Im Jahre 1872 wurden Daten über den Verkehr zwischen Palma und Inca gesammelt. Das
sich daraus ergebende Resultat war : 398 Reisende und 110 Cargo-Tonnen Waaren (etwa 108000 kg)
in drei Tagen. Die Fahrstrasse nach Inca ist die wichtigste; jene von Manacor dürfte, sowohl was
Waaren w ie Reisende anbelangt, zw ei Drittel obiger Ziffern erreichen, Porreras und Felanitx mitgerechnet.
Die Verkehrsbewegung der Carretera von Llummayor bis Campos und Santagny ist noch
Omnibuszäumung.
geringer; dasselbe gilt von der nach Soller, die blos dieses Thal und Bunola interessirt. Andraitx,
Esporlas und Valldemosa haben einen noch unbedeutenderen Verkehr.
Für die Unterkunft von Fremden ist auf Mallorca wenig gesorgt. Der Fremdenzufluss ist
ein äusserst geringer. Landleute' kehren bei Bekannten ein und reichere Herren in ihren Posadas
oder in jenen von Bekannten. Dièse Posadas sind etwas bessere Häuser einer Ortschaft, in denen
ein altes Weib zum Reinigen als Beschliesserin (Posadera) angestellt ist. Die Posadas sind aber
nur nothdürftig eingerichtet. Sie sind auch nur vorübergehend Absteigequartiere und werden
manchmal jahrelang nicht benutzt.
Selbst in Palma giebt es keine Hotels im eigentlichen Sinne des W o r te s , es existiren nur
Casas de Huespedes, die viel zu wünschen übrig lassen, einige Gasthäuser unter dem bescheidenen
Namen Casas de Pupilos (Pensionen) und Pensionen bei Privatpersonen.
In Manacor giebt es zwei Casas de Huespedes: eine in Inca, eine in Soller und eine sehr
elende in Artä. Sonst findet man in allen anderen grösseren Ortschaften nur elende Einkehrhäuser
und Hostals, die häufig nicht einmal verglaste Fenster, sondern nur einfache Fensterladen haben,
nur ein Paar einfache Zimmer, welche zum allgemeinen Schlafraum dienen, und gewöhnlich von den
Fuhrleuten die Nacht über benutzt werden. Nebenan befindet sich der Stallraum für die Thiere.
Um die Befriedigung des Magens ist es im Allgemeinen schlecht bestellt, jedoch die zuvorkommenden
Leute schlachten auf Wunsch ein Paar Hühner oder Tauben, bereiten Eierspeisen, Fische u. dergl.
was sie gerade in der Ortschaft erhalten können. Getränke sind Rothwein und Branntwein. Futter
für die Thiere: Stroh, Saubohnen und Johannisbrod, ist überall zu finden. Brunnen oder Cisternen
und eine Tränke für das Vieh sind ebenfalls meist vorhanden. Solche Hostals sind auch überall an den
Hostal bei Sori Pons.
Hauptstrassen zu sehen: es sind meist lange, niedere Häuser, häufig mit einer Sonnenuhr und einem
Vordach mit einer Krippe für die Thiere versehen, w o man sie füttern kann, ohne ausspannen zu
müssen. Sie enthalten hinten grosse Stallungen und Remisen und vorn die Wohnung der Familie,
das Eingangszimmer, die Entrada, w o Wein etc. aus grossen Fässern, Branntwein aus der Flasche
verkauft wird, und w o an niederen Tischen mit kleinen Stühlen, erstere manchmal mit einem groben
Tuch überzogen, die Fuhrleute in munterem Gespräch sitzen und ihr dürftiges Mittagsmahl
einzunehmen pflegen. Auch die Diligencias haben dort ihre Relais angelegt.
Gastfreundliche Leute findet man überall; am besten wohnt man in den Ortschaften bei den
Geistlichen, die Fremde sehr freundlich aufnehmen, auch in den isolirt stehenden Predios, wenn
man mit dem Eigenthümer bekannt ist. Aber auch die einfachen Bauern wetteifern, Fremde aufzunehmen;
hierfür möge dies als Beweis dienen, dass es mir bei meinen vielen Kreuz- und Querwanderungen
durch die ganze Insel nie passirt ist, dass ich an einer Hausthüre vergeblich anklopfte.
Ja ich wohnte häufig wochenlang bei Bauern, w o ich mit grösster Aufmerksamkeit bewirthet
wurde und nicht im Stande war, sie dafür zur Annahme irgend einer Belohnung zu bewegen.
Die Auswahl von Kaffeehäusern ist auf Mallorca auch nicht gross. In Palma existiren
zw ei, die gleichzeitig den Charakter von Restaurants haben. Eigentliche Kaffeehäuser giebt
Balearen I. 46