deshalb verkauft man sie nie, überhaupt sind diese Hühner wenig verbreitet. In neuerer Zeit hat
man auch Schopfhühner eingeführt, Gallinas de Padua genannt, die sich durch ihr schmackhaftes
Fleisch auszeichnen, aber fast nur im Frühjahr Eier legen.
In Palma kennt man auch für die Hahnenkämpfe (Bregas des Galls) besonders bestimmte
Hähne, und es giebt Leute, die sich mit dem Aufziehen von Hähnen zu diesem Zwecke beschäftigen.
Man unterscheidet drei Sorten von Kampfhähnen; den englischen Hahn (Gail inglés), den Hahn von
alter mallorquinischer Rasse und den vo r Kurzem aus den Canarien eingeführten Hahn, der wegen
seines Muthes und seiner Kraft einen grossen Ruf geniesst. Diese Kampfhähne kosten 20— 40 Frcs.
Die Canarienhähne werden sogar mit 30 Duros (150 Fres.) bezahlt.
Perlhühner, die aus Afrika importirt wurden, waren einst häufiger, jetzt giebt es nur
noch wenige; man kommt täglich mehr von ihrer Züchtung ab wegen ihrer Wildheit und ihres
Geschreis, auch haben sie die böse Gewohnheit, sich vom Hause zu entfernen und in den
Waldungen und Garrigas einzufliegen, w o sie vielfach von Jägern geschossen werden; sie legen
aber viel Eier.
Truthühner (Endiots) sind nach den Hühnern das auf Mallorca verbreitetste Geflügel.
Es giebt deren in allen besseren Besitzungen, aber seltener im Gebirgsland. Man sieht sie in
grossen Schaaren unter Aufsicht eines Hirtenknaben, der sie mit einem Pfahlrohr leitet, auf den
Feldern und Garrigas weiden, w o ihnen namentlich die Beeren des Mastixbaumes Zusagen. G e wöhnlich
hat man auf jeder Besitzung einige Truthennen für die Zucht der Truthühner, die man
daselbst mästen will. Andere, die keine solche haben, beziehen die jungen Hühner von La Ca-
baneta in der Ortschaft Marratxi, w o die Zucht derselben eine besondere Industrie bildet. Die
mallorquinischen Truthühner sind schwarz, selten weisslich, und haben einen schönen Metallglanz; ihr
Gewich t variirt von 4,070 bis zu 8,140 k g und der Preis von 5— 8 Frcs. je nach dem Gewicht
und der Mästung. Gelegentlich der Weihnachlsfeiertage ist in Palma und den grösseren Ortschaften
der Consum ein starker. Am Tage des hl. Thomas (21. December) hält man in Palma
einen Markt ab, dessen Hauptgegenstand der Verkauf von Truthühnern und anderem Geflügel und
gleichzeitig von Milchschweinen (Porcellas) bildet. Bei dieser Gelegenheit herrscht die Sitte, den
Advokaten, Aerzten etc. einen Truthahn oder eine Porcella zu schenken, auch bringen zu dieser
Zeit die Arrendadors ihren Herren die Truthühner, Hähne und Porcellas, die sie nach dem V er trage
zu geben verpflichtet sind.
Die Pfauen (Págos) züchtet man auf grösseren Besitzungen, jedoch mehr als Ziervögel, als
um einen Nutzen von ihnen zu ziehen. Etwa im Jahre 1850 hatte ein Jagdliebhaber auf seine'Besitzung
Pfauen gebracht, um die Pfauenjagd auf der Insel einzuführen. Die V ö g e l vermehrten sich
rasch, aber nach seinem Tode verfiel diese schöne Jagd bald, und gegenwärtig sind auf der Insel kaum
mehr als 20 Exemplare. Auch Gänse und Enten hat man wenige; man hält sie auf einigen Besitzungen
mehr des Vergnügens, als des Nutzens wegen. V ie l wichtiger sind die Tauben (Coloms), deren es
eine grosse Menge Varietäten giebt. A u f einigen Besitzungen hat man Taubenhäuser und betreibt
die Taubenzucht, um die Jungen zu essen und zu verkaufen. In Palma sind sie sehr zahlreich,
werden aber mehr des Vergnügens wegen gehalten, damit sie in grossen Schaaren um die Terrasse’
w o das Taubenhaus ist, herumfliegen; doch pflegt man auch häufig die Jungen zu essen!
Mancher Eigenthümer hat dieselben so gezähmt, dass sie ihm auf den öffentlichen Spaziergängen
auf der Muralla nachfolgen, ihm auf Schultern und Hände fliegen, ja man behauptet sogar, dass sie
sich dorthin begeben, wohin er es ihnen befiehlt. Es ist interessant, zu sehen, mit welcher G e schicklichkeit
sie dem sie verfolgenden Falken zu entkommen suchen. Die grauen, halbwilden
Tauben hält man auf den Landhäusern, da sie den Falken leichter entkommen; sie suchen sich ihre
Nahrung selbst auf den Feldern und sind die geschätztesten wegen ihres Fleisches; in manchen
Gegenden sind auch diese gezähmt, so dass sie der Hausfrau, wenn sie dieselben füttert, aus der
Hand fressen. Man hat von den Haustauben viele Rassen, wie es die weitverbreitete Liebhaberei
für diese V ö g e l mit sich bringt.
