetabilische Düngemittel gebraucht;
mineralischer oder chemischer Dünger sind leider dort in der L an dw ir ts ch a ft noch nicht eingeführt.
W as die thierischen Düngersorten anbelangt, so bedient man sich des Schaf-, Maulthier-,
Pferde-, Rind- und Schweinedüngers. Letzterer w ird als der schlechteste und auch der von Rindern
als m in d e rw e r tig angesehen. Schafdünger ist immer der geschätzteste und w ird stets vorgezogen.
Menschenexcremente namentlich sind sehr geschätzt und bilden einen wichtigen Artikel zum
Düngen der Horta-Gründe, auch Tauben- und Hühnermist w ird in geringerer Menge benützt. In
den Höhlen findet man eine Art Guano von Fledermausexcrementen, w elche ein sehr gutes Resultat
als Düngung liefern. Man benützt auch organische Ueberreste, welche man mit Wasser maceriren
lässt, Urin von Menschen und Thieren, Ueberreste der Gerberei, doch werden diese stets mit
2 9 *