In einem kleinen Zimmer neben dem grossen Saal befinden sich alte, meist aus Klöstern
herstammende Malereien auf Holz, von denen ein schöner Christus und ein Madonnenbild, auf
Goldgrund gemalt, besonders erwähnenswerth sind.
Ausser der bereits erwähnten Bibliothek des Conde de Montenegro besitzen einige Adelsfamilien
ziemlich bemerkenswerthe Bibliotheken. V o r allen ist jene des Conde de Ayamans mit
i i ooo Bänden und einem Monetair mit 7000 Münzen und Medaillen hervorzuheben. Erwähnenswerth
sind auch die Biblotheken des Marquez de Compofranco, gewöhnlich de Can Pueyo genannt,
mit 2150 Bänden gut erhaltener Werke, und jene von Brondo, welche letztere einen Monetair von
grossem numismatischen Werth enthält. Auch hat Brondo einen interessanten Pokal (Copa) mit
dem Bildnisse König Karl’s III. vom Hause Oesterreich (Kaiser Karl VI.), dem die Mallorquiner
Brondo gehöriger Pokal Karl's III.
im Successionskriege bekanntlich lange Zeit zugethan waren. Hierbei sei noch des Tagebuches des
maltesischen Geschwaders, welches während der Bombardirung von Alg ier geschrieben wurde,
mit Originalplan von 1784 gedacht.
Der Hafen von Palma.
Nachdem w ir unsere Schilderung der Stadt beendet haben, wollen w ir uns dem im Süden
liegenden Hafen Palma’s zuwenden. Der Hauptmolo l i e g t . gerade dem Haupteingang der Stadt
gegenüber. Dieser läuft genau gegen Südwesten zu und bildet in seiner Mitte einen nahezu dreieckigen
Vorsprung, w o sich das Sanitätsamt oder die Consigna und das Bureau der Capitania
de Puerto befindet. Der alte Molo, in einer Länge von 400 Varas, stammt aus dem 14. Jahrhundert,
durch die Junta de Comercio und die Sociedad de Amigos del Pais wurde er im Jahre
Der Hafen von Palma. 467
1809 bis auf 600 m hinausgebaut. In neuester Zeit ist er mit sehr grossen Unkosten verlängert
worden, wodurch nicht blos viel mehr Raum zum Vertäuen der Schiffe gewonnen, sondern auch
gleichzeitig der innere Hafen vor Süd- und Südwestsee geschützt ist. An diesem gepflasterten
Molo sind am Fischmarkt, einem erweiterten Platz, eine ganze Reihe von Buden, sowie hölzerne
Bauten für Barbiere, Schänken, Tau- und Blockverkäufer, Comptoire etc. aufgeführt. Auf dem Molo
verkehrt das Tramway für Gütertransport, welches von dem Bahnhofe durch die Hauptader der
Stadt dahinführt und der Bahngesellschaft gehört. In dem dort liegenden Kirchlein von S^ Barbara
wurde an Sonn- und Feiertagen bis 1878 die Messe gelesen. Diese Kapelle stammt aus dem
14. Jahrhundert, als man den ersten Theil des jetzigen Muelle baute. Eine Glocke daneben auf
einem hölzernen Pfahl dient gleichzeitig zum Verkünden der Frühstücks-, Mittags- und Vesp e rpausen
bei den Arbeiten am Molo. Hinter den Buden wird der breite Platz, durch Felsblöcke
gegen das Meer begrenzt, zu Werftarbeiten benutzt. Mehr nach aussen zu ist der Molo, namentlich
der neuere Theil, durch eine hohe Brustwehr aus Kalksteinfelsblöcken nach aussen geschützt und
mit Vertauungsringen versehen. An seinem alten Ende ist ein kleiner Leuchtthurm angebracht,
aber nicht mehr in Gebrauch. Unterm 29. Mai 1879 wurde die Erbauung eines neuen Leuchtthurmes
am äussersten Ende der Moloverlängerung genehmigt, und dieser trat am 15. Mai 1880 zum ersten
Male in Thätigkeit. Der Thurm ist von Holz und hat eine mit Kupfer belegte Kuppel, sowie eine
Laterne, ferner einen einfachen Reverberapparat alten Systems. Das rothe Licht — zum Unterschiede
von den Stadtlichtern—: ist unter gewöhnlichen Umständen vier Meilen sichtbar. A u f einem der
äussersten Blöcke des im Bau befindlichen Molos hat man grünes Licht. Auch dieses Licht ändert
seine Stellung in dem Maafse, w ie die Blöcke w e iter geworfen werden. Diese beiden Leuchtthürme
sind nur provisorisch aufgerichtet, und nach Vollendung aller Arbeiten soll ein grösserer aufgestellt
werden. A u f der Ostseite des Hauptmolos ist ein zweiter, 300 m langer und in der Mitte 100 m
breiter Molo, Contramuelle genannt, der gerade südwärts vorspringt und mit dem hinausragenden
Vorsprung der Consigna den inneren Hafen abschliesst. Im Süd westen desselben springt noch eine
ganze Reihe von Riffen vor. Dieser Contramuelle ist durch die Verlängerung des Hauptmolos
eigentlich überflüssig geworden, und es ist sogar von seiner Abtragung die Rede. Die bedeutendsten
Schiffswerften Palma’s befinden sich dort. In der Ecke des Bollwerkes bei der Riera ist ein Wasserdepot
für die Schiffe. Leider sind die Ufer des Contramuelle, w ie überhaupt der ganze Hafengrund
sehr seicht; letzterer ist derart verschlammt, dass man längs des Quais bei Ebbe häufig nicht einmal
mit einem Boot anlegen kann.
V o r dem Hafeneingang sind zur Linken drei rothe Bojen zur Vertäuung der Schiffe und
zur Erleichterung der Aus- und Einfahrt der Dampfer. Die Rhede ist vortrefflich, nur gegen
Süden offen, von welcher Seite aber der Wind nur ausnahmsweise und kurze Zeit mit G ewalt
weht und nach wenigen Stunden glücklicherweise sich immer nach Westen dreht. Das weit v o r springende
Cap de Calafiguera schützt sie gegen Süd westen, so dass auch bei Süd weststürmen nur
eine leichte, gebrochene, hohle See in die Rhede von Palma eindringt. Gegen Südosten ist sie
durch Cap Blanc und das ferne Cabrera vollkommen geschützt. Der Grund, ein blaugrauer Lehm,
ist trefflich. Der beste Ankerplatz liegt dem alten Lazareth gegenüber. Palma eignet sich vorzüglich
zum Verankern der Schiffe auf der Rhede oder im Hafen, denn das Klima ist mild und sonnig.
Im Sommer kann man mitunter bei eintretender Brise mit gerefften Segeln fahren. Die Brise tritt
ausserordentlich regelmäfsig ein, beginnt um 9 Uhr und erreicht ihre grösste Stärke um i 1^ Uhr.
Während der Nacht w eht die Brise vom Land. Nur die manchmal im Sommer auftretenden starken
Ostwinde führen eine Unterbrechung herbei. Die Luft ist äusserst frisch und rein. Ende August
und Anfang September sind manchmal Winde vom dritten Quadranten stürmisch. Zur Winterszeit
ist die See fast immer ruhig, Mistral-Stürme sind äusserst selten, w e il ihre Kraft derart durch die
Sierra und ihre Lehnen gebrochen wird, dass sie meist nur als eine leichte Brise den Hafen erreichen.
Der Molo ist nur 1800 m von den nordwestlichen Ufern des Meeres entfernt.