
 
		Man  schlägt  die  Oelbäume  nicht,  w ie   die  Mandelbäume,  beim  Ernten  der Frucht.  Die  vollkommen  
 reife  Olive  heisst  Oliva  pensida  (welke)  oder  Oliva  senrosa  (aschige),  nach  dem  aschenartigen  
 Staub,  der  sie  dann  gewöhnlich  bedeckt;  namentlich  ist  dies  bei  der  gewöhnlichen  Olive Mallorca’s  
 der  Fall.  Die  zu  Boden  gefallenen  Oliven  werden  von  Frauen,  namentlich  von  jungen  Mädchen,  
 in  Körbchen  oder  Rovetas  gesammelt  und  aus  diesen  in  die  Sacs  (Säcke)  geschüttet,  in  denen  sie  
 auf  einem  Esel  zum  Grener  (Magazin,  w o   man  die  Oliven  bewahrt)  geschafft  werden.  In  der  
 Nachbarschaft  von  Torrenten,  Abgründen  oder  Strassen  pflückt  man  sie,  sobald  sie  reif  sind,  mit  
 den  Händen  vom  Baume  ab;  dieses  Verfahren  beobachtet  man  auch  überall  da,  w o   w enig  O e lbäume  
 sind.  Eine  reiche  Ernte  nennt  man  auf  Mallorca  Esplet.  Man  schliesst  auf eine  solche  schon  
 im  Frühjahr  nach  dem  Blüthen-(Pareya) Reichthum.  Nach  der  Tradition  waren  noch  vor  etwa 
 Tafona  v on   Comasema. 
 60 Jahren  die Oel-Esplets häufiger  als heutzutage,  was man  den  damals häufigeren  regnerischen Jahren  
 zuschreibt.  Man  kann  als  gewöhnliche  Regel  annehmen,  dass  höchstens  im  dritten  Jahre  eine  
 mittelmäfsig  ergiebige  Ernte  stattfindet.  Die  reichen  Ernten  kommen  minder  zahlreich  vor,  und  es  
 giebt  Jahre,  so  1866  und  1867,  w o   der  Olivenmangel  so  gross  war,  dass  man  in manchen Strecken  
 stundenlang  gehen  konnte,  ohne  Oliven  zu  sehen.  Es  giebt  jedoch  im  gebirgigen  Theil Gegenden,  
 w o   die  mittelmäisig  gute  Ernte  fast  kein  Jahr  ausbleibt,  so  z. B.  in  der  Gegend  von  Miramar,  im  
 Distrikte  Valldemosa  und  Deyä. 
 Von  dem  Oelbaum  bezieht  man  einen  mehrfachen  Nutzen:  das  O el,  zu  welchem  man  die  
 Mehrzahl  der  geernteten  Oliven  verwendet,  die  Asche,  die  bei  dieser  Fabrikation  entsteht,  die  
 eingesalzenen  Oliven,  das  Holz  und  die  Blätter  als  Viehfutter.  W ir   wollen  der  Reihe  nach  diese  
 einzelnen  Producte  näher  besprechen. 
 Zur  Oelbereitung  hat man  auf Mallorca  eigene Fabriken, Tafonas,  welche, wenn  auch  in  einer  
 noch  sehr  primitiven  Weise,  alles  Nöthige  für  die  Gewinnung  dieses  für  die  Insel  so  wichtigen  
 Productes  enthalten.  Fast jedes Gut,  welches grössere Oelbaumpflanzungen hat,  enthält  eine  Tafona,  
 die  einen  Theil  vom  Hause  des  Besitzers  einnimmt.  Es  giebt  auch  solche,  die  für  viele  kleine  
 Besitzer  arbeiten  oder  deren  Benutzung  diesen  kleinen  Besitzern  für  ein  oder  zw ei  Tage  in  der  
 Woche  freisteht,  was  in  Folge  eines  gewöhnlich  von Alters her  gemachten Uebereinkommens  gegen  
 eine  bestimmte  einmalige  Geldentrichtung  geschieht.  Die  Erhaltung  des  Gebäudes  fällt  den  verschiedenen  
 Mitbesitzern  zur  Last,  die  sich  auch  oft  vereinigen,  um  Einer  dem  Ändern  in  der  Arbeit  
 der  Oelbereitung  behülflich  zu  sein. 
 Truy   aus  Masanella. 
 Die  Tafonas  sind  meist  ziemlich  grosse  Räume,  denen  die  Vorrathskammern  (Greners)  für  
 die  allmählich  eingesammelten  Oliven  angebaut  sind.  Diese  haben  in  ihrer  W ö lb u ng   von   aussen  
 zugängliche  Löcher,  durch  w elch e  die  Oliven  eingeschüttet  werden.  W ie   begreiflich,  müssen  
 darunter  die  so  aufgehäuften  Oliven  leiden,  und  die  Qualität  des  Oels  verschlechtert sich  dementsprechend, 
   namentlich  bei  kleinen  Besitzungen,  w o   die  O liven,  da  man  nur  selten  O e l  presst,  solange  
 liegen  müssen,  bis  man  eine * genügende  Menge  eingesammelt  hat,  nicht  selten  zwei,  drei  
 Wochen,  manchmal  auch  über  einen  Monat.  Bei  den  Besitzungen  dagegen,  die  täglich  O e l pressen,  
 werden  die  Oliven  schneller  verbraucht  und  haben  daher  nur  kurze  Zeit zu liegen.  In den Tafonas  
 mittlerer  Grösse  hat  man  zw ei  Greners,  in  grösseren  mehr,  so  zählt  man  in  Massanella  vier