Erwähnenswerth sind die grossen Tauben, Coloms de Casta grosa, die sich sowohl durch
ihre Grösse, w ie durch ihre Schönheit auszeichnen; sie sind verschiedenartig gescheckt, häufig
kupferfarbig, auch weiss, und werden theuer bezahlt, manchmal mit 4, 6, 8 Duros (20/30, 40 Frcs.)
das Paar. Man führt sie zum Theil nach Spanien und Amerika aus, leider brüten sie im Vergleich
mit anderen Tauben wenig. Der Dünger der Tauben ist . sehr geschätzt. A ls Taubenfutter verwendet
man Wicken, Gerste und Mais, manche von den Terrerols werden gar nicht gefüttert,
sondern suchen sich ihre Nahrung selbst auf den benachbarten Feldern.
Die Zucht vierfüssiger Hausthiere macht eine der reichsten Einnahmequellen der Insel aus.
Nach einer officiellen Statistik besitzt Mallorca 3210 Pferde, 17583 Maulthiere, 14352 Esel, 4566
Rinder, 71744 Schafe, 6837 Ziegen, 71228 Schweine. Die Gesammtzahl beträgt 189520, während
der Verbrauch an geschlachteten Thieren die Summe von 130543 erreicht, die grosse Menge
von Lämmern und Hammeln mitgerechnet, die man gelegentlich der Osterfeiertage schlachtet, w o
fast in jeder Familie ein Lamm gegessen wird. In Felanitx und einigen Distrikten schlachten selbst
die Aermsten ein Zicklein, das sie zu diesem Behufe aufgezogen haben. Jene, welche zum Osterfest
einen Hammel tödten, braten einen Theil davon, während das Uebrige zur Verfertigung von
Panadas aufbewahrt wird. In Pollenza und anderen Distrikten herrscht auch die Sitte, gelegentlich
des Schweineschlachtens noch einen Hammel oder eine Ziege zu tödten, deren Fleisch bei diesem
Familienfeste gegessen wird, während man die Eingeweide derselben zur Bereitung von Botifarrons,
Sobrasadäs, Llonganisas etc., wozu jene des Schweines nicht ausreichen würden, verwendet. In
den wichtigeren Besitzungen von Petra und einigen anderen der Insel hat man die Gewohnheit,
jährlich 4 Hammel zu tödten, vor allem einen zu Ostern, einen zu Pfingsten, den man den Schnittern
giebt, damit sie ihn unter sich vertheilen, einen dritten am Tage des Scheerens der Schafe, wozu
man die Hirten und Eingeübten der Gegend einladet, und den vierten an dem Tage, an welchem der
Schnitt beendigt ist. Zahlreiche arme Familien befassen Sich mit dem Aufziehen und Mästen von
Lämmern, die sie auf Ostern nach Palma bringen, um sie zu verkaufen. Diese Lämmer hält man
gewöhnlich im Gehöft angebunden, giebt ihnen nur trockene Gräser und Kräuter und nennt
sie um sie von den frei weidenden zu unterscheiden, Strickhammel (Xots de Cordeta); ihr
Fleisch ist besonders schmackhaft und geschätzt. Die einheimische Production an W o llv ieh deckt
nicht den Bedarf, und die Hälfte des jährlich in Palma geschlachteten w ird aus Afrika, Catalonien
und Valencia bezogen.
Der Consum an Ziegen ist ein relativ geringer; es giebt Distrikte, in welchen man gar
keine verzehrt, in anderen erreicht die Zahl der geschlachteten Ziegen, namentlich der jungen
Zicklein, eine gewisse Bedeutung.
Die Sitte, ein oder mehrere Schweine für den Bedarf der Familie an Speck und Würsten
zu schlachten, ist auf der Insel allgemein, und geschieht in mehr als ,J/io aller Familien der Insel.
In Palma, w o das Fleisch in öffentlichen Kaufläden zu haben ist, kommen zu Weihnachten massenhaft
die Milchschweine (Porcellas) zum Verkauf.
Die Landleute Mallorca’s und selbst die Bewohner grösserer Ortschaften essen das Rindfleisch
nicht gern, die Menge des geschlachteten Rindviehs ist deshalb relativ klein und beschränkt sich
dessen grösster Consum auf Palma, w o man jährlich über 1800 Stück Rindvieh schlachtet. Die
eine Hälfte davon bringt man aus Afrika, die andere ist aus Spanien und Mallorca.
Es scheint, dass einstens die Viehzucht auf der Insel v iel bedeutender w a r als heutzutage.
Dies dürfte jedoch weniger in der Abnahme der Nahrung auf den Feldern, als in der grossen
Menge von Gründen, welche einst als Weiden, jetzt zur Kultur von Früchten benutzt werden,
sowie der Zunahme der Schweine, die gegenwärtig zu den wichtigsten Producten der Insel
gehören, seinen Grund haben.
Wenden w ir den einzelnen Viehsorten unser Augenmerk zu. Die Rinder sind auf Mallorca
fast nur in der Ebene verbreitet, ihre Zahl könnte eine bedeutendere sein, wenn sich mehr
für diese Viehgattung geeignete Weideplätze fänden. Die Unterhaltung kommt jetzt viel theuerer
zu stehen, als die von Maulthieren, welche überdies zur Verrichtung von Feldarbeiten w e it grössere
und bessere Dienste leisten, als das Rindvieh. Im Allgemeinen sieht man keine grossen Rinder-
heerden. Die Eigenthümer, die deren am.meisten haben, werden höchstens 80, die jungen Kühe
und Kälber mitgerechnet, besitzen.