Bewohner und veranlasste bei Hochwasser grosse Unglücksfälle. Unter ändern erwähnen die
Geschichtsschreiber eine grosse Ueberschwemmung, die am 14. Oktober 1403 während der Nacht
stattfand, über 1500 Häuser zerstörte und den Tod von 5000 Personen verursachte. A ls es sich
am Anfang des 16. Jahrhunderts darum handelte, die jetzige Befestigung der Stadt zu erbauen,
wurde in Hinblick auf dieses schreckliche Ereigniss der Riera ein neuer Lauf gegeben, welcher
derselbe is t, den sie gegenwärtig innehält, den Fuss der Muralla umschreibend, um bei den
Arrabal de S‘» Catalina auszumünden. Nichtsdestoweniger hat die Riera mehrmals ihren alten
Lauf wieder einzuschlagen versucht, sich nach starken Regengüssen ein neues Bett dahin gebahnt
und, ungestüm in die Stadt stürzend, daselbst grosse Verheerungen und Unglücksfälle verursacht.
Da die Gestalt der Stadt durch die Form der Festungswälle bedingt ist, w o llen w ir mit der
Schilderung derselben beginnen, zunächst aber mit wenigen Worten die Geschichte ihrer Entstehung
mittheilen.
Die Erbauung der Stadtmauer Palma’s datirt aus sehr verschiedenen Epochen, die man in
zw ei Hauptperioden trennen kann. Die erste umfasst die Zeit von 1230 bis 1500, in der man nur
partielle Constructionen vornahm, um Theile der alten arabischen Umzingelungsmauer, w elch e bei
der Eroberung der Stadt, Ende December 1229, zerstört worden waren oder sich baufällig zeigten,
wieder aufzubauen oder zu erhalten. Die zweite Periode umfasst die Zeit von 1500 an, in welcher
der Wiederaufbau und die Ausbesserung der Stadtmauer nach einem allgemeinen Vertheidigungs-
plan erfolgte, unter Annahme von Deliles-Linien und Bollwerken. Im Jahre 1575 wurde der italienische
Ingenieur Jacobo Palearo, genannt Fratin, mit der Tracirung des Befestigungsplanes beauftragt;
ihm folgte in derselben Stellung sein Bruder Jorge. Im Jahre 1580 w a r die neue Befestigung in
dem westlichen, gegen den Arrabal de St£L Catalina gelegenen Theil schon durchgeführt. Die A r beiten
wurden während des Restes des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts langsam fortgesetzt.
Um 1650-waren die Puertas de S« Catalina, Jesus und Pintada und 1670 der Hornabeque fertig-
gestelL. 1690 vollendete man den Ravelin der Puerta del Campos und 1714 den gedeckten W e g
und die Glacis der Landseite. Vom-Jahre 17x5 an bis zum Ende des-18. Jahrhunderts wurden die
Courtinen und Bollwerke auf der' Seeseite, d. h. von der Puerta del Mar bis zum Baluarte del
Muelle neben dem alten Thor dieses Namens ausgebaut; dieser letztere Theil der Festungswerke
war jedoch erst im Jahre 1801 - gänzlich vollendet und damit die neue Stadtbefestigurig v ervollständigt.
Die ganze Stadtmauer ist aus Mares-Quadern errichtet und mit einem starken Cordon,
von welchem abwärts sie leicht geböscht ist, Versehen.
Bei der Schilderung der Stadtmauer nehmen w ir von dem Haupteingang in die Stadt auf
der Seeseite, an der Stelle der einstigen Puerta del Muelle, unseren Ausgang. Dieses Thor wurde
im Juli 1873 beseitigt. Die Mauer ist abgebrochen, und eine in der Dicke der Wälle geführte steile
Treppe, die früher innerhalb des Thores ausging, führt auf die Muralla, welche, schön bepflanzt
und mit feinem Mares-Sand belegt, einen der beliebtesten Spaziergänge der Stadt bildet. Oberhalb
derselben sieht man einen älteren, von Kapernsträuchern umwucherten Mauertheil der mittelalterlichen
Stadtumfassung, theils noch mit vermauerten Zinnen, unterhalb des Palacio de los Reyes
bis zur Ecke des erzbischöflichen Palastes. Ein altes Wappen mit Inschrift ist noch in demselben
unterhalb der Domkirche zu sehen. Gleich an seinem Anfang führt ein kleiner, moderner, steiler
Treppenaufgang neben dem Palacio hinauf. Hier ist der erweiterte Theil der Muralla mit Ailanthus
bepflanzt. Die Muralla wird gegen das Meer zu, das sie beherrscht, durch eine Fahrstrasse begrenzt;
dieselbe folgt der Form der Stadtumwallung und reicht bis zum Molinar de Levante. Unterhalb der
Domkirche sieht man zwischen der vorerwähnten alten Stadtmauer und der jetzigen Umfassung einen
Wallgraben bei einer Art vortretendem zweikantigen Bollwerk, an dessen Enden sich, ebenso w ie
an dem folgenden, kleine kuppelartige Schilderhäuschen befinden, deren Eingang man jetzt vermauert
hat. A lle Bollwerke sind mit zahlreichen, nach innen breiter auslaufenden Schiessscharten
versehen und enthalten in ihrem Innern mehrere Casematten. Der Wallgraben und die innere
Mauer hören dann auf, man sieht einige demontirte Kanonen und hat einen weiten Blick auf die
grosse Rhede von Palma, welche vom Cap Blanco und vom Cap de la Calafiguera begrenzt wird,
mit der herrlichsten Aussicht auf die mit blinkenden Landhäusern besetzten Lehnen von Terreno.
