Burschen schwer bepackt mit Proviant und Netzen den Stufen weg hinabsteigen zu sehen. Die
Mütter und Schwestern begleiten sie bis zur Stelle, wro der steile W e g zur Fahrstrasse hinabführt,'
und senden ihnen von dort ein herzliches Lebewohl nach, das nur die einsamen, immergrünen
Eichenwaldungen hören. Was wird die 6monatliche Abwesenheit für Leid und Freude den armen
Leuten bringen? Noch ein Gruss nach der hochgelegenen Kapelle, und fort gleitet der Llaut auf der
stillen Fluth. Sie gehen meistens ostwärts in den Buchten Pollenza’s und Alcudia’s fischen, an der
einsamen Cala wohnen sie in ärmlichen Hütten, und abwechselnd schafft einer täglich den Fang
nach Alcudia, um ihn dort zu verkaufen, von w o man ihn dann meistens nach Palma versendet.
Andere ziehen nach Westen zum Pentaleu, Andraitx, Paguera und Sta Ponza, von w o der Fang
auf der guten Fahrstrasse mit Lastwagen nach Palma verfrachtet wird; Andere wählen sich die
Die unterbrochene Mahlzeit.
Calas der Südküste, aber zumeist erst im Spätsommer. Wie sich dann das Herz der guten Leute
mit Freude erfüllt, wenn sie nach langer Trennung die hochgelegene Trinitatkirche wieder erblicken
und am heimathlichen Strande anlangen! Die dankbaren Trauben ihres Weingeländes bieten ihnen
goldene Früchte, und die schwerbeladenen Obstbäume laden zur Ruhe ein. Mit Stolz blicken sie
auf den braven Llaut, der manchen Sturm aushielt, und mit ihren besten blauen Hemden, eine rothe
Schärpe um den Leib, steigen die kräftigen, durch die Seeluft und Julisonne gebräunten Burschen
den Stufenweg hinauf und fallen in die Arme ihrer Mütter. Von allen Seiten läuft die kleine
Flottille ein, denn A lle wollen das grösste Fest Valldemosa’s, die Mare de Deu d’ Agost, in der
Familie feiern. Die Boote werden am Strande des Port heraufgezogen, und nur drei kleine Boote
bleiben in der Estaca zurück.
Die Fischer Mallorca’s tragen die gewöhnliche Matrosentracht; häufig einen runden Gorro,
roth oder grün, bisweilen eine Pelzmütze, eine wollene blaue Blouse mit Kragen und Taschen auf
beiden Seiten; die Hosen haben sie bei der Arbeit meist aufgeschürzt. Es sind frohe, gutmüthige,
sanfte Leute, arm, aber in ihrer Armuth zufrieden und für die geringste Wohlthat dankbar, mit
tiefem, aufrichtig religiösem Gefühl. Wenn die Sonne aufgeht, halten die meisten mit ihrer Arbeit
inne, und der älteste der Mannschaft spricht die W o r te : „Deu te dö bona llevada y ä noltros bona
jornada“ (Gott gebe Dir einen guten Aufgang und uns einen guten Tag, ein Vater unser und A v e
Maria dem Herrn der ganzen Welt). Als Aberglaube mag erwähnt werden, dass die Fischer am
Llaut pescador palangré.
Allerseelentag und Christi Himmelfahrt, der für sie ein grösser Fest- und Ruhetag ist, nicht
fischen- gehen.
Ihre Lieder, die sie, sowie Musik und Tanz, mit dem Landvolke gemein haben, singen sie
in einem klagenden, lallenden, süssen Ton, gewöhnlich sind es castillanische Lieder, für welche
Sprache sie eine Vorliebe haben.
Die mallorquinischen Fischer haben eben solche Faluchos w ie in Ibiza, welche Llauts genannt
werden. Es sind graziöse, schlanke und dabei seefeste Schiffe, von denen man die an der Nordküste
mit einem dreifachen Kiel versieht, um das Anslandziehen zu erleichtern, während es in der