Das neu emporgekommene Instituto hat bis zum gegenwärtigen Augenblick fortbestanden
und die Bedeutung und Blüthe desselben fort und fort zugenommen. Die Anstalt ist mit ausserordentlicher
Umsicht geleitet und ihr Einfluss ist überhaupt ein segensreicher für die Entwickelung
des gesammten Unterrichtswesens auf den Balearen.
Im Jahre 1842 lehrten 9 Professoren an dem Instituto, die Zahl der Schüler betrug 157 und
der für jedes Studienfach eingeschriebene Schüler 447. Im Jahre 1869 betrug die Zahl der daselbst
angestellten Professoren 13; 498 Schüler besuchten die Anstalt.
Hierbei muss bemerkt werden, dass die Schüler der Collegien von Ibiza und Mahon nicht
mitgezählt wurden. Diese zw ei, gegen Ende des Jahres 1864 errichteten Collegien waren bis Ende
1868 dem Instituto Balear untergeordnet. Seit dieser Zeit sind sie von demselben unabhängig, ihre
Schülerzahl betrug im Schuljahr 1868 im Collegium von Ibiza 44 und in Mahon 39.
Die Studien des Sekundärunterrichtes im Instituto Balear umfassen nach dem Unterrichtsplan
folgende Gegenstände: castillanische, lateinische, griechische und französische Sprache, Rhetorik
und Literatur, Geographie und Geschichte, Elementarmathematik, Physik und Chemie, Naturgeschichte,
Psychologie, Logik, Moralphilosophie, Katechismuslehre und heilige Geschichte; die
letztere, sow ie das Studium der Literatur wurden ganz und gar aus dem Lectionsplane gestrichen.
Der Unterricht in der griechischen Sprache besteht gegenwärtig auch nicht mehr; er wurde schon
im Jahre 1866 aufgegeben, und seit dieser Zeit hat auch die französische Sprache aufgehört, ein
obligatorischer Unterrichtsgegenstand zu sein. An die Stelle derselben hat man Physiologie und
Hygiene in den Lectionsplan aufgenommen. Dieser bildet eines der beiden von der Regierung
seit Ende 1868 eingeführten neuen Unterrichtssysteme, welches den Namen Systema de Estudios
generales de la segunda Ensenanza führt. In seiner vollständigen jetzigen Gestalt lautet der Plan
w ie folgt: castillanische und lateinische Sprache in zw ei Kursen; Rhetorik und Poetik; Geographie;
Weltgeschichte; Specialgeschichte von Spanien; Arithmetik und Algebra, Geometrie und ebene
Trigonometrie; Physik und Chemie; Naturgeschichte; Physiologie und Hygiene; Psychologie, Logik
und Ethik.
Nachdem diese Studien absolvirt und mittelst besonderer Zeugnisse bestätigt worden sind,
kann der Schüler, wenn er sich einer allgemeinen und strengen Prüfung unterzieht, den Titel eines
Baccalaureus der Künste (ehemals der Philosophie) erhalten; dafür hat er aber 200 Reales (52,60 Frcs.)
zu entrichten. Dieser Titel wird in Spanien für die Universitätsstudien und überhaupt für fast jede
wissenschaftliche Laufbahn erfordert.
Die übrigen Fächer, welche seit 1859 noch im Instituto betrieben werden, ausgenommen
die englische und französische Sprache, w e lch e von einer älteren Zeit her datiren, sind diejenigen,
welche man unter dem Namen Estudios de Aplicacion zusammenfasst und die gewöhnlich im
dritten Jahre absolvirt werden. Sie gehören zur Ausbildung junger Männer, welche den Titel
Agrimensor (Feldmesser), Perito mecanico (Mechaniker), Perito quimico und Perito mercantil erlangen
wollen.
Das Instituto Balear erhält die Mehrzahl seiner Schüler aus dem Partido de Palma und
namentlich aus der Stadt selbst; im Jahre 1859— 69 haben 3734 Schüler dasselbe besucht. Die jährlichen
Einnahmen des Instituts belaufen sich in der Regel auf 12500 Frcs. Hierzu kommt noch der
Betrag von 120 Reales (etwas mehr als 30 Frcs.), welchen jeder Schüler jährlich als Schulgeld
zu entrichten hat und die zur Erlangung der verschiedenen Titel erforderlichen Gebühren. W a s ausser-
dem noch zum Unterhalt des Instituto nothwendig ist, wird von der Provinz gezahlt. Die Ausgaben
beliefen sich 1868— 69 auf 39,665,35 Frcs., wozu die Provinz eine Subvention von 18452,20 Frcs.
beizusteuern hatte.
In demselben Gebäude von Montesion wurde , am 1. Januar 1866 ein vom Instituto abhängiges
Collegio d’Internos errichtet, eine A r t von Pensionat, w ie sie mit den französischen
Lyceen verbunden sind. In diesem Collegio finden die Schüler des Instituto für ein bestimmtes
Kostgeld eine gute Wohnung und die sorgfältigste Verpflegung und Nachhülfe bei ihren Studien. Man
unterscheidet Internos oder Pensionistas und Medio-Pensionistas; letztere sind nur während des
Tages im Collegium. Die Internos haben jährlich 2500 Reales (etwa 657,85 Frcs.), und die Medio-
Pupilos 1800 Reales (gleich 473,65 Frcs.) zu zahlen.
