manchmal noch kürzere Zeit. Man füttert sie meist nur karg und setzt ihnen einen Maulkorb auf,
damit sie den Schafen nicht wehe zu thun vermögen.
Damit sich die Schafe und Ziegen nicht zu sehr in’s Gebirge entfernen, legt man ihnen
Fesseln, aus Spartgras verfertigt, an. Es ist eine Hauptsorge der Hirten, nachzusehen, dass sie sich,
w ie das häufig geschieht, nicht in den Gebüschen und an den Felsen verwickeln und darin elend
umkommen. Vielfach werden die Fesseln von denen angewendet, die sich nur ein paar junge
Lämmer in ihren Feldern halten, damit diese sich nicht vom Hause entfernen und emporrichten
können, um die jungen Bäume zu beschädigen. Was die auf diese Weise gehaltenen Lämmer an-
Mallorquinische Schafe.
belangt, so sind sie häufig dem kleinen Pächter vom Eigenthümer auf Halbgewinn gegeben, indem
der Eine das Stück kauft, der Andere die Weide liefert, und dann der daraus bezogene Gewinn in
gleiche Theile getheilt wird.
Um die Vermehrung der Schafe zu erleichtern, lässt man in den gehütet gehaltenen Heerden
die Widder im Monat Apr il oder Mai frei, damit der W u r f der Schafe bei Beginn des Herbstes
stattfinde. Dies geschieht zu dem doppelten Zweck, dass die jungen Lämmer zur Zeit der Winterkälte
in ihrer Entwickelung w e iter fortgeschritten sind, und dass das Gras zu ihrer Ernährung
mehr gewachsen ist und sie von den Müttern mehr Milch bekommen. Bei den im Gebirge frei
lebenden Schafen bleiben selbstverständlich auch die Widder das ganze Jahr draussen.
Schafe w ie Ziegen werden gezeichnet, gewöhnlich durch einen Ausschnitt im zusammengebogenen
Ohr oder, um das Erkennen zu erleichtern, mit Farbe auf der W o lle markirt.
In den Besitzungen der Nordostküste giebt es noch halbverwilderte Schafe und Ziegen, die
nicht gezeichnet sind, da man sie nicht zu fangen vermochte, und es gehört die mallorquinische
Gutmüthigkeit dazu, dass dies keinen Anlass zu Streitigkeiten giebt. Im Mai bestreicht man die
Schafe mit Oel, um sie vor den Fliegen zu schützen. Im Juni werden sie von den Hirten geschoren
und in vielen Besitzungen der nordöstlichen Gebirgskette vereinigt man sie nur bei diesen
beiden Gelegenheiten.
Am verbreitetsten ist die mallorquinische Rasse, Lana burda, die eine weisse, lange, aber
ziemlich grobe W o lle liefert. Es sind sehr grosse, und selbst im männlichen Geschlecht in der
Mehrzahl ungehörnte Thiere mit hohen Beinen, langen fyerabhängenden Ohren und langen, fast bis
Artä - Schafe.
auf den Boden reichenden Schwänzen. Die Schnauze und die Vorderfüsse sind schwarz oder gefleckt.
Manche Widder haben Hörner, obgleich sie von hornlosen Eltern abstammen.
Der zweite Schlag, Lana merina, hat feinere W olle , ist aber wenig verbreitet, am meisten in
Llummayor und Inca. Diese Thiere sehen den oben geschilderten ähnlich, nur sind sie etwas kleinei,
mit mittelgrossen, seitwärts gewundenen Hörnern bewaffnet. Manche., besitzen deren sogar vier.
A ls eine Abart der erstgenannten kann die dritte Rasse, Auveyas de Muntana, angesehen
werden, w elch e den Hochthälern des gebirgigen Theiles zwischen Soller und Formentor angehört.
Sie hat feine W o lle und zeichnet sich durch einen kleinen und schmächtigen Körperbau aus. Es
scheint, dass die Natur der Weiden und das spärliche Futter, das sie während einiger Monate des
Jahres in jenen Gebirgsthälern finden, diese Abart entstehen liess, denn grosse Schafe aus der
Ebene, die man in jene Gegenden bringt, sterben entweder oder degeneriren derart, dass sie nach
wenigen Generationen den ändern gleich werden.
Die vierte Rasse ist unter dem Namen der Schafe von Artä bekannt; sie stellt eine Art
Zwergform dar, die der Körpergrösse nach w ie ein neugeborenes Lamm aussieht, nur nicht die
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