Ein W e g führt von der Muralla hinüber zu einer schlecht gepflasterten Rampe und zu der niederen
schmucklosen Portelia; diese ist ein schlichtes Tonnengewölbe mit gebrochenem Bogen und zeigt
aussen ein spanisches Wappen mit der Jahreszahl 1785 in der Mitte. Darauf kommt ein dreieckiges
Bollwerk, von dem die aufsteigende Calle de Berard zu dem höher gelegenen Theil der
Stadt führt. Um auf das die Südostecke der Stadt einnehmende Bo llw e rk zu gelangen, hat man
dann etwas zu steigen. Kurz bevor man dasselbe erreicht, führt eine Strasse hinab zur Puerta del
Mar oder de la Calatrava, einen ganz einfachen Rundbogen in der hier niedrigen Stadtmauer. V on
dem Ecken-Bollwerk, w o mehrere montirte Kanonen stehen, blickt man auf den Molinar de Levante
mit einer ganzen Reihe von Windmühlen. Von dem -Bollwerk der Südostecke läuft bis zur Südwestecke
um die ganze Stadt herum ein äusserer Wallgraben.
W ir lenken auf der Muralla unsere Schritte nordwärts und besichtigen die Ostseite der
Stadtumwallung. Von dem...vorerwähnten Bollwerk der Südostecke führt eine Treppe zur Puerta
del Campo hinab. W ir gelangen über den Wallgraben, dessen Wiesengründe nur einigen Seilern als
Werkstätte dienen, indem wir eine von sieben Rundbogen getragene Brücke überschreiten, der
gegenüber ein steinernes Kreuz auf Stufen steht, auf einem spitzwinkeligen Ravelin, in welches die
Strasse durch ein Rundbogenthor hinunterführt. Das Ravelin bildet hier einen oben offenen, auf
jeder Seite von der Mauer eingeschlossenen Raum, mit einem zweiten äusseren Bogen, gegen’ den
die Strasse wieder hinaufführt, der aber auf der Aufgangsseite oben abgebrochen ist. Setzen w ir
unsern W e g auf der Muralla weiter fort, so kommen w ir zu einem stark vortretenden fünfwinkeligen
Bollwerk und kurz darauf zu einem ändern mit zahlreichen Schiessscharten, Plätzen für Kanonen
und seitlichen Kammern. Eine Strasse, sowie eine T r ep p e ,'w ie die ändern gebaut, führen
hinunter zur Puerta de S» Antonio mit dem daranstossenden ziemlich geräumigen Platz. Dieses
Thor hat auf jeder Seite drei achteckige Pfeiler, deren jeder vier Bogen der W ölbung trägt. Einst
rund, besteht es jetzt, w ie die ändern, aus einem Segmentbogen; darüber befindet sich ein Schilderhaus.
Eine Brücke, die ursprünglich eine Zugbrücke war, jetzt aber fest von Holz gebaut ist, führt
vom Thor zu einer fünfbogigen Brücke, die über den breiten Wallgraben gespannt ist. In der
Mitte derselben ist ein sperrbares Gitter an zw ei Seitenpfeilern befestigt. V on dem darauffolgenden,
etwas höher liegenden Bollwerk kann man einen Theil der Sladt übersehen; ein breiter W e g fuhrt
durch ein Thor mit grossem Bogen hinab in die Stadt. Hierauf kommt nochmals ein ähnliches
Bollwerk mit Plätzen für-Kanonen. A u f der Mauerstrecke zwischen dem zuletzt erwähnten Bollwerk
und dem hierauf folgenden nördlichsten der Stadt führt zu jeder Seite eine lange Treppe zur
Puerta Pintada mit dem grossen gleichnamigen Platze hinab. Durch dieses Thor, welches bei
den Mauren Bab Benalcofor hiess, trat am letzten Tage des Jahres 1229 Jaime I. el Conquistador
mit seinen siegreichen Kriegern in Palma ein. A u f der innern Seite desselben befindet sich eine
Balearen I. AO