In dem Gebäude von Montesion und in Verbindung mit dem Instituto Balear besteht
schon seit dem Jahre 1802 eine öffentliche Schule zur wissenschaftlichen Ausbildung junger Leute,
welche sich dem Lootsendienst in der Handelsmarine widmen wollen. Sie führt den Namen
Escuela de Nautica de Palma und umfasst folgende Fächer: Arithmetik, Geometrie, ebene und
sphärische Trigonometrie, Geographie mit ihren Hülfswissenschaften, Cösmographie, Physik, Pilotage,
Manövrirkunst, sowie lineares, geographisches und hydrographisches Zeichnen.
Der Lehrkurs für diejenigen jungen Männer, welche als Piloten in die Handelsmarine ein-
treten wollen, währte früher drei Jahre; seit dem Regierungswechsel von 1868 ist dafür aber keine
bestimmte Zeit festgesetzt. Nach Absolvirung des nautischen Lehrkurses in der Anstalt hat der
Schüler den praktischen Dienst auf einer oder zw ei überseeischen Reisen (zumeist nach Amerika)
zu erlernen. Hierauf muss er eine allgemeine Prüfung in dem Departamento de la Marina de
Guerra in Cartagena, Cadiz oder Ferrol bestehen; dann erst erhält er den Titel eines Piloten der
Handelsmarine.
Diese Anstalt wurde im Jahre 1868— 69 von 64 eingeschriebenen Zöglingen besucht. Die
Kosten derselben trägt die Provinz allein, die Schüler liefern dazu nur einen geringen Beitrag, indem
sie jährlich 100 Reales (26,30 Frcs.) zu entrichten haben. Zu den wichtigsten Bildungsanstalten
für die Jugend und für Verbreitung höherer Cultur gehört die Schule der schönen Künste;
sie befindet sich in dem alten Gebäude des Estudio general und nimmt den grössten Theil desselben
ein. Ihre Bedeutung ist um so grösser, als sie die einzige öffentliche Anstalt dieser A r t auf den
Balearen ist. Dieselbe wurde von der im September 1778 gestifteten Real Sociedad economica
Mallorquina de Amigös del Pais als eine ihrer ersten Schöpfungen unter dem Namen Academia
de nobles Artes errichtet. Anfangs bestand dieselbe in Abhängigkeit von der Real Sociedad
economica, bis sie 1843 dem Instituto Balear unterstellt und ihre Unterhaltungskosten der Provinz
aufgebürdet wurden. Sie änderte ihren Namen in die Bezeichnung Academia de bellas Artes und
als die im Jahre 1849 angeordnete Reorganisation aller Kunstschulen bestimmte, dass gleichzeitig
an den geeigneten Orten, w o noch keine Akademien vorhanden wären, solche zu gründen seien, wurde
die Schule der schönen Künste von Palma vom Instituto getrennt und unter die Leitung der
Academia de bellas Artes gestellt. Die Anstalt hat in Folge davon an gedeihlicher Entwickelung
und Bedeutung zugenommen.
Der Unterricht in der Escuela de bellas Artes wird in den Abendstunden ertheilt und ist
für alle Schüler unentgeltlich, ja die ausgezeichneten werden fast jedes Jahr in feierlicher W eise
mit Preisen belohnt. Sie gehören vorzugsweise den Handwerkerfamilien von Palma an. Die
Unterhaltungskosten haben sich im Jahr 1868— 69 auf 19605,25 Frcs. belaufen, w elche zur Hälfte
von der Provinz, zur Hälfte von der Municipalität von Palma bezahlt werden.
Für den Unterricht in der Musik und im Gesang bestand bisher auf der Insel keine öffentliche
Schule, sondern es gab nur einige von Privatvereinen unterhaltene Musikinstitute, unter denen
nur das von Lluch, in welchem 12 arme Kinder Unterricht erhalten, und die Musikinstitute der
Asociacion de Catolicos und des Club Republicano allgemeiner zugänglich sind. Mit der Asociacion
de Catolicos ist eine philharmonische Abtheilung verbunden, welche aus einem Chor von 63 Mitgliedern
und 2 Musikdirectoren und aus einer Gesangsklasse besteht, die jetzt 27 Schüler zählt,
welche von einem eigenen Gesanglehrer unterrichtet werden. Der Club Republicano hält unter
der Leitung eines Professors eine Musikschule, welche den Namen Orpheon Republicano führt.
Da die Mallorquiner für Musik eine grosse Vorliebe besitzen, so giebt es einige 20 theils Gesang-,
theils Pianolehrer, welche sowohl in w ie ausser dem Hause Unterricht ertheilen; einige derselben
geben auch den Mädchen in den Collegien, die in der Stadt bestehen, Stunden. A lle zusammen
haben etwa 400 Schüler beiderlei Geschlechts. Einige Privatgesellschaften Palma’s, w ie das Casino
Palmesano (Adelscasino), der Circulo Mallorquino und andere haben vielfach eine philharmonische
Section, die aus dem musikalisch gebildeten Theil ihrer Mitglieder und den betreffenden
jungen Damen ihrer' Familien besteht. Sie üben unter der Leitung eines der Professoren der Stadt