Man führt eine bedeutende Oelmenge aus, namentlich nach Spanisch-Amerika; andererseits
w ird manchmal O e l aus Catalonien und Andalusien eingeführt. Die Gesammtausfuhr beträgt jährlich
im Durchschnitt 69,925,400 k g und die Gesammteinfuhr 3,006,400 kg. Uebrigens ist begreiflich,
dass die grössere oder geringere Aus- und Einfuhr an Oel von der auf M allorca und in den ändern
spanischen Provinzen erzielten Ernte abhängt.
Eine grosse Menge der auf Mallorca producirten Oliven wird eingesalzen. Zu diesem
Zwecke werden die Oliven gepflückt, sobald sie die grüne Farbe verlieren, und einige Zeit in. Wasser
gelegt, dann thut man sie mit Salz und Gewürz in einen Krug (Aufabia); nach 2— 3 Monaten sind
sie geniessbar und von vortrefflichem Geschmack und erhalten sich jahrelang.
Den Arbeiterinnen, welche beim Einsammeln der Oliven thätig sind, giebt man regelmäfsig
am Ende der Ernte zum Geschenk ein Körbchen Oliven, die sie dann für sich zu Hause einsalzen.
Der Olivó oder die Frucht des wilden Oelbaumes wird jeder anderen Olivensorte seines trefflichen
Geschmackes wegen zum Essen vorgezogen. Während gewöhnlich die anderen grünen Oliven
zum Einsalzen am Markte um 12— 15 Doblés (1,3— 1,6 Reales) das Almud, (1,66—2,05 Frcs. der
Dekaliter), verkauft werden, kostet der Olivó de Son Curt 4 Reales der Almud oder 5,12 Frcs.
der Dekaliter, manchmal weniger, manchmal aber auch mehr. Der Olivó de Son Curt ist von
mittlerer Grösse mit sehr kleinem Kern und feiner Haut, seine Form ist ähnlich jener der anderen
Oliven und besitzt unten eine kleine Vertiefung; nur wird er leicht durch Würmer (Cores) zerstört.
Der Olivó wird nur zum Einsalzen gebraucht; man verwendet Wasser und Salz dazu.
Wenn er gequetscht ist, kann man ihn nach zw ei Tagen essen, aber gewöhnlich wird er ganz
erhalten und erst später genossen. Zwei Tage werden zu seiner Bereitung verwendet; am ersten
wird er in’s Wasser gelegt, am ändern legt man ihn mit Salz in eine Aufabia, w o er aufbewahrt
wird.
Es ist schwer, auch nur annährend die ungeheuere Menge eingesalzener Oliven, die auf
Mallorca verbraucht werden, zu bestimmen; sie erscheinen auf jedem Tische, sowohl in der Stadt
w ie auf dem Lande, sie bieten den Arbeitern und Landleuten eine wichtige Nebenspeise und bilden
auch einen Theil des Schiffsproviantes, ferner werden jährlich ungefähr 29000 k g nach Amerika
ausgeführt. Jede grosse Familie auf dem Lande salzt jährlich an die 200 Liter Oliven für den
Hausgebrauch ein. Es werden auch Oliven in Essig und Zucker auf bewahrt, wobei man sie vom
Kern befreit.
Das Olivenholz w ird namentlich auf dem Lande zur Möbelfabrikation verwendet, der
grössere Theil mit den Wurzeln dient als Brennholz und die Blätter der am Boden umherliegenden
Aeste bei der Poda als W e ide für Schafe und Ziegen.
Nächst dem Oelbaum nimmt der F e ig e n b a um , namentlich in der Ebene, die grösste Kulturfläche
ein und jährlich werden noch neue Pflanzungen angelegt. Er scheint für das Klima und die
Bodensorte in der dortigen Ebene besonders geeignet zu sein. Die Vermehrung geschieht am
vortheilhaftesten durch Stecklinge. Der Feigenbaum zählt zu den Obstbäumen, die am längsten
leben; er erreicht ein Alter von 100 und mehr Jahren, dabei ist er abgehärteter gegen Witterungsverhältnisse,
als andere Obstsorten, und weniger Krankheiten ausgesetzt. Am meisten schaden die
Ameisen, welche die Feigen zerfressen oder wenigstens verderben. Die Anzahl von Feigensorten
ist sehr gross, man unterscheidet solche von weisser, grünlicher, röthlicher bis zu schwarzer Farbe,
theils reifen sie schon im Juni, theils ersf im September. Begreiflicher W eise dauert darum auch
die Ernte wochenlang; abgesehen von der Unbequemlichkeit, dass man sich beim Einsammeln
einer Leiter bedienen und auf den Baum Steigen muss.
