Eine wichtige Jagd ist die auf Drosseln (Tords), welche in grösser Menge den Winter auf
der Insel zubringen. Um eine richtige Vorstellung von der ungeheuren Zahl der auf Mallorca
gefangenen Drosseln zu erhalten, möge man bedenken, dass 1S35 die allein in Valldemosa gejagten
V ö g e l einen Erlös von 1200 Libras (15600 Reales) abwarfen, wobei der Preis jeder Drossel nur
27~3 Cuartos betrug. Die Jagd ist heute noch ebenso ergiebig; der Werth der Drosseln aber ist
ein doppelt hoher geworden. W ie begreiflich, richten diese Unzahl Drosseln bedeutende Schäden
in den Olivenhainen an, deren Früchte sie mit Vorliebe verzehren, dafür liefern sie aber während
des Winters den Mallorquinern eine schmackhafte. Nahrung, die bei dem niedrigen Preis selbst den
Mallorquinische Steinhahnjäger.
weniger bemittelten Klassen zugänglich wird. Beim Drosselfang wendet man vier Jagdarten an: den
Xibiu, den Co li, die Batuda und die Llosä. Der Xibiu ist ein Baum mit buschiger Krone, die man
bisweilen noch durch Baumzweige verdichtet. Nur etwa drei oder vier schmale Oeffnungen werden
darin freigelassen, in welchen man Zweige anbringt, an denen mit Vogelleim überzogene Sparthalme
befestigt sind, w e lch e so gestellt werden, dass sie den nahenden Drosseln einen natürlichen Ruhe-
punkt darbieten hönnen.
Der Jäger versteckt sich in mondhellen Nächten, zur Zeit, wenn die Drosseln in ganzen
Schaaren über das Meer kommen, im Innern des Baumes und pfeift mit der Lockpfeife; die Drosseln,
die den Ruf hören, beeilen sich, den Baum zu erreichen und in die Oeffnungen des Laubwerkes
einzudringen, und sobald sie sich auf die Aeste, die sie durchziehen, niedergelassen haben, verkleben
sie sich die Flügel und fallen endlich zu Boden. Der Jäger, der vom Baume steigt, fängt mit einem
Netze (Salabre) die einzelnen Drosseln, und die Jagd beginnt von Neuem.
Bei der Cassäda ä Co li w äh lt der Jäger eine Stelle am Waldessaum, w o die Bäume
einen engen Durchgang bilden. Bei der Dämmerung oder bei Tagesanbruch setzt er sich in die
Mitte dieses Weges mit einem 6 m langen, zwischen zwei starken Pfahlrohrstäben ausgespannten,
grüngefärbten Netze. Die Drosseln, welche Abends zum Walde ziehen, oder denselben des Morgens
verlassen und den offenen W e g benutzen, schlagen dabei gegen das Netz, welches der Jäger
augenblicklich zu Boden fallen lässt oder mittelst der Pfahlrohrstäbe zusammen wickelt, indem er
das rechte, leichtere Rohr über das linke schlägt. Gewöhnlich setzt sich der Jäger mit dem
Rücken gegen die Richtung, von der die Drosseln zu kommen pflegen, und sucht sich und die
Pfahlrohrstäbe möglichst unter Laubwerk zu verstecken. Diese Jagd, welche bei den Bauern sehr
beliebt ist, wird regelmäfsig November bis Februar betrieben.
Die Batuda ist im Grunde dieselbe Jagdart, w ie der Coll. Wenn bei Nacht die Drosseln
ruhen, geht der Jäger still um den Baum und schlägt mit dem Pfahlrohr auf das Geäste. Die aufgescheuchten
Drosseln suchen schleunigst zu entkommen, werden aber im Netz v erw icke lt und zu
Boden geworfen. Dasselbe w ird bei jedem Baum wiederholt. In der Rege l hat der Jäger noch
einen Gefährten, der die Drosseln aus dem Netze nimmt und tödtet. Die Beiden können an einem
Abend bis zwei Dutzend Drosseln fangen.
Die vierte A r t des Fanges ist die mittels der sehr einfachen Llosas-Steinfallen. A ls Köder
benutzt man eine Raupe, die man mittelst eines Citronen-Dornes auf ein Blatt steckt. Die Gesammt-
aufstellung der Llosas, welche man Paran nennt, geschieht auf einem Berg, die einzelnen Llosas
sind 5— 6 Schritte von einander aufgerichtet. Jedes Paran zählt 500— 1000, j.a selbst 1500 Llosas; in
den Predios, w o man diese Jagd betreibt, giebt es einen ausschliesslich damit betrauten Mann.
Dasselbe Netz, dessen man sich zur Cassada ä C o li bedient, gebraucht man auch bei anderen
Jagdarten, so um Sölleras (Emberiza miliaria), Feldlerchen (Terrolas) und Schopflerchen (Cucuyadas)
zu fangen. Diese Jagd betreibt man nur im Sommer auf baumlosen Feldern, wenn die Nacht
hereingebrochen ist. Die Jäger gehen geräuschlos neben einander; der Eine trägt das Netz, und
der Andere lässt ein Viehglöcklein erschallen. Die auf dem Boden schlafenden V ö g e l glauben, es sei
ein Thier auf der Weide, und b ewegen sich nicht. Im geeigneten Augenblick lässt der Jäger das
Netz platt auf den Boden fallen, die Jäger betasten es, und drehen den darunter befindlichen Vögeln
den Hals um. Sie setzen dann mit dem Glöckchen ihren W e g weiter fort und wiederholen hier
und da den Vorgang.
Wenden w ir nun der Jagd mit den Filats unser Augenmerk zu. Man nennt Filats ein
3—8 m langes und entsprechend breites Netz. Das Geheimniss der Handhabung besteht in der A r t und
W eise es anzubinden und mit Erde und Gras zu bedecken, damit die V ö g e l es nicht bemerken.
Der Jäger versteckt sich in einer nahen, aus Laubwerk verfertigten Hütte; sind die V ö g e l da, so