manche Mallorquinerinnen kleine Kreuzchen oder in Gold und Silber gefasste Reliquien. Die Rosenkränze
bilden ebenfalls bis zu einem gewissen Grade einen Gegenstand des Luxus, da die Kreuze
öfters von Goldfiligran sind, oder Medaillen aus Gold und Silber.mit Randverzierung die Stelle
derselben vertreten.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass die vornehmeren Personen beiderlei Geschlechts sich
nach allgemeiner europäischer Sitte kleiden. Alle Männer in der Stadt und die reicheren Bewohner
der Ortschaften kleiden sich nach der letzteren Art. Bei den Frauen der höheren Stände
ist die spanische Tracht mit der Mantilla und dem Velo üblich. Die mittleren Stände tragen in den
Ortschaften noch fast durchweg die mallorquinische Kleidung.
Wohnungen und Hausgeräthe.
Von den 200,478 Bewohnern Mal-
lorca’s kommen nach der Volkszählung
von 1860 auf die Stadt Palma mit dem
Arrabal 45,286, auf die Ortschaften,
welche der Sitz einer Municipialität
sind, 106,014 und zwar 39,534 auf
den Partido de Inca, 39,057 auf
dem Partido de Manacor und 27,423
auf den Partido de Palma nach
Abzug der Stadt und des Arrabal,
auf die kleineren Dörfer oder Lugares
19,176. Ausserdem bewohnen
etwa 38,887 Personen einzeln stehende
Häuser. In Mallorca lebt im Gegensatz
zu Ibiza der grössere Theil der
Bevölkerung in Ortschaften zusammen.
Ausser den beiden Städten
Palma und Alcudia giebt es auf der
Insel 46 V illa ’s oder Pueblos, von
denen Inca und Manacor die bedeutendsten
sind. Sie vertheilen sich so,
dass 17 auf den Partido de Inca, 12
auf den von Manacor und 17 auf
den von Palma kommen. Ferner
zählt man 20 Lugares (kleinere Ortschaften)
und 8 Aldeas, die jedoch
sämmtlich mit einer Kirche ver-
Himmelbett. sehen sind. Ausserdem giebt es
noch Häusergruppen, die den Namen
Caseríos führen. In Betreff der Ortschaften muss die auffallende Thatsache hervorgehoben werden,
dass ausser Palma und Alcudia keine einzige derselben unmittelbar am Meere, sondern mehr oder w eniger
landeinwärts gelegen sind. Dies mag w o h l einen dreifachen Grund haben, einmal den, dass es in alten
Tagen die Vorsicht anrieth, vor dén häufigen Ueberfällen der Mauren mehr geschützt zu wohnen, sodann
deshalb, w e il die Mallorquine'r,' w ie überhaupt die Spanier, den Aufenthalt unmittelbar am Meeresufer
nicht lieben, jaihn sogar als ungesund betrachten, und drittens, w e il die vorherrschende Beschäftigung,
der sich die Mallorquiner widmen, der Ackerbau ist. Die Ortschaften sind meist auf einen kleinen
Raum zusammengedrängt und haben nur enge Gässchen. Am breitesten ist noch die Gasse, in welche
die Fahrstrasse einmündet. Die mallorquinischen Häuser sind aus Steinen aufgeführt, haben auf dem Erdgeschoss
noch ein Stockwerk aufgebaut, das Dach ist mit Ziegeln gedeckt, die Häuser sind nummerirt.
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und einer solchen in derEbene. W ir w o llen uns zunächst mit den erstgenannten des Näheren beschäftigen.
Die Ortschaften im Gebirge auf einer Anhöhe oder in den Thälern nehmen sich zwischen den
Baumgruppen von ferne recht anmuthig aus und blicken dem Wanderer freundlich entgegen. Sie
bestehen gewöhnlich aus einer Reihe unebener, holpriger, nicht gepflasterter Gassen, zu deren Seiten
sich ziemlich gleichartige Häuser erheben. Das nach einer Seite abfallende Ziegeldach ist in vielen
Fällen mit Steinen beschwert, eine schiefgeneigte Reihe von aneinander gefügten Hohlziegeln
dient als Dachrinne. Nur ausnahmsweise sind die Häuser weiss angestrichen, in der Regel werden
sie roh gelassen. Das Thor ist entweder viereckig oder rund, oben aus bogenförmigen, nach einwärts
keilförmig verschmälerten Quadern zusammengesetzt, und zuweilen von einer alten Rebe
überrankt. Manche Häuser haben auch von starken Pfeilern getragene Hallen, w ie dies namentlich
in der Gegend von Calviä zu sehen ist. Die kleinen viereckigen Fenster sind häufig ohne Scheiben
und werden nur mit Läden geschlossen. Gleich beim Eintritt in das Haus gelangt man in das
Hauptgemach, welches in der Regel nur von der Thüre her beleuchtet wird, höchstens lässt noch
ein kleines Fenster etwas Licht herein,’; es dient zum ge wohnlichen. Aufenthalt am Tage. Der
Fussboden ist meist aus getretener Erde, die Wände sind weiss angestrichen, die Decke aus rohem,
Reicher verzierte Caxa.
verrauchtem Gebälk Bei vielen Häusern liegt der geräumige Feuerherd (Llar) gleich in diesem
Abend d “ pWohlhabenderen “ einem daneben. Im Winter versammelt sich des
— i m Fr ille um <?en häuslichen Herd. In der Mitte lodert die Flamme und der auf-
Pläfz hat v o r m m ■ aen breitenEsse aui™ “ en. ■ welcher die ganze Familie
latz hat. V01 dem Feuerherd und in der Mauernische sind Bänke aus Mauerwerk angebracht
■ B i H ausbreitet. Unter der schmalen Treppe,' welche zum oberen Stockwerk
luhrt, 1 egt der meist tiefer unter den Boden hinabgehende, fast unterirdische Stall für die Lastthiere
Vieh t t T “ T ,a u c h T T n u r d u r c h das Hauptthor gelangen kann. Aus diesem Grunde muss das
und nild „ B f l f l i getrieben werden. Die Zimmer im oberen Stocke sind klein
und niedrig, sie dienen zur eigentlichen Wohnung, sehr häufig werden sie aber zugleich zum Aus
trocknen der Früchte, die man an der Decke aufhängt, benutzt.
Schon „ ? r Z S ü iSt der ^ nblick’ den die ° rtschaften des ebenen Theiles von Mallorca gewähren
b merkhch T o “ f " I ■ dm'Ch die ^ ° s s e Anzahl der sie umgebenden w L dm ü h len
s c h m 1!, T u man n ’ S° tret6n die langweiligen Umrisse eines zopfigen Thurmes und einer
paaTst nerne K • T “ BaUmkr0nen hervor’ Beim Eingang in den Ort begrüssen uns ein
p ‘ ” Kreuze mit eingemeisselten gothischen Zierrathen und Figuren; sie stehen auf
stamenten von pyramidal übereinanderliegenden Steinplatten, welche sich zu runden Stufen