Die Feigen bilden das Hauptproduct des Feigenbaumes; man isst sie frisch zur Zeit der
Ernte, man trocknet sie in grossen Mengen, um sie theils auf der Insel zu verbrauchen, theils auch
nach dem Ausland zu versenden und bedient sich ihrer auch zum Mästen der Schweine, die ausserordentlich
fett dabei werden, wodurch sie eine Haupteinnahmequelle der Insel bilden. Der frischen
Feigen bedient man sich während der langen Zeit der Ernte als Dessert täglich auf allen Tischen
in der Stadt. Die Arbeiter und ärmeren Klassen essen sie bei jedem Mahle, aber auch die Herren
gemessen sie in der Frühe, wenn sie Chocolade trinken. A u f dem Lande, w o fast ein Jeder seine
Feigenbaumpflanzungen hat, ist der Verbrauch noch grösser als in der Stadt. Diejenigen Leute,
die bei der Feigenernte oder anderen Arbeiten in der Besitzung, w o ein Figueral besteht, thätig
sind, essen davon so viel sie w ollen, und die Uebrigen können sich leicht Feigen verschaffen, da
diese zu einem äusserst geringen Preise zu kaufen sind. Den Schweinen giebt man anfangs die
Feigen, welche zu Boden gefallen sind und weder zur Speise noch zum Trocknen sich eignen;
nachher giebt man ihnen aber auch von den guten und später von den trockenen, somit werden
sie während zwei oder drei Monaten mit Feigen (Figas de cristia) und Cactusfeigen (Figas de
moro) ernährt. Da jedes Schwein über ein Kilogramm per Tag davon verzehrt, so dürfte, mit
Rücksicht auf die Schweinemenge, das von ihnen verbrauchte Quantum nahezu die Hälfte der
Gesammtproduction betragen, also etwa 4000000 kg.
Wenn die Feigenernte im Gange ist und gut gereifte Früchte vorhanden sind, beginnt man
sie auf Canisos, einer A r t Tafeln aus Stäben von Pfahlrohr, sei es vo r den Thüren der W oh n häuser,
sei es im Figueral, zu trocknen. Jeden Abend werden die Canisos unter Dach gebracht
und am ändern Morgen, wenn die Sonne hoch steht, wieder hinausgetragen, bis die Feigen vö llig
trocken sind und zum Versand fertig gestellt oder auf bewahrt werden können. In manchen
Distrikten werden sie, nachdem man sie 20 Tage der Sonne ausgesetzt hat, mit siedendem Wasser
gebrüht, damit die Würmchen vernichtet werden, und darnach wieder getrocknet.
Die trockenen Feigen Mallorca’s sind sehr geschätzt, namentlich zeichnen sich die Burdissots
blancas und Elegantinas von Binisalem und die Carabassetas von Son Servera aus. Wenn mallor-
quiner Herren ihren Bekannten auf dem Festlande ein Geschenk machen w o llen , so schicken sie
ihnen zumeist Schachteln mit Feigen. Man versendet die Früchte auch auf eine andere Weise, nachdem
man daraus die sogenannten Pans de Figas (Feigenbrode) bereitet hat. Aus trockenen Feigen, die man
zusammenpresst, macht man einen konischen Klumpen, den man mit Palmito, manchmal auch blos
mit Blättern überzieht und den man mehrfach mit buntfarbigen Papierbändern z ie r t Oben b e findet
sich häufig eine kleine Palmitoschleife, damit man ihn tragen oder aufhängen kann. Manche
sind ziemlich gross, andere klein und zierlich umwickelt; namentlich die Nonnen der Caridad von
Pollenza zeichnen sich in der Bereitung solcher Pans de Figas aus. Doch ist dieser Feigenteig bei
Weitem nicht so gut, w ie die auf natürlichem W e g e getrockneten Feigen.
Der Verbrauch an trockenen Feigen in der Stadt und auf dem Lande ist sehr gross; namentlich
auf dem Lande bilden sie im Winter und besonders in der Fastenzeit einen grossen Theil der
Nahrung der ärmeren Klassen, die sie nach Tisch und in der Frühe zum Frühstück zu essen pflegen,
so dass die auf Mallorca verbrauchte Menge eine Million Kilogramm überschreiten dürfte. Der
Feigenbaum giebt aber als Erträgniss nicht blos die Feigen, sondern auch die Blätter als Viehfutter
und das Holz; die Blätter sind jedoch nur ein schlechtes Futter, und man zieht daher w enig Nutzen
daraus. Auch das Holz ist schlecht, w ird aber manchmal als Brennholz, mit anderen Hölzern vermengt,
verwendet.
Die Feigenproduction steht in fortwährender Zunahme in Folge der beständigen Vermehrung
der Pflanzungen. Die Gesammternte der Insel ergiebt im Durchschnitt 7804245 kg. Ein
Figueral giebt im Mittel jährlich über 600 k g pro Hektar. Der daraus erzielte Geldbetrag stellt
sich insgesammt auf netto 2736358 Reales (720094 Frcs.), was per Hektar 213 Reales netto ausmacht.
Uebrigens steht diese letztere Angabe w e it unter dem, w a s man in einigen Oertlichkeiten
erzielt, und andererseits überschreitet sie den Gewinn an anderen Plätzen.
Es giebt einzelne Feigenbäume, welche jährlich einen ganz besonders hohen Ertrag liefern
und welche mit 6 bis zu 30 Frcs. verpachtet werden. Die Zahl der Bäume, w elche man um 2
bis 3 Frcs verpachtet, ist sehr gross. Die Feigen mittlerer Qualität, die zum Export bestimmt sind,
werden getrocknet im Gewicht von 1 Arroba (10,175 kg) gewöhnlich um 20 Reales (etwa 5 Frcs.)
verkauft. Für das gleiche Quantum besserer Qualität erzielt man 33 Reales (etwa 8,50 Frcs.).
Was die Ausfuhr an trockenen Feigen anbelangt, so ist dieselbe im Verhältniss zur Production
eine geringe; die Mehrzahl derselben w ird auf der Insel selbst verbraucht und als
Schweinefutter verwendet. Im Jahre 1871 betrug die Ausfuhr durch das Zollamt von Palma blos
43674 kg.
Balearen I.