von Thierchen und bemerkt nichts von jenem Schwirren und Flattern, welches bei uns die Lüfte
erfüllt. Todesstille herrscht rings umher, und ein Uneingeweihter würde denken, Ibiza besässe gar
keine Insekten. Unter den Steinen, welche auf den Feldern umherliegen, verkriechen sich die
Käfer. Sie bilden im Spätsommer fast die einzigen Vertreter der Insektenwelt und sind überdies
meist alte, oft verstümmelte Exemplare, die allein ihr Dasein bei der überall herrschenden Dürre
gerettet haben. . .
Die Melasomen und Tenebrioniden zählen viele Repräsentanten und sind in Bezug aut die
Menge der Individuen die w e it überwiegende Gruppe. Wenn man die Blaps gigas ergreift, sondert
sie aus dem Maule eine schwarze Flüssigkeit ab, w elche durch die dicksten Handschuhe dringt, die
Haut rothblau färbt und auf der Haut ein starkes, ziemlich schmerzhaftes Brennen hervorbringt. Die
Farbe ist so intensiv, dass sie sich wochenlang erhält und durch kein Waschen zu beseitigen ist.
Ein sehr zierliches Thier ist die Pimelia distincta, die ich häufig auf den kahlen Kalksteinfelsen des
Hügels der Stadt Ibiza angetroffen habe. Sehr gemein ist ferner, unter den Steinen auf den Feldern,
die schlanke Pachychile sublunata, sowie auch ein Pandarinus, seltener dagegen die Stenosis pileata.
Unter morschen Zweigen und Opuntienblättern findet sich zuweilen der so w e it verbreitete Ocypus
olens und der Harpalus meridionalis. ln Gesellschaft der genannten Thiere leben unter Steinen, die
sie vo r den sengenden Sonnenstrahlen schützen, einige Asselformen und Mynapoden.
In den sumpfigen Gräben des Uano de V illa finden sich manche Wasserinsekten, w ie die
Hydrobius bicolor, z w e i Haliplus-Arten, die überaus zierlichen Cnemidotus rotundatus u n dH yd ro p o ru ^
minutissimus und endlich in beträchtlicher Menge eine wahrscheinlich neue Helochares-Art.
Schmetterlinge sieht man nur hie und da äusserst sparsam: einige Acndium-Arten, eine
Forficula-Art und eine ziemlich grosse Aeschna-Art, welche selbst in der heissesteh Mittagszeit
herumflattert.
Die Schiffe im Hafen werden von der Blatta Americana und einer schwarzen Heterogamia
und anderen kleinen Schabenarten bevölkert. Zwischen den Baumzweigen spannen zahlreiche
Spinnen ihre kunstvollen Netze aus, während auf dem dürren Boden eine haarige Lycosa umherkriecht.
Die Baumstämme bewohnen einige Ameisenarten; in den Häusern sind die Fliegen; dichte
Schaaren von Mücken tanzen über den sumpfigen Gräben des Llano de
V on R e p t i l ie n trifft man die gewöhnlichen Eidechsen, darunter eine Gecko-Art, zahlreiche
Frösche bewohnen die Gräben, Schlangen giebt' es keine auf der Insel.
Die V o g e lw e l t auf Ibiza ist w ede r reich an Arten, noch an Individuen. Die Raubvogel
mangeln fast gänzlich, nur die Strix flammea, welche die Ibizaner Olivassa. nennen, bewohnt d i j l
alten Gebäude. Auf den Feldern sieht man nicht selten Lerchen, am fliessenden Wasser Alcedo lspi-
da und Bachstelzen, die Budytes flava und die Motacilla alba. Amseln und kleinere Sylvien finden sich
im Dickicht, und auch die Nachtigall zieht im Frühjahr und'Sommer nach den Hainen, während man
im Herbst häufig dem Saxicola oenanthe begegnet, I ■
Im Innern der Insel sieht man krächzende Kolkraben, zwitschernde Stieglitze und Hänflinge
zahlreiche Grünlinge und den Serinus meridionalis. V on Haussperlingen finden sich eigen-
thümlicherweise sowoh l die südliche, w ie die nördliche Art zu gleicher Zeit. In den Strandkieferwäldern
hält sich ein Kreuzschnabel, den die Ibizaner Trenca piüons nennen, auf.
Die Rothhühner (Perdix rubra) sind auf Ibiza, w o sie beständig wohnen, ziemlich gemein;
sie liefern nicht blos ein gesuchtes Wildpret, sondern werden auch von den Ibizanerinnen w ie
von den Spanierinnen des Festlandes in Käfigen zur Zierde gehalten. Bisweilen werden die
schönen V ö g e l so zahm, dass sie frei im Zimmer und auf der Gasse herumlaufen; doch muss man
ihnen immer die Flügel stutzen, da sie sonst zu leicht den heimischen Hügel wieder aufsuchen
würden Wachteln sind auch in grösser Menge vorhanden, hauptsächlich im Herbste, w o sie, um
der Strenge des nordischen Winters zu entgehen, sich nach dem immer heitern Süden flüchten.
In der Dämmerung hört man am Meeresstrande fast immer das unterbrochene Pfeifen des
Oedicnemus crepitans, den die ibizaner Xabelli nennen; er gehört dort zu den gewöhnlichsten
V öge ln V on ändern Stelzvögeln bleiben noch zu erwähnen: der Strepsilas mterpres, der sich im
Frühjahr auf Sandufern zeigt, der Ibis falcinellus, die auch bei uns vorkommenden Reiherarten und
Klimatische Verhältnisse.
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Porphyrio veterum, der, wenn auch nicht häufig, sich doch das ganze Jahr auf der Insel auf ha .
Auch Flamingos sollen sich in den Sümpfen der Salinen zeigem.
Die Meeresküsten bewohnen das ganze Jahr hindurch der Cormoran (Carbo cormoanus),
der die schattigen Höhlen liebt, und zw e i Puffinus-Arten, . der P. cinereus und der P. anglorum.
Das muntere V o lk der Möven und Seeschwalben ist auch reich vertreten, und von Wasservogein
dürften sich im Winter viele an den Ibizaner-Küsten niederlassen, die w ir später bei Mallorca besprechen
werden. . .
Das ganze Hausgeflügel der Ibizaner beschränkt sich auf Hühner und zuweilen auf einzelne
Truthähne; erstere sind aber in ziemlich grösser Menge vorhanden, und man wird selten ein Bauerngehöfte
finden, das nicht etliche derselben besässe; ja man führt selbst einige nach Mallorca und
Valencia aus. . . ^
Von S ä u g e th ie r e n nennen w ir zuvörderst die Hausthiere; sie bestehen m einigen Ochsen
und Pferden, vielen Eseln und Maulthieren, Schweinen, Schafen, Ziegen, Hunden und Katzen, auf
die w ir später ausführlicher zurückkommen werden. Ausserdem giebt es auf der Insel viele Fledermäuse,
wilde Kaninchen, einige Hasen, Wie se l und Ratten. Delphine sollen im dortigen Meer oft
gefunden werden. Robben, und zwar die Phoca vitulina, zeigen sich ebenfalls häufig an der Küste,
w o sie zu ihrer Lagerstätte die in das Meer ausmündenden Höhlen benützen.
Klimatische Verhältnisse.
Gehen w ir nun zum Klima über, das auf Ibiza Jpbr mild ist, vielleicht milder als auf allen
übrigen Balearen. - Wenn es auf Mallorca im Sommer auch heisser ist, so ist doch der Winter
dort immer etwas strenger. V on Schnee und Frost kann auf Ibiza keine Rede sein; das Thermometer
sinkt in der Stadt fast nie unter + 7°, und in den vom Win de ge|phützten Thalern auf dem
Lande bleibt die Temperatur regelmäfsig noch höher. In den kältesten Wintermonaten herrschen
gewöhnlich noch | | 12 bis 13°; die höchste Temperatur dagegen b e trä g t||g ;3 2 g^
A u f der Insel ist man den Winden w enig ausgesetzt, w a s man theils den Hügeln, theils
dem Umstande verdankt, dass sie dem Festlande näher liegt als die übrigen Balearen. Im Sommer
sind Ost- und Südwind vorherrschend, im Winter Nord-, Nordost- und Westwind.
Die Luft ist immer eine sehr trockene; im Sommer gehen zuweilen ganze Monate vorüber,
ohne dass ein Wassertropfen fällt. Manchmal ziehen um die Mittagsstunden W o lk en am Horizonte
dahin, allmählich aber verschwinden sie wieder und am ändern Morgen steigt die Sonne hinter
den staubigen Hügeln nur noch glänzender empor. Trotzdem ist das Klima im Ganzen sehr g e sund,
wovon das nie beobachtete Auftreten epidemischer Seuchen den klarsten Beweis liefert.
Rheumatischen Leiden in aller Form sind aber die Ibizaner sehr ausgesetzt und ebenso Hautkrankheiten.
Die Sümpfe der Salinen und die in den Ebenen des Llano de Villa und ■ Antonio sich
hinziehenden Brackwassergräben verursachen verschiedene Arten von Wechselfiebern, die insbesondere
gegen Ende des Sommers und im Herbste auftreten. Das Fieber hinterlässt indessen nicht das
elende Aussehen, w ie in ändern Gegenden, die an ungesunder Luft